Schwabmünchner Allgemeine

Augsburgs Polizei erhält eine Reiterstaf­fel

Etwa 20 Pferde sollen in den nächsten Jahren in Augsburg stationier­t werden. Im Präsidium beginnt man schon mit den Planungen. Doch intern sind viele Beamte nicht besonders begeistert von dem Geschenk

- VON JÖRG HEINZLE »Kommentar

Den Königsplat­z hat die Polizei besonders im Blick – an dem zentralen Platz in der Stadt gibt es überdurchs­chnittlich viele Straftaten. Bisher fahren die Polizisten hier mit dem Streifenwa­gen vor, sie nutzen eines der Dienstfahr­räder oder sie gehen zu Fuß. In absehbarer Zeit könnten hier auch Polizisten mit Pferden auf Streife gehen. Denn die Augsburger Polizei soll nach Informatio­nen unserer Redaktion eine eigene Reiterstaf­fel bekommen. Die Planungen dafür laufen bereits.

Der neue Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte in seiner ersten Regierungs­erklärung angekündig­t, dass jede bayerische Großstadt eine Reiterstaf­fel bekommen soll. Er sprach wörtlich von einer „Kavallerie“. Vorgesehen ist nach Informatio­nen unserer Redaktion, dass alle Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern eine eigene Staffel bekommen sollen. Das wären, neben München, wo es bereits eine Reiterstaf­fel gibt, die Städte Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt, Würzburg und Fürth. Bayernweit sollen dann rund 200 Polizeipfe­rde im Einsatz sein. In Polizeikre­isen geht man des- davon aus, dass in Augsburg wohl rund 20 Pferde stationier­t werden. Es gibt bei der Polizei eine landesweit­e Arbeitsgru­ppe, die nun darüber berät, wie sich die Vorgabe von Ministerpr­äsident Markus Söder am besten umsetzen lässt.

Der Augsburger Polizeispr­echer Thomas Rieger bestätigt auf Anfrage, dass derzeit auch beim Präsidium Schwaben-Nord eine Arbeitsgru­ppe zu diesem Thema eingericht­et wird. Diese Runde soll die offenen Fragen klären, die mit der Einrichtun­g einer Reiterstaf­fel verbunden sind. Unter anderem geht es darum, wo sich der beste Standort für die Stallungen befindet. Denkbar ist vieles: Ein möglicher Standort wäre zum Beispiel bei der geplanten Polizeiins­pektion Augsburg-West, die in den nächsten Jahren auf dem Reese-Areal in Kriegshabe­r gebaut werden soll. Denkbar ist auch, die Tiere auf dem Areal der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n unterzubri­ngen.

Bei der Suche nach geeignetem Personal denke man auch an Polizisten, die bereits jetzt in ihrer Freizeit reiten und sich gut mit Pferden auskennen, sagt der Polizeispr­echer. Starten kann die Reiterstaf­fel erst, wenn auch geeignete Pferde gefun- sind. Die Ausbildung der Tiere für den Einsatz bei der Polizei ist anspruchsv­oll. Die Pferde müssen selbst dann ruhig bleiben, wenn sie einer lauten Menschenme­nge oder Knallgeräu­schen ausgesetzt sind.

Braucht eine Stadt wie Augsburg überhaupt Polizeipfe­rde? Oder wäre es nicht besser, das Geld in mehr Personal oder in die technische Ausstattun­g zu stecken? „Wir sehen es positiv“, sagt Polizeispr­echer Thomas Rieger. Die Pferde sollen unter anderem bei den Fußballspi­elen des FC Augsburg oder bei Demonstrah­alb tionen eingesetzt werden. Auch an Streifen auf öffentlich­en Plätzen in der Stadt und in den Parks und Naherholun­gsgebieten wie dem Siebentisc­hwald denkt man im Präsidium.

Polizeiint­ern gibt es aber auch viele kritische Stimmen. Der große finanziell­e Aufwand für eine eigene Reiterstaf­fel sei „Geldversch­wendung“, meint ein höherer Beamter. Der Betrieb der Reiterstaf­fel dürfte pro Jahr eine sechsstell­ige Summe kosten. Die zunächst nötigen Investitio­nen, unter anderem in Stallungen und Fahrzeuge, dürften minden destens in einem ähnlichen Bereich liegen. Ein anderer Beamter kritisiert, das sei in etwa so, wie wenn man einem hungrigen Menschen statt einer ordentlich­en Brotzeit eine Schachtel edle Pralinen gebe. Einsätze, bei denen es sich anbietet, auf Reiter zurückzugr­eifen, habe es in Augsburg und Nordschwab­en bislang so gut wie keine gegeben. Die Gewerkscha­ft der Polizei kritisiert zudem, dass die Beamten, die bei den neuen Reiterstaf­feln eingesetzt werden sollen, dann im normalen Polizeiall­tag fehlen. Dabei seien die Polizeiins­pektionen schon jetzt unterbeset­zt. Bei der Inspektion Augsburg-Mitte sind statt der vorgesehen­en 154 Stellen derzeit nur 113 Beamte einsetzbar, bei der Inspektion Augsburg-Süd sind es in der Praxis nur 100 Beamte statt der 132 Planstelle­n auf dem Papier.

Wann soll es mit dem Einsatz der Polizeipfe­rde losgehen? Bei der Polizei rechnet man damit, dass die Reiterstaf­fel in Augsburg „mittelfris­tig“, das heißt in den nächsten Jahren, aufgebaut werden soll. Beginnen wird man vermutlich mit einer kleineren Anzahl von Pferden. Dann soll die Staffel nach und nach ausgebaut werden.

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Foto: Lino Mirgeler, dpa In München gibt es bereits seit Langem eine Reiterstaf­fel, hier sind die Beamten mit ihren Pferden im Englischen Garten zu sehen. Auch für Augsburg ist die Einführung der berittenen Polizei geplant. Dem Vernehmen nach könnten hier 20 Pferde stationier­t...
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Foto: Christoph Bruder Beim Tag der offenen Tür war vor Kurzem die Münchner Reiterstaf­fel im Polizeiprä sidium Schwaben Nord in Augsburg zu Gast.

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