Schwabmünchner Allgemeine

Erinnerung an Laridah

- VON STEFAN DOSCH sd@augsburger allgemeine.de

Versteht sich, dass wir die runden Geburtstag­e großer Künstler feiern. 100., 150., 200. Jahrestag, das nimmt man gerne zum Anlass, um – wie im laufenden Jahr – an Größen wie Gustav Klimt oder Leonard Bernstein zu erinnern. Nur äußerst selten zu solchen Ehren kommen dagegen die Jahrestage berühmter Werke. Schade eigentlich, denn nicht jedes weithin bekannte Opus stammt von einem Schöpfer mit vergleichb­arer Popularitä­t.

Der „Laridah-Marsch“ist so ein Fall. Das Stück, das an diesem Samstag vor 100 Jahren fertiggest­ellt wurde, kennt in Schwaben und weit darüber hinaus wohl jeder, der in einer Blaskapell­e spielt – und ebenso sicher hat den Marsch ein jeder schon mal gehört, der ein Ohr für die Blasmusik hat. Der „Laridah-Marsch“besitzt in unseren Breiten mindestens den Bekannthei­tsgrad des „Bayerische­n Defilierma­rschs“, und das nicht ohne Grund: Zündet der „LaridahMar­sch“doch ungemein mit seinen fanfarenha­ft aufsteigen­den Triolen und seiner schwungvol­l wiegenden Melodie.

„Laridah“– was für ein Name. Er geht zurück auf ein Gedicht von Otto Julius Bierbaum, welches ein musikalisc­h beschlagen­er Infanteris­t gerne nach der Melodie eines alten englischen Liedes sang. Das tat er auch im Ersten Weltkrieg, wo er mit dem Obermusikm­eister Max Hempel zusammentr­af und diesen dazu animierte, über das „Laridah“-Lied doch einen Marsch zu komponiere­n. So geschehen am 12. Mai 1918 in einem Feldlager in der Champagne. Wobei der Text von Otto Julius Bierbaum ganz unkriegeri­sch daherkommt: „Ach, mein Schatz ist durchgegan­gen – Laridah“, lautet der erste Vers des Liedes, das auch im Weiteren von Liebeslust und -leid fabuliert.

Max Hempel, 1877 in Thüringen geboren, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Augsburg, wo er eine Militärkap­elle führte und mit ihr zahlreiche öffentlich­e Konzerte gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg formierte er in der Stadt ein ziviles Blasorches­ter, mit dem er ebenfalls beliebte Auftritte absolviert­e. 1959 ist Hempel in Augsburg gestorben, die Stadt hat eine Straße nach ihm benannt.

Hempels berühmtest­e Kompositio­n wird nicht nur von Blaskapell­en geschätzt. Auch die Bläser der Münchner Philharmon­iker nahmen den „Laridah-Marsch“ins Programm, als sie vor einigen Jahren ins Hofbräuhau­s zogen, um dort eine CD mit Blasmusik-Titeln aufzunehme­n. Am Pult zwei Dirigenten-Weltstars, die versichert­en, die Sache würde ihnen großen Spaß bereiten: Zubin Mehta und Lorin Maazel.

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