Augsburgs Polizei erhält eine Reiterstaffel
Etwa 20 Pferde sollen in den nächsten Jahren in Augsburg stationiert werden. Im Präsidium beginnt man schon mit den Planungen. Doch intern sind viele Beamte nicht besonders begeistert von dem Geschenk
Den Königsplatz hat die Polizei besonders im Blick – an dem zentralen Platz in der Stadt gibt es überdurchschnittlich viele Straftaten. Bisher fahren die Polizisten hier mit dem Streifenwagen vor, sie nutzen eines der Dienstfahrräder oder sie gehen zu Fuß. In absehbarer Zeit könnten hier auch Polizisten mit Pferden auf Streife gehen. Denn die Augsburger Polizei soll nach Informationen unserer Redaktion eine eigene Reiterstaffel bekommen. Die Planungen dafür laufen bereits.
Der neue Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in seiner ersten Regierungserklärung angekündigt, dass jede bayerische Großstadt eine Reiterstaffel bekommen soll. Er sprach wörtlich von einer „Kavallerie“. Vorgesehen ist nach Informationen unserer Redaktion, dass alle Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern eine eigene Staffel bekommen sollen. Das wären, neben München, wo es bereits eine Reiterstaffel gibt, die Städte Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt, Würzburg und Fürth. Bayernweit sollen dann rund 200 Polizeipferde im Einsatz sein. In Polizeikreisen geht man des- davon aus, dass in Augsburg wohl rund 20 Pferde stationiert werden. Es gibt bei der Polizei eine landesweite Arbeitsgruppe, die nun darüber berät, wie sich die Vorgabe von Ministerpräsident Markus Söder am besten umsetzen lässt.
Der Augsburger Polizeisprecher Thomas Rieger bestätigt auf Anfrage, dass derzeit auch beim Präsidium Schwaben-Nord eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema eingerichtet wird. Diese Runde soll die offenen Fragen klären, die mit der Einrichtung einer Reiterstaffel verbunden sind. Unter anderem geht es darum, wo sich der beste Standort für die Stallungen befindet. Denkbar ist vieles: Ein möglicher Standort wäre zum Beispiel bei der geplanten Polizeiinspektion Augsburg-West, die in den nächsten Jahren auf dem Reese-Areal in Kriegshaber gebaut werden soll. Denkbar ist auch, die Tiere auf dem Areal der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn unterzubringen.
Bei der Suche nach geeignetem Personal denke man auch an Polizisten, die bereits jetzt in ihrer Freizeit reiten und sich gut mit Pferden auskennen, sagt der Polizeisprecher. Starten kann die Reiterstaffel erst, wenn auch geeignete Pferde gefun- sind. Die Ausbildung der Tiere für den Einsatz bei der Polizei ist anspruchsvoll. Die Pferde müssen selbst dann ruhig bleiben, wenn sie einer lauten Menschenmenge oder Knallgeräuschen ausgesetzt sind.
Braucht eine Stadt wie Augsburg überhaupt Polizeipferde? Oder wäre es nicht besser, das Geld in mehr Personal oder in die technische Ausstattung zu stecken? „Wir sehen es positiv“, sagt Polizeisprecher Thomas Rieger. Die Pferde sollen unter anderem bei den Fußballspielen des FC Augsburg oder bei Demonstrahalb tionen eingesetzt werden. Auch an Streifen auf öffentlichen Plätzen in der Stadt und in den Parks und Naherholungsgebieten wie dem Siebentischwald denkt man im Präsidium.
Polizeiintern gibt es aber auch viele kritische Stimmen. Der große finanzielle Aufwand für eine eigene Reiterstaffel sei „Geldverschwendung“, meint ein höherer Beamter. Der Betrieb der Reiterstaffel dürfte pro Jahr eine sechsstellige Summe kosten. Die zunächst nötigen Investitionen, unter anderem in Stallungen und Fahrzeuge, dürften minden destens in einem ähnlichen Bereich liegen. Ein anderer Beamter kritisiert, das sei in etwa so, wie wenn man einem hungrigen Menschen statt einer ordentlichen Brotzeit eine Schachtel edle Pralinen gebe. Einsätze, bei denen es sich anbietet, auf Reiter zurückzugreifen, habe es in Augsburg und Nordschwaben bislang so gut wie keine gegeben. Die Gewerkschaft der Polizei kritisiert zudem, dass die Beamten, die bei den neuen Reiterstaffeln eingesetzt werden sollen, dann im normalen Polizeialltag fehlen. Dabei seien die Polizeiinspektionen schon jetzt unterbesetzt. Bei der Inspektion Augsburg-Mitte sind statt der vorgesehenen 154 Stellen derzeit nur 113 Beamte einsetzbar, bei der Inspektion Augsburg-Süd sind es in der Praxis nur 100 Beamte statt der 132 Planstellen auf dem Papier.
Wann soll es mit dem Einsatz der Polizeipferde losgehen? Bei der Polizei rechnet man damit, dass die Reiterstaffel in Augsburg „mittelfristig“, das heißt in den nächsten Jahren, aufgebaut werden soll. Beginnen wird man vermutlich mit einer kleineren Anzahl von Pferden. Dann soll die Staffel nach und nach ausgebaut werden.