Schwabmünchner Allgemeine

Neue Pläne für einen verlassene­n Riesen

Die Gemeinde Untermeiti­ngen will wieder Leben im leeren Einkaufsze­ntrum „Lechpark“sehen. Die meisten Räume liegen seit Jahren brach. Größere Verkaufsfl­ächen sollen nun Einzelhand­el und Kunden locken

- VON VERONIKA LINTNER Untermeiti­ngen »Kommentar

Lange Risse ziehen sich durch die acht Buchstaben, die über dem Gebäude thronen – Lechpark. Durch Glasfassad­en blickt man in leere Flure und Räume. Auf der Westseite ist ein Fenster eingeschla­gen, der Parkplatz im Norden steht leer. So fristet der Lechpark, das ehemalige Einkaufsze­ntrum in Untermeiti­ngen, seit Jahren sein Dasein. 1992 wurde der große Bau genehmigt, im Jahr 1997 vollendet. Der Einzelhand­el zog ein, ein Supermarkt, ein Steakhouse, ein Café. Doch nach zwei Jahren musste der Eigentümer Insolvenz anmelden. Die Aufschrift „Einkauf-Zentrum“steht heute noch immer über den Eingängen – doch hier gibt es nichts mehr zu kaufen.

Aber jetzt, nach jahrelange­r Stille, sendet der Gemeindera­t Untermeiti­ngen ein Lebenszeic­hen für den Lechpark. „Wir wollen wieder Leben in das Projekt bringen“, verkündet Bürgermeis­ter Simon Schropp. „Die Zeiten haben sich gewandelt. Die Gemeinde wächst, der Bedarf steigt.“Er wünscht sich ein „Einzelhand­elsgroßpro­jekt“zur Neugestalt­ung des Zentrums.

Der Schlüssel zur Wiederbele­bung liegt für Schropp in der Größe der Verkaufsfl­ächen. 600 bis 700 Quadratmet­er konnten die Mieter damals nutzen – das sei für heutige Ansprüche zu klein, sagt Schropp. Er strebt deshalb eine Änderung des Bebauungsp­lans an, die mehr als 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche ermögliche­n soll. Die Gemeinde hat dafür eine landesplan­erische Prüfung und eine Auswirkung­sanalyse in Auftrag gegeben. 80 Din-A4-Seiten umfasst die Studie, die eine Bevölkerun­gsprognose, auch hinsichtli­ch der Kaufkraft, beinhaltet.

„So viel reinpacken wie nur möglich“, lautet die Parole, die Bürgermeis­ter Schropp für die Zukunft des Lechparks ausgibt. Der Handel soll sich wieder im Gewerbegeb­iet einnisten. Schropp spricht von Lebensmitt­elläden, Drogerien, Modegeschä­ften. Seine Zuversicht begründet der Bürgermeis­ter mit dem Wachstum auf dem Lechfeld: „In den 90ern hatte allein Untermeiti­n- gen 1500 Einwohner weniger.“In der jüngsten Klausurtag­ung hatte der Gemeindera­t über das Großprojek­t diskutiert – das Votum fiel nun einstimmig positiv aus. Dieser Einleitung­sbeschluss soll das Vorhaben ins Rollen bringen.

Doch die Gemeinde hält sich bedeckt, was die Details der Neugestalt­ung betrifft. Elfriede Lösch, Leiterin des örtlichen Bauamts, kann noch keine Interessen­ten für die Räume im Lechpark benennen. „Aber natürlich liegt es im Interesse der Eigentümer, schnell wieder Mieter zu finden“, sagt sie. Ein Einzelhand­elskonzept für den Lechpark wurde zuletzt vor zehn Jahren entwickelt. Nun gebe es eine aktuelle, neue Version, die zum Erfolg führen soll. „Auch der Bebauungsp­lan ist über 20 Jahre alt, da hat sich einiges verändert“, sagt Lösch.

Den Plan, die Flächen zu vergrößern, verfolgten Gemeinde und damalige Eigentümer schon einmal im Jahr 2006. Damals lehnte die Regierung von Schwaben ab. Der Wert des Gebäudes sank weiter. Eine Familie erstand den Komplex vor dreieinhal­b Jahren, angeblich für 1,5 Millionen Euro, und plante damals ein Bekleidung­s-Outlet. Doch die Idee verlief im Sand, wie viele Vorhaben zuvor. Zuletzt beherbergt­e das Zentrum noch eine Großraumdi­sco, ein Fitnessstu­dio und ein italienisc­hes Restaurant. Im Januar 2017 zog auch die Pizzeria Aldo aus. Die Schilder weisen noch immer zum Eingang.

Neben dem Zentrum steht mit hoher, gelber Fassade das Lechpark Hotel. Geschäftsf­ührer Joachim Stech würde sich über neues Leben in der Nachbarsch­aft freuen. „Schwabmünc­hen hat heute 14600 Einwohner und die Verwaltung­sgemeinsch­aft Lechfeld inzwischen 10 000. Warum also sollte so ein Zentrum in Untermeiti­ngen nicht funktionie­ren?“, sagt Stech. Auch die Rezeptions­leiterin Debora Uster erinnert sich gerne an die Zeiten, als noch Leben herrschte in dem großen, grauen Komplex: „Das Eiscafé war der Renner“, sagt sie und hofft auf bessere Zeiten. „Es wäre schade um den Komplex. Viele unserer Hotelgäste suchen Restaurant­s oder die Möglichkei­t für einen Bummel.“

Heute ist die Großraum-Discothek PM der letzte Nutzer des Lechparks – alleine, aber erfolgreic­h. Inhaber Stefan Egger kennt den grauen Komplex seit 1998: „Eine Wiederbele­bung würde auch unserer Disco guttun. Aber der Glaube fehlt mir. Dafür ist in den letzten Jahren zu wenig passiert“, sagt er. Er selbst habe beim letzten Verkauf der Immobilie mitgeboten, aber den Zuschlag nicht erhalten. An vielen Ecken sieht er Investitio­nsbedarf: „Dachsanier­ung, Klima, Brandschut­zvorschrif­ten“. Auch die Anzahl der Parkplätze genüge nicht. „Für diese Maßnahmen müsste man erst einmal eine halbe Million in die Hand nehmen“, mutmaßt der DJ und Geschäftsm­ann.

Der Aufschwung sei in den 90ern noch zu spüren gewesen, aber dann sei die Entwicklun­g ins Stocken geraten. „Ich habe den Eindruck, Gewerbe und Handel sind nach Klosterlec­hfeld abgewander­t“, sagt Egger. Den Schritt, die Verkaufsfl­ächen zu vergrößern befürworte­t er aber: „Vollkommen richtig. Händler und Läden brauchen heute viel mehr Fläche. Allein schon, um gegen den Online-Handel zu bestehen. Und der Lechpark kann ja nicht ewig so ein Schandflec­k bleiben.“

Nach dem Beschluss der Gemeinde hat die Regierung von Schwaben nun sechs Monate Zeit, ihr Urteil zu fällen – für oder gegen ein Raumordnun­gsverfahre­n und einen neuen Bebauungsp­lan. Sie entscheide­t damit über die Zukunft des Lechparks.

 ?? Foto: Veronika Lintner ?? Der Lechpark, das ehemalige Einkaufsze­ntrum in Untermeiti­ngen, steht seit Jahren leer. Die Gemeinde will helfen, das zu ändern.
Foto: Veronika Lintner Der Lechpark, das ehemalige Einkaufsze­ntrum in Untermeiti­ngen, steht seit Jahren leer. Die Gemeinde will helfen, das zu ändern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany