Von japanischen Händlern und Okapi Träumen
Der Augsburger Buchhändler und Buchkenner Kurt Idrizovic gab in der Stadtbücherei zahlreiche Lesetipps. Hoch im Kurs stehen drei Autoren aus dem Fernen Osten
Über ein äußerst unterhaltsames, aber auch informatives Finale des diesjährigen Königsbrunner Bücherfrühlings konnte sich das Publikum in der Stadtbücherei am vergangenen Mittwoch freuen. Denn dort war ein großer Büchertisch aufgebaut und dahinter saß ein gern gesehener Gast in Königsbrunn: der Augsburger Buchhändler Kurt Idrizovic. Dieser präsentierte auch dieses Jahr wieder viele schmale und dicke, unterhaltsame und ernste, sowie belletristische und sachliche Begleiter für den Lesesommer.
Zu Idrizovics Favoriten gehören dieses Jahr drei japanische Autoren: Hideo Yokoyama, Haruki Murakami und Sayaka Murata. Alle drei überzeugten Idrizovic durch besonders fein geschliffene und spannende Geschichten. Yokoyamas Krimi „64“war zwar der dickste Schinken auf dem Büchertisch, zeichnet sich aber, so schwärmte Idrizovic, durch einen brillanten Spannungsbogen rund um eine Kindesentführung in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit aus. Murakamis Buch „Die Ermordung des Commendatore“wurde hingegen als „krimihafter Roman“bezeichnet. Das Klingen eines Glöckchens in der Nacht in einer einsamen Hütte in den Bergen wird zu einer unfassbaren Geschichte, die man sich gar nicht vorstellen könnte, so das Resümee des Inhabers des Buchladens am Augsburger Obstmarkt. Der dritte Japaner, Sayaka Murata, bringt hingegen mit „Die Ladenhüterin“keinen Kriminalroman auf den Markt, sondern ein Buch, welches zu Idrizovics absoluten Lieblingen gehört, und den Leser in die japanische Kultur und den fernöstlichen Lifestyle sowie in die Beziehung eines Händlers zu seinem Laden eintauchen lässt.
Doch auch eine deutsche Autorin sollte ein großes Publikum finden: Kurt Idrizovic stellte „Was man von hier aus sehen kann“von Mariana Leky vor – ein Buch, welches auch schon auf der Leseliste des Literaturkreises Königsbrunn stand. Die Handlung spielt in einem Dorf, in welchem immer dann eine Person stirbt, wenn die alte Dame Selma in der Nacht von einem Okapi träumt. Das Buch zeigt, wie nun, wenn vom Okapi geträumt wurde, ein ganzes Dorf in Aufruhr gerät, da jeder Bewohner befürchtet, der Nächste auf dem Dorffriedhof sein zu können.
Doch egal, ob wortmächtiger Krimi oder geniale Geschichte, Kurt Idrizovic hatte für jeden Leser etwas im Gepäck, und entgegen dem Volksmund konnte er nur ein Statement setzen: „Das gedruckte Buch ist nicht tot.“