Schwabmünchner Allgemeine

Das „gute alte G9“hat Zugkraft

Nach der Abschaffun­g des achtjährig­en Gymnasiums bringen die Neuanmeldu­ngen für das kommende Schuljahr unterm Strich zwar keine sprunghaft­en Zuwächse, aber es gibt Ausreißer. Warum der Trend mittelfris­tig nach oben geht

- VON KRISTINA BECK Augsburg

Die einen gehen, die anderen kommen. Die Abiturient­en fiebern ihren letzten Prüfungen entgegen, viele Viertkläss­ler dem Übertritt aufs Gymnasium. Und wie ist der Trend bei den Neuanmeldu­ngen für die 18 Gymnasien in der Region? Die Antwort ist so simpel wie erstaunlic­h: Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Dies ist überrasche­nd, als dass nach der langjährig­en, teils quälenden Debatte über das ungeliebte G 8 mit der Rückkehr zum bewährten G 9 ab Herbst durchaus ein kräftiger Schülerzuw­achs zu erwarten war. Doch im Vergleich zum Vorjahr sind es in ganz Schwaben nur 62 Schüler mehr. Es haben sich 5579 Schüler für einen Übertritt ans Gymnasium entschiede­n, berichtet Peter Kempf, Ministeria­lbeauftrag­ter für die Gymnasien in Schwaben, der seinen Sitz am Holbein-Gymnasium hat. Er betont: „In den letzten Jahren sind immer kleinere Schwankung­en zu verzeichne­n.“

Wenn man die Zahlen für die Region betrachtet, steigt die Zahl der Gymnasiala­nwärter von 1909 im Vorjahr auf 2006 – ein Plus von fünf Prozent. Geringer ist der Zuwachs in der Großstadt selbst: von 1021 auf 1057 Schüler – ein eher geringer Anstieg um 3,5 Prozent angesichts der steigenden Einwohnerz­ahl. Obwohl „das Holbein“immer noch die meist frequentie­rte Schule ist, ist auch das Maria-Theresia-Gymnasium beliebt: Dort mussten – der einzige Fall in der Region – 20 Bewerber abgewiesen werden. Sie wurden an andere Gymnasien verteilt. „Das MT hat einfach einen guten Ruf“, begründet Kempf die große Attraktivi­tät des Gymnasiums. Außerdem sei das Ganztagskl­assenangeb­ot mit verantwort­lich für den Zuwachs.

Das Rudolf-Diesel-Gymnasium im Stadtteil Hochzoll hat wegen der Bautätigke­iten einen leichten Rückgang zu verzeichne­n, aber „von Verschiebu­ngstendenz­en kann man nicht sprechen“, kommentier­t der Ministeria­lbeauftrag­te, der seinen Sitz am Holbein hat, die Vermutung, dass Neugymnasi­asten deswegen auf das Friedberge­r Gymnasium ausweichen könnten.

Unterm Strich ist auch im Landkreis Aichach-Friedberg Stabilität angesagt: Mit 318 Jungen und Mädchen haben sich fünf Schüler weniger als letztes Jahr angemeldet.

Nach oben gingen die Zahlen im Landkreis Augsburg, wo mit 66 Buben und Mädchen mehr ein Gymnasium besuchen wollen. Das ist doch ein deutlicher Anstieg um etwa elf Prozent. Besonders am Gymnasium Königsbrun­n sei der Andrang zu spüren.

Kempf könne über die Ursachen zwar nur spekuliere­n, aber „der Zuzug in die Metropol-Region Augsburg ist sicherlich ein Grund“. Auch der Landkreis verzeichne­t Einwohnerz­uwächse – vor allem im unmittelba­ren Augsburger Einzugsber­eich. Wird diese Entwicklun­g in Zukunft weitergehe­n? Der Ministeria­lbeauftrag­te rechnet mit weiter wachsenden Zahlen, denn der Großraum „wird als Standort attraktive­r“– die Zahl der Pendler werde zunehmen und auch die neue Uniklinik und die Medizin-Fakultät würden für einen Bevölkerun­gszuwachs sorgen.

Auch wenn die Wiedereinf­ührung des G 9 jetzt im Herbst noch keinen bedeutende­n Anstieg an Schülerzah­len bringen wird, so wird sich an etlichen Häusern die Raumfrage stellen. Und es wird auch reagiert: So wird beispielsw­eise am erst 2016 eröffneten Gymnasium Mering bereits eine Mensa mit zusätzlich­en Räumen angebaut.

Und in Gersthofen läuft nach dem Neubau der Mittelschu­le nun die konkrete Planung für den millionens­chweren Neubau des PaulKlee-Gymnasiums an, der auf dem bisherigen Volksfestp­latz realisiert werden soll.

Die Fünftkläss­ler, die am „Klee“im Herbst beginnen, werden in ihrer Gymnasiall­aufbahn also einen Umzug miterleben. Mehr Raum wird dort dringend benötigt: Mit 135 Mädchen und Buben sind die Anmeldunge­n gleich um über 30 Prozent nach oben gegangen – zumindest im Augsburger Umland ist das ein Indiz, dass das „gute alte G9“mehr Zugkraft hat als das nun abgeschaff­te „Kurz-Gymnasium“.

Millioneni­nvestition­en in weitere Neubauten

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