Neue Bauregeln für die Siedlung gefragt
Besitzer großer Gärten wollen Wohnraum schaffen. Die Stadt will das ermöglichen. Doch in geordnetem Rahmen. Der soll nun rasch klar definiert werden. Bedauern über Abbruch von Trevira-Schlot
Der geplante Abbruch des sogenannten Werkskamins oder Trevira-Schlots war in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Stadt nun doch etwas mehr als nur Anlass für eine reine Formalität. Bürgermeister Bernd Müller musste erwartungsgemäß erläutern, dass der Stadt das Vorhaben lediglich offizielle angezeigt werde und weder eine Billigung durch sie nötig ist, noch dass sie im konkreten Fall – mangels eigener Alternative – das Vorhaben ablehnen könne. Doch eine kurze Runde der Statements aus den Fraktionen blieb dennoch nicht aus. Man wolle durchaus einen Beschluss fassen, hieß es. Und auf Wunsch der SPD-Fraktion sollte er ausdrücklich das große oder sogar sehr große Bedauern ausdrücken. Schließlich gehe es um ein Symbol der Trevira-Stadt, auch wenn das Landesamt für Denkmalpflege keinerlei Schutzwürdigkeit habe feststellen können. So nahm das Gremium den Vorgang einstimmig mit großem Bedauern zur Kenntnis.
Bobingens Siedlung ist in ihrer Entwicklung eng mit dem nahen Chemiefaserwerk verbunden und sie kann nach dem Willen der Stadt sowie bauwilliger Bewohner weiter wachsen. Ergänzend zum Neubaugebiet im Norden, soll nämlich dem Interesse einzelner Besitzer großer Gartengrundstücke entsprochen werden, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Allerdings müsse diese Nachverdichtung in geordneten Bahnen laufen. Bürgermeister Bernd Müller und Stadtbaumeister Rainer Thierbach nahmen eine Voranfrage aus der Frühlingstraße zum Anlass für ihren Vorschlag. Dort möchte jemand im rückwärtigen Teil seines Grundstücks ein Einfa- milienhaus errichten. Die Erschließung wäre gesichert, die Bauweise würde sich in die Umgebung gut einfügen, doch die bauliche Nutzung des Grundstücks wäre doch recht massiv, fand Thierbach. Der Neubau läge nämlich außerhalb der Bereiche, die sonst entlang der Frühlingstraße bebaut sind. Der Zug der Gartenflächen würde klar durchbrochen, was einen Bezugsfall schaffen würde. Würde man hier eine Ausnahme billigen, müssten künftig auch weitere vergleichbare Bauwünsche genehmigt werden.
Die Lösung böte zum Beispiel ein Bebauungsplan für die Siedlung, doch das entsprechende Verfahren würde sehr lange dauern, wie die Stadt weiß, und würde aufgrund vieler unterschiedlicher Interessen sehr kompliziert.
Bürgermeister Müller schlug daher einen einfachen Rahmenplan vor, um klare Regeln für die Nachverdichtung zu schaffen. Und um diesen möglichst einfach und schnell zu entwerfen, müsse er nicht die Eigenheiten aller Straßenzüge beachten, sondern solle sich auf die Frühlingstraße und Herbststraße beschränken. Damit könnte den Bauwilligen dort noch heuer der Weg geebnet werden.
Der Rahmenplan soll Grundzüge einer Nachverdichtung regeln. Dazu gehören Mindestgrößen für Grundstücke, ferner Wandhöhen und Geschosszahl, Dachformen und Stellplätze.
Die Stadt Bobingen wollte solche Klarheit bereits 2012 für die ganze Siedlung schaffen und legte dazu die sogenannte Lambrecht-Planung vor. Diese sei jedoch auf starken Widerstand gestoßen, hieß es nun. Wie Bürgermeister Müller rückblickend berichtete, hätten wohl viele Bewohner in der Baumöglichkeit einen Bauzwang gesehen, der keinesfalls gegeben sei, aber als Gerücht verbreitet wurde.
Außerdem, so Thierbach, werde der grüne Bereich hinter den Häusern von vielen Bürger als wertvoll und erhaltenswert gesehen. Auch deshalb will die Stadt nun mit passenden Lösungen für einzelne Straßenzüge arbeiten.