Schwabmünchner Allgemeine

Polizisten wären wichtiger als Pferde

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger allgemeine.de

Man könnte es gehässig kommentier­en und sagen: Der Freistaat investiert eine ganze Menge Geld, um den jährlichen Festumzug zur Eröffnung des Herbstplär­rers attraktive­r zu machen. Eine Reiterstaf­fel der Polizei, die den Umzug anführt, ist schließlic­h ein besonderer Hingucker. Tatsächlic­h könnte es in absehbarer Zeit Wirklichke­it werden, dass Polizeirei­ter in Augsburg den Plärrerumz­ug begleiten. Denn das hiesige Präsidium soll, wie alle Großstädte in Bayern, in den nächsten Jahren eine eigene Reiterstaf­fel bekommen. Ministerpr­äsident Markus Söder hat das persönlich so verkündet – er sprach von einer „bayerische­n Kavallerie“. Das mag gut klingen.

Die Frage nach der Sinnhaftig­keit muss man aber stellen. Polizeipfe­rde können in manchen Einsatzlag­en durchaus sinnvoll sein. Sie flößen Respekt ein. Gerade bei hitzigen Fußballfan­s oder Demonstran­ten kann alleine das Auftreten von einigen Polizeirei­tern rasch für Ruhe sorgen. Allerdings: Solche Einsätze kann man in Augsburg an einer Hand abzählen. Bislang hat die Polizei sie auch ohne Pferde bestens gemeistert. Viel wichtiger wäre es, endlich die offenen Stellen in den Revieren zu besetzen. Das würde die Polizei wirklich stärken. Und zwar Tag für Tag. Die fünf Inspektion­en in der Stadt haben zusammen auf dem Papier 471 Beamte, tatsächlic­h verfügbar waren im zweiten Halbjahr 2017 im Schnitt aber nur 373 Polizisten. Mit den neuen Reiterstaf­feln setzt Markus Söder auf das falsche Pferd.

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