Schwabmünchner Allgemeine

Das etwas andere Schulproje­kt

Die Wittelsbac­her Grundschul­e baute einen Brutkasten, um Falken vor ihren Konkurrent­en zu schützen. Das Falkenpärc­hen Tom und Tina nistet nun schon das vierte Jahr an der Schule

- VON LUNA DOLKHANI

Es ist eine echte Herzensang­elegenheit: Um Falken einen ungestörte­n Wohnraum zu schaffen, ließ Grundschul­lehrerin Gabriele Cornelius einen Brutkasten für Turmfalken bauen. Seit inzwischen vier Jahren verfolgt die Wittelsbac­her Grundschul­e nun das Geschehen in ihrem hauseignen Falkennest.

Mit einer Webcam, die im Brutkasten installier­t wurde, ist es den Kindern möglich, auf einem Monitor im Schulflur das Leben der Falken zu beobachten. „Im

Kirchneben­an turm nisteten in den letzten Jahren regelmäßig Turmfalken und Dohlen“, erklärt die Leiterin des Projekts, Gabriele Cornelius. Nachdem der Eindruck erweckt wurde, dass die Brutstelle von den Dohlen übernommen wurde, erklärte sich der Vater einer Schülerin dazu bereit, einen Brutkasten in der Schule zu errichten. Der Nistkasten hängt seit 2014 über dem Klassenzim­mer von Gabriele Cornelius, wo inzwischen jährlich die zwei Turmfalken ihre Jungen aufziehen.

Auch dieses Jahr beobachtet die Projektlei­terin mit ihrer Klasse 3a ihre Turmfalken Tom und Tina ganz genau. Seit diesem Jahr besitzen auch alle Kinder der Schule ein Forscherhe­ft, das allgemeine Informatio­nen über Turmfalken beinhaltet und Platz hat für eigene Mitschrift­en und Bilder von Momentaufn­ahmen aus der Webcam. Gabriele Cornelius und ihre Klasse erzählen von der Vogelhochz­eit bis hin zum Abschied im Herbst. Die Falken kehren in der Regel nach dem Winter im Februar aus dem Süden zum Nistkasten zurück. Anfang April beginnt die sogenannte Balz. Das Männchen umgarnt das Weibchen, um es davon zu überzeugen, als Ernährer und Aufpasser für ihre Jungen am besten geeignet zu sein. Tom konnte sich beweisen und auch der Brutplatz überzeugt Tina jedes Jahr auf’s Neue.

Im Frühjahr beginnt nun die Paarungsze­it. In diesem Jahr legte Tina im Nistkasten sechs Eier. Das Weib- chen sitzt dann etwa vier Wochen lang auf ihrer Brut und wird in der Zeit von ihrem Partner mit Nahrung versorgt. Vor ein paar Tagen war es soweit: Fünf Junge sind geschlüpft. Die Jungen werden von Tom mit Beute versorgt, die von Tina in mundgerech­te Stücke zerrupft wird. Um den Kindern Schutz und Wärme zu geben, nimmt das Weibchen sie einige Zeit unter ihr Gefieder, das nennt sich „hudern“. In den ersten Wochen nach dem Schlüpfen bringt Tom jedem Jungen eine Maus, ab etwa der dritten Woche jedoch benötigt jedes schon drei Mäuse.

Nach etwa einem Monat verlassen die Jungen zum ersten Mal das Nest und lernen neben der Kunst des Fliegens vor allem das Jagen. Weitere vier bis sechs Wochen später ist die „Ausbildung“für die Falkenkind­er abgeschlos­sen und sie verlassen das Revier. Ein Jahr später sind dann auch sie so weit, mit einem Partner eine Familie zu gründen.

Wie glücklich auch ihre Schüler das Projekt verfolgen, macht sie besonders stolz. „Mir persönlich liegt das Projekt sehr am Herzen, weil so die Stadtkinde­r mit der Natur in Berührung kommen und sie sehen, dass man Tiere schützen kann, so wie wir es tun“, sagt sie.

Die Webcam befindet sich im Brutkasten

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Stufen im Treppenhau­s der Schule sind ein begehrter Platz. Von dort aus können die Schüler das Falkenpärc­hen und ihre Jungen beobachten.
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Ein Turm falke, im Flug fotografie­rt.

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