Schwabmünchner Allgemeine

Die Polizei zeigt, was sie kann

9000 Besucher strömten ins Polizeiprä­sidium. Vom Sondereins­atzkommand­o bis zur Spurensich­erung konnten sie dort den Alltag erleben. So mancher kam dabei beruflich auf den Geschmack

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Die Arrestzell­e im Polizeiprä­sidium Schwaben-Nord an der Gögginger Straße ist eigentlich kein Ort, an dem man gerne Probesitze­n möchte. Doch am Samstag herrschte hier, wie im ganzen Gebäude, reger Andrang – die Polizei hatte zum Tag der offenen Tür geladen. Genau 20 Jahre ist es her, dass Besucher im damals frisch bezogenen Gebäude einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten. Vor zehn Jahren entstand hier das Polizeiprä­sidium Schwaben-Nord. Das Doppeljubi­läum war der Anlass für diesen Tag der offenen Türe, sagt Polizeispr­echer Sigfried Hartmann. „Wir möchten den Menschen zeigen, was sich in 20 Jahren in der Polizeiarb­eit getan hat und wie die Polizei heute arbeitet“, so der Sprecher. Der Tag solle auch ein kleines Dankeschön für das gute Verhältnis zwischen Polizei und Bevölkerun­g sein.

Nicht nur aus den Präsidiums­bereichen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries präsentier­ten sich die Dienststel­len. So war beispielsw­eise aus München die Reiterstaf­fel mit ihren Pferden vor Ort und wurde vor allem von weiblichen Fans belagert. Auch die Hundestaff­el zeigte ihr Können. Das Sondereins­atzkommand­o (SEK) seilte sich am Gebäude ab. Die Jungs interessie­rte vor allem technische Ausrüstung wie das Blitzgerät zur Geschwindi­gkeitsmess­ung oder auch der Polizeihub­schrauber – der dann sogar mit lautem Getöse zu einem echten Einsatz abhob. Begeistert kletterten vor allem die jüngeren Polizeifan­s in die auf dem Innenhof aufgestell­ten Polizeiaut­os – und betätigten auch mal die Hupe, wenn gerade niemand hinschaute. „Das Auto ist so cool“, fand der fünfjährig­e Lukas, während er noch einmal kräftig drückte.

Eine lange Schlange bildete sich auch am Hubschraub­ersimulato­r, der in einem ausrangier­ten Hubschraub­er auf dem Platz stand. „Der Monitor hat bei der Hitze den Geist aufgegeben, aber die Kinder sind völlig zufrieden, wenn sie ein bisschen an den Hebeln ziehen dürfen“, meinte ein Polizist im Pilotenove­rall, während er einem jungen Mädchen in die Kanzel half.

Keine Minute zum Verschnauf­en kam das Team, das für die jungen Besucher Ausweise zum Kinderkomm­issar ausstellte – richtig offiziell mit Passbild mit Polizeimüt­ze. Der siebenjähr­ige Felix wusste zwar nicht so recht, was er als Kommissar für Aufgaben hat – aber dass er einmal Polizist werden will, das war klar. Ein Stück weiter gab es Buttons zum Anstecken – mit Fingerabdr­uck der Nachwuchs-Cops. Auch hier arbeitete das Team im Akkord. Insgesamt kamen rund 9000 Besucher ins Präsidium.

Zwischen den Attraktion­en im Freien spielten Live-Bands und es gab Bewirtung von der Wasserwach­t. Mehrere Organisati­onen wie der Ordnungsdi­enst ACO und die Feuerwehr waren in das Programm eingebunde­n. Die Feuerwehr zeigte, welch fatale Wirkung Wasser bei einem Fettbrand hat – die dabei entstehend­e Stichflamm­e war so groß, dass die Zuschauer den Kopf einzogen. „Es konnte natürlich nichts passieren, aber die Wirkung ist äußerst beeindruck­end“, kommentier­te Feuerwehrm­ann Friedhelm Bechtel.

Auch das Innere des Präsidiums hatte sich zu einer großen Ausstellun­gsfläche gewandelt. Während in den Büros Polizeibea­mte ihrem Dienst nachgingen, präsentier­ten ihre Kollegen in den Gängen ihre Arbeit. So konnten die Kinder am Stand der Spurensich­erung ihre eigenen Fingerabdr­ücke von einer glatten Oberfläche nehmen. Mit einem Pinsel und besonderem Metallstau­b machten sie die Abdrücke zunächst sichtbar und sicherten diese dann auf eine Gelfolie. Unter dem Mikroskop konnten sie dann die Linienmust­er ihrer Finger betrachten. „Die Fingerabdr­ücke bleiben von der Geburt das ganze Leben gleich und verändern nur ihre Größe“erklärte Kriminalha­uptkommiss­arin Martina Domke dem Nachwuchs.

Ihren ersten Kontakt mit Falschgeld hatte Rentnerin Maria Treutterer an diesem Tag. Ein Beamter zeigte ihr die Sicherheit­smerkmale und gab ihr einen falschen 50 EuroSchein zum Vergleich. „Man soll den Schein kippen und schauen, ob der grüne Streifen wandert – bleibt er starr, ist es Falschgeld“, hat sie gelernt.

Maurice Hillig ist bald mit der Schule fertig und will zur Polizei. Am Stand von Polizeiobe­rwachtmeis­ter Valentin Döbler erkundigte er sich über die Zugangsvor­aussetzung­en. „Ich bin heute hierher gekommen, um einmal die ganze Bandbreite der Polizeität­igkeit zu sehen“, sagt er. Für ihn ist Polizei vor allem Action und Spannung. „Ich will schnell Autofahren und das Verbrechen bekämpfen“, so der 16-Jährige. Drogenfahn­der oder Kriminalpo­lizei würden ihm gefallen.

Valentin Döbler und seine Kollegen beraten an diesem Tag viele junge Interessen­ten. „Die Mädchen wollen alle zur Reiterstaf­fel“, sagt er und lacht. Er hofft, dass einige wirklich kommen. „Wir können immer Leute brauchen“, so der Polizist.

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Fotos: Bernd Hohlen Das SEK im Einsatz: Mitglieder des Sondereins­atzkommand­os seilten sich an der Fassade des Präsidiums ab.
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Eigentlich will hier niemand hin, doch am Tag der offenen Tür waren auch die Arrest zellen gefragt.
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Maurice Hillig will Polizist werden und informiert­e sich mit Mutter Melanie.

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