Das Problem mit dem Maibaum
Die Mittelschule in Schwabmünchen zahlt Millionen-Forderung mit Reichsmark
Etwas verspätet, aber immerhin: Die LeonhardWagner-Mittelschule stellte erstmals einen Maibaum auf. Das hatte aber auch seinen besonderen Grund.
Die Leonhard-Wagner-Mittelschule Schwabmünchen zeichnet sich immer mehr durch gelungene Aktionen aus. Diesmal plante die Schulleitung zusammen mit dem Elternbeirat, dem Kollegium und den Schülern erstmals ein Maifest. Und das sollte groß aufgezogen werden. Die meiste Vorarbeit lief in den vielen Arbeitsgruppen der Schule, die Ideen sammelten und verwirklichten. Das Ergebnis war ein großes gelungenes Fest bei perfektem Wetter auf dem neuen Pausenhof westlich des Gebäudes. Neben gelungenen Vorführungen gab es eine ganze Reihe von Ständen, an denen Waren angeboten wurden, zum Beispiel der selbst kreierte LWMS-Burger, Papierhüte aus alten Kalendern (Upcycling genannt), Schlüsselanhänger, faire Waren im Schulweltladen, Produkte aus dem Schulgarten und vieles mehr.
Daneben gab es eine ganze Reihe von Aktionen, zum Beispiel malen, basteln, schminken, trommeln, Technik ausprobieren und und und. Da war für jeden etwas dabei.
Die Hauptattraktion war allerdings der selbst gestaltete Maibaum mit eigenhändig entworfenen und gestalteten Tafeln, die vor allem die Arbeitsgruppen symbolisieren und das neue Schullogo zeigen. Führend bei der Maibaum-Aktion war unter anderem die Praxisklasse, die vom Europäischen Sozialfond (EU gefördertes Projekt) unterstützt wird. Bevor der Baum aufgestellt werden konnte, gab es aber ein Problem:
Schulleiter Johannes Glaisner: „Wir hatten im Vorfeld mit den Schülern im Unterricht über Traditionen im Mai gesprochen. Daraufhin stahlen einige von ihnen den Baum und verlangten als Auslöse in einem Bekennerschreiben unter anderem 28 Millionen und einen Ausflug in den Skyline-Park.“
Da alles pädagogisch ausgewertet werden kann, überreichte Glaisner einen Umschlag mit kopierten Reichsmark und sprach mit den Schülern über das Thema Geldentwertung. Um ihren Ausflug zu erhalten, mussten die Diebe als Aufgabe eine lehrreiche „Schnitzeljagd“durchs Schulhaus machen.
Nachdem alles erfüllt war, kam endlich der Maibaum zurück, konnte aufgestellt, betanzt und gefeiert werden. „Alles lief auf freiwilliger Basis. Ich bin stolz, dass so ein tolles Fest zustande gekommen ist, so viele geholfen haben und gekommen sind“, so der Schulleiter, der wie viele andere auch stilecht in bayerischer Tracht gekleidet war.
Mit von der Partie waren auch einige Berufseinstiegsbegleiter der Agentur für Arbeit, deren eigentliche Aufgabe es ist, die Schüler ab der 8. Klasse und bis ein halbes Jahr nach Einstieg in die Ausbildung zu begleiten. „Seit wir sie an der Schule haben, ist die Quote der Ausbildungsabbrecher stark gesunken“, so Glaisner. Der Erlös der Aktionen an den verschiedenen Ständen kommt dem Elternbeirat zugute, der dadurch finanzschwache Schüler bei Schulaktionen unterstützen kann.
Was am Stand des Schulweltladens eingenommen wurde, ist für die Patenkinder der Mittelschule in Ghana gedacht. Und auch das hat wieder einen pädagogischen Hintergrund: „Wir konfrontieren unsere Schüler dadurch unter anderem mit den Themen Völkerverständigung, fairer Handel und Sozialverhalten“, betont Glaisner.