Der schnelle Weg zum Unternehmen
Start-ups scheinen das perfekte Gründerformat zu sein. Sogar TV-Shows beschäftigen sich mit diesem Phänomen. Was dahinter steckt und was sich in Augsburg tut
Frau Hintermayr, sie sind bei der IHK Schwaben für die Beratung von Existenzgründern zuständig. Wie beurteilen sie das Phänomen Start-up, das uns gerade überall begegnet?
Claudia Hintermayr: Es ist tatsächlich so, dass Start-ups, also Unternehmen, die innovationsorientiert, technologiebasiert und auf schnelles Wachstum aus sind, im Trend liegen und deshalb immer mehr davon gegründet werden. Oft sind es Stundenten, die direkt nach dem Studium versuchen, sich mit einer aus ihrer Sicht außergewöhnlichen Idee selbstständig zu machen. Oder auch Fachkräfte aus der IT, die an für den Zukunftsmarkt zugeschnittenen Lösungen arbeiten. Das beobachten wir auch in Augsburg.
Wie viele Start-ups gründen sich in Augsburg pro Jahr?
Hintermayr: In Augsburg haben wir für 2017 genau 2387 Gewerbeanmeldungen registriert. Rund drei Prozent davon sind Start-ups im Sinne ihrer Definition, also Unternehmen, die sich mit innovativen Produkten oder Prozessen befassen und auf schnelles Wachstum aus sind. Wenn man das herunter rechnet, sind das pro Monat ungefähr sechs Start-ups, die gegründet werden.
Und wie viele von ihnen schaffen tatsächlich den Durchbruch?
Hintermayr: Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass nach fünf Jahren nur noch etwa 50 Prozent der Gründer am Markt aktiv sind.
Woran liegt das?
Das hat ganz verschiedene Gründe. Manche gehen zu blauäugig an das Thema heran, lassen sich nicht gut genug beraten. Andere bieten ein Produkt an, das so nicht gefragt ist. Das kann man nicht allgemein sagen. Was wir festgestellt haben ist, dass sich Start-ups aus dem IT-Bereich und unternehmensnahen Dienstleistungen häufiger durchsetzen als beispielsweise junge Gründer, die es in der wettbewerbsintensiven und schnelllebigen Modebranche versuchen.
Ganz so einfach wie uns manches TVFormat glauben lassen mag, ist es also nicht, vom Start-up-Gründer zum Unternehmer zu werden ...
Wer mit seinem Startup Erfolg haben will, der muss sich schon sehr genau überlegen, wie er das angehen will. Eine Idee haben, einen Webshop bauen und dann nach Investoren suchen, funktioniert nur selten. Ein Start-up aufzubauen, ist harte Arbeit. Die Idee für das Produkt oder die Dienstleistung muss gut sein, man sollte sich im Idealfall mit seinem Angebot von der Konkurrenz abheben, den Markt gut kennen und man braucht auch einen fundierten BusinessPlan. Stimmen all diese Parameter, ist die Chance deutlich höher, dass man – wie in den von ihnen angesprochenen TV-Formaten – einen Investor oder Geschäftspartner aus der etablierten Wirtschaft findet.
Was reizt etablierte Unternehmen an jungen Start-ups?
Sie sehen hier die Möglichkeit, an neue und innovative Ideen heran zu kommen, die fürs eigene Haus sinnvoll sind. Das geht sogar so weit, dass sich Unternehmen an solchen Start-ups beteiligen oder sie gar ganz übernehmen. Wenn man sich ansieht, wie rasant die Entwicklungen in manchen Bereichen sind, ist das ein sinnvoller Zusammen- schluss. Man ergänzt so die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit und nutzt die Erkenntnisse der Start-ups. Und diese gewinnen attraktive Partner und Geschäftskunden.
Welche Rolle spielen Start-ups ganz generell für die Wirtschaft?
Eine durchaus bedeutende. Wir von der IHK fangen schon damit an, dass wir sagen, jedes Start-up schafft mindestens einen Arbeitsplatz. Dazu kommt, dass diese Unternehmensform die Wirtschaftsstrukturen modernisiert, neuen Wind rein bringt, auf Fortschritt und Innovation ausgerichtet ist. Das belebt die Wirtschaft und macht sie wettbewerbsfähiger. Startups generieren zudem Umsatz . Das alles hilft auch Regionen wie Augsburg, sich weiter als attraktiver Wirtschaftsraum zu präsentieren und zu etablieren.
Wie ist Augsburg diesbezüglich aufgestellt?
Mit dem Technologiezentrum und dem Innovationspark, aber auch dem Umwelttechnologischen Gründerzentrum und bald der Uniklinik bietet Augsburg hier bereits einen guten Rahmen für solche Entwicklungen. Wir als IHK sehen, dass das Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und den Startups stetig wächst. Deshalb wollen wir auch mit Vertretern beider Gruppen ins Sillicon Valley reisen, um dort zu zeigen, wie solche Kooperationen aussehen können.