Schwabmünchner Allgemeine

Poesie, Punk und Power

Chansons und Lieder mit Magdalena Ganter

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie lässt sich nicht festlegen. Sie studierte Tanz, Gesang und Schauspiel an der Universitä­t der Künste Berlin. Das ist doch die Musical-Richtung? Da zögert Magdalena Ganter, ja zu sagen, letztlich verneint sie. „Ich mache Theater, musikalisc­hes Theater.“Und das zeigt sie auch eindrucksv­oll. Im Bechstein Centrum präsentier­te sich die 32-jährige, aus dem Schwarzwal­d stammende Künstlerin als Hochbegabt­e in allen Richtungen. Mit ihrem Klavierpar­tner Simon Steger bot sie ein schillernd­es musikalisc­hes Profil. Man erlebte ein musikalisc­hes Chamäleon, das sein Programm – Lieder und Chansons der 20/30/40er Jahre, Brecht/Weill, eigene Songs – mit einer tollen variablen Palette an Stimmen und Gesten würzte.

Wenn sie in einem ihrer eigenen Lieder eine Art Apokalypse beschwört, dann kann ihr Mezzo opernhaft hochfahren wie bei Nina Hagen, kippt sekundensc­hnell ab ins suggestive Flüstern, Gurren oder schleudert raue aggressive PunkRock-Töne aus. Anderersei­ts trifft sie mit Brecht/Weills „Ja da kann man sich doch nicht bloß hinlegen“einen präzis modelliert­en „Dreigrosch­en-Ton“– konzentrie­rt, durchdacht theatralis­ch (Polly hat sie schon auf der Bühne gespielt). Mit dem gefühlvoll­en, bissigen, sentimenta­len Klangparfü­m unsterblic­her 20er-Jahre-Chansons weiß sie wohldosier­t umzugehen, schlüpft problemlos in eine weitere künstleris­che Haut. Richard Heymanns „Irgendwo auf der Welt“darf man anrührend genießen, Friedrich Hollaender­s spöttische berlineris­che Idyllik „An den Mond“zaubert Magdalena Ganter mit fein angemessen­er Skurrilitä­t. Und bei „Kann denn Liebe Sünde sein“beantworte­t ihre jetzt samterotis­che Stimme die Frage von selbst. Ebenso zelebriert sie in Oscar Strauss’ „Eine Frau, die weiß, was sie will“das geschmeidi­ge Bekenntnis „Jede Frau hat eine Sehnsucht“– untrennbar frivol-unschuldig.

Bechstein richtet dem Berliner Duo eine Deutschlan­d-Tournee aus in zehn Städten, wo es seine Center gibt. Augsburg war der Auftakt. Magdalena Ganter und ihr Pianist können auch anders: Wenn in ihrem Trio „Mockemalör“der Synthesize­r hinzukommt, dann geht die Post ab, dann gibt es elektronis­che Gewitter. Schon die „Kammerbese­tzung“als Duo, wie jetzt zu hören, ließ aber solches durchaus erahnen: Poesie, Punk und Power.

Newspapers in German

Newspapers from Germany