Sauna oder Trauzimmer im Wasserturm?
14 Architekten machen bei einem Ideenwettbewerb in Kleinaitingen mit, deren Vorschläge ab heute im Nebenraum der Lechfeldhalle ausgestellt sind. Die angedachten Nutzungen sind äußerst vielfältig
Lagepläne, Grundrisse und detaillierte Beschreibungen zu dem jeweiligen Projekt hängen im Nebenraum der Kleinaitinger Lechfeldhalle. Insgesamt 14 Architekten haben ihre Ideen zur zukünftigen Nutzung des örtlichen Wasserturms eingereicht, die Vorschläge sind mitunter sehr ausgefallen.
Bei einem Bürgerworkshop im vergangenen Jahr wurde unter anderem herausgearbeitet, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wasserturms dargestellt werden sollte. Ein nun eingereichter Vorschlag eines Architekten regt eine Umgestaltung zu einem Sauna-Wellnessturm an. Neben einer Salzsauna sollen in den oberen Etagen ein Duschbereich und ein Ruheraum sowie ein Außenbereich für Feierlichkeiten zur Verfügung stehen. Außergewöhnlich ist auch der Vorschlag eines anderen Architekten. Von einer Aussichtsebene im dritten Stock soll eine Außenrutsche in den zweiten Stock führen.
Neben diesen Exoten gibt es aber auch einige Gemeinsamkeiten: Viele der 14 eingereichten Ideen sehen den Wasserturm als einen geeigneten Aussichtsturm. Die Umsetzung und Kreativität kennt dabei scheinbar keine Grenze. Mal soll eine Fensterfassade installiert werden, mal soll es eine offene Aussichtsterrasse geben oder vier offene Holzboxen im Dach errichtet werden. Mehrere Architekten hingegen möchten ein Trauzimmer in das Gebäude integrieren oder eine teilweise Nutzung als Ferienwohnung an- bieten. Auch Ausstellungsflächen, kleinere Veranstaltungsräume oder ein Café finden sich in den unterschiedlichen Nutzungskonzepten.
Während einige Ideen sich auf den Wasserturm und sein Innenleben fokussieren, ziehen andere Architekten das Außengelände in ihre Pläne mit ein. Ein Projekt konzentriert sich beispielsweise auf das Thema Wasser: Im Turm selbst soll es eine Art Wasserfall geben, im Außenbereich soll ein kleiner Bach angelegt werden. Auch ein Barfußpfad, eine Kneippanlage, ein Kletterwald oder ein Picknick-Bereich schwebt manchen Architekten vor. Teilweise soll neben dem Wasserturm ein eigenständiges Gebäude gebaut werden – samt Bistro und Veranstaltungsraum. Auch ein Rundweg für Radfahrer, die auf diese Weise noch weitere Wassertürme in der Region besichtigen können, wird mehrmals angeregt.
Es war eine knifflige Aufgabe für die Architekten, aus der kleinen Grundfläche von 5,45 auf 5,45 Metern und der Gesamthöhe von 24,8 Metern eine nachhaltige Nutzungsmöglichkeit für den 1912 bis 1924 errichteten Wasserturm herauszuarbeiten. Da für den bundesweiten Architektenwettbewerb kein finanzieller Rahmen vorgegeben wurde, sind die Kosten extrem unterschiedlich – sie reichen von einigen zehntausend Euro bis zu einer Investitionssumme von rund einer Million Euro.
Kleinaitingens Bürgermeister Rupert Fiehl ist von vielen Ideen angetan: „Da sind wirklich schöne Vorschläge dabei. Der Wasserturm soll wieder mit Leben gefüllt werden und möglichst viele Menschen ansprechen.“Für die Wasserversorgung der Bevölkerung hat der Wasserturm etwa seit den 80er-Jahren ausgedient. Er steht seitdem leer; das Wasser wird vom Zweckverband Lechfeld bezogen. Für den Wasserturm sucht die Gemeinde eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung. Fiehl saß zusammen mit den Experten – Bobingens Stadtbaumeister Rainer Thierbach, dessen Schwabmünchner Kollege Stefan Michelfeit, dem Kleinaitinger Architekt Helmut Hohenäcker sowie Roman Adrianowytsch von der Architektenkammer – sowie dem Gemeinderat Peter Höfer und dem Geschäftsführer der Regionalentwicklung Begegnungsland Lech-Wertach, Bernd Früchtl, in einer Fachjury. Vergangene Woche trafen sie sich, um die Ideen zu bewerten und ein Preisgeld von insgesamt 20000 Euro zu verteilen. Die ersten sechs Vorschläge erhielten so zwischen 8000 und 1000 Euro.
Bürgermeister Fiehl stellt klar, dass das von der Jury vorgenommene Ranking keine Auswirkungen auf die zukünftige Nutzung des Wasserturms habe. Die Bevölkerung kann sich ab dem heutigen Mittwoch bis einschließlich 29. Mai alle 14 Architektenideen im Nebenzimmer der Lechfeldhalle ansehen. Dieses ist jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet, die Bürger können auch gleich vor Ort für ihren Favoriten abstimmen. Danach wird sich der Gemeinderat damit beschäftigen und die Vorschläge diskutieren, so Fiehl zur weiteren Vorgehensweise.