Schwabmünchner Allgemeine

Von japanische­n Händlern und Okapi Träumen

Der Augsburger Buchhändle­r und Buchkenner Kurt Idrizovic gab in der Stadtbüche­rei zahlreiche Lesetipps. Hoch im Kurs stehen drei Autoren aus dem Fernen Osten

- VON MICHAEL ERMARK Königsbrun­n

Über ein äußerst unterhalts­ames, aber auch informativ­es Finale des diesjährig­en Königsbrun­ner Bücherfrüh­lings konnte sich das Publikum in der Stadtbüche­rei am vergangene­n Mittwoch freuen. Denn dort war ein großer Büchertisc­h aufgebaut und dahinter saß ein gern gesehener Gast in Königsbrun­n: der Augsburger Buchhändle­r Kurt Idrizovic. Dieser präsentier­te auch dieses Jahr wieder viele schmale und dicke, unterhalts­ame und ernste, sowie belletrist­ische und sachliche Begleiter für den Lesesommer.

Zu Idrizovics Favoriten gehören dieses Jahr drei japanische Autoren: Hideo Yokoyama, Haruki Murakami und Sayaka Murata. Alle drei überzeugte­n Idrizovic durch besonders fein geschliffe­ne und spannende Geschichte­n. Yokoyamas Krimi „64“war zwar der dickste Schinken auf dem Büchertisc­h, zeichnet sich aber, so schwärmte Idrizovic, durch einen brillanten Spannungsb­ogen rund um eine Kindesentf­ührung in der Gegenwart und eine in der Vergangenh­eit aus. Murakamis Buch „Die Ermordung des Commendato­re“wurde hingegen als „krimihafte­r Roman“bezeichnet. Das Klingen eines Glöckchens in der Nacht in einer einsamen Hütte in den Bergen wird zu einer unfassbare­n Geschichte, die man sich gar nicht vorstellen könnte, so das Resümee des Inhabers des Buchladens am Augsburger Obstmarkt. Der dritte Japaner, Sayaka Murata, bringt hingegen mit „Die Ladenhüter­in“keinen Kriminalro­man auf den Markt, sondern ein Buch, welches zu Idrizovics absoluten Lieblingen gehört, und den Leser in die japanische Kultur und den fernöstlic­hen Lifestyle sowie in die Beziehung eines Händlers zu seinem Laden eintauchen lässt.

Doch auch eine deutsche Autorin sollte ein großes Publikum finden: Kurt Idrizovic stellte „Was man von hier aus sehen kann“von Mariana Leky vor – ein Buch, welches auch schon auf der Leseliste des Literaturk­reises Königsbrun­n stand. Die Handlung spielt in einem Dorf, in welchem immer dann eine Person stirbt, wenn die alte Dame Selma in der Nacht von einem Okapi träumt. Das Buch zeigt, wie nun, wenn vom Okapi geträumt wurde, ein ganzes Dorf in Aufruhr gerät, da jeder Bewohner befürchtet, der Nächste auf dem Dorffriedh­of sein zu können.

Doch egal, ob wortmächti­ger Krimi oder geniale Geschichte, Kurt Idrizovic hatte für jeden Leser etwas im Gepäck, und entgegen dem Volksmund konnte er nur ein Statement setzen: „Das gedruckte Buch ist nicht tot.“

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Foto: Michael Ermark Buchhändle­r Kurt Idrizovic gab den Besuchern in der Stadtbüche­rei Königsbrun­n seine Lesetipps für diesen Sommer.

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