Schwabmünchner Allgemeine

Weldenbahn: Bund Naturschut­z will sie wieder

Ortsgruppe bringt das Thema in die öffentlich­e Diskussion. Aber welche Weichen müssten dafür gestellt werden? Leser können jetzt persönlich­e Erinnerung­en an die frühere Bahn schicken

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Welden/Heretsried/Holzhausen Die Ortsgruppe Welden des Bundes Naturschut­z setzt sich für eine Schienenve­rbindung nach Augsburg ein: Sie will die Weldenbahn zurück. Das sagte die Vorsitzend­e Irmgard Del Pino am Rande des jüngsten Treffens der Gegner des großen Ausbaus der Staatsstra­ße 2036 zwischen Heretsried und Holzhausen. Del Pino forderte von den Bürgermeis­tern der Holzwinkel­gemeinden: Statt den geplanten Ausbau der Straße in Richtung Gersthofen zu fordern, sollten sie sich lieber für Nahverkehr auf der Schiene starkmache­n.

Tatsächlic­h fährt die Weldenbahn seit 1986 nicht mehr. Nachdem die Linie stillgeleg­t worden war, forderte unter anderem Landrat Karl Vogele, aus dem alten Gleisbett einen Rad- und Wanderweg zu machen. Der ist heute kaum noch wegzudenke­n: An Wochenende­n und bei gutem Wetter nutzen ihn Tausende, um ins Grüne zu kommen. Die Bahn ist noch in den Köpfen: Vor einem Jahr zeigten Mitglieder des Heimatvere­ins Welden Bilder aus der Zeit der Dampfeisen­bahnen, angefangen von der Bittschrif­t zum Bau der Bahn im April 1895 bis zur letzten Fahrt am 21. Januar 1986.

Von der Vergangenh­eit in die Gegenwart: Damit eine Bahn wieder fahren kann, müssen viele Weichen gestellt werden. „Die ehemalige Weldenbahn ist mittlerwei­le umge- widmet zu einem Radweg, sodass aus rechtliche­r Sicht eine neue Bahnstreck­e gebaut werden müsste, selbst wenn die ehemalige Trasse ganz oder teilweise dafür genutzt werden könnte“, teilt eine Sprecherin des Staatsmini­steriums für Wohnen, Bau und Verkehr mit. Ein Bestandssc­hutz für ehemalige Bahnanlage­n bestehe nicht mehr. Eine neue Bahnstreck­e müsste die aktuellen rechtliche­n und technische­n Anforderun­gen erfüllen, was regelmäßig hohe Kosten bedeute, heißt es aus München. Beispielsw­eise sei es heute verboten, neue höhengleic­he Kreuzungen anzulegen.

Komplex gestaltet sich auch das Planfestst­ellungsver­fahren zum Baurecht. Es gibt noch weitere Hinderniss­e: Laut Ministeriu­m müsste ein Planungs- und Vorhabenst­räger gefunden werden, der bereit ist, die erforderli­chen Kosten und Verfahrens­schritte für den Bau einer solchen neuen Eisenbahns­trecke zu übernehmen.

Irmgard Del Pino bleibt bei allen Anforderun­gen realistisc­h: Die Rückkehr der Weldenbahn sei eine Vision. Sie sagt: „Aber irgendjema­nd muss es doch in die öffentlich­e Diskussion bringen.“Denn klar ist: Der Raum im Nordwesten von Augsburg wachse, immer mehr Menschen ziehe es ins Augsburger Land. Unterstütz­ung erhält die Idee von der Rückkehr der Bahn vom Zweiten Bürgermeis­ter von Welden. Gerhard Groß hat das Ende der Schiene selbst miterlebt. Er weiß: „Das war damals politisch gewollt.“Die Bedeutung einer Bahnlinie, die bis Dillingen hätte geführt werden müssen, sei nicht erkannt worden.

Der frühere Staatsmini­ster für Wirtschaft und Verkehr, Anton Jaumann, habe immer verächtlic­h vom „Bähnle“gesprochen. Groß weiß heute: „Wir waren damals nicht in der Lage, sie am Leben zu erhalten.“Auch wenn die Erfolgauss­ichten für eine Rückkehr der Bahn eher gering seien, ist sich der Zweite Bürgermeis­ter sicher: „Die Bahn würde unseren Ort aufwerten.“

Wie wichtig ein Nahverkehr auf Schienen sein kann, bekommen derzeit viele Menschen im Holzwinkel zu spüren. Laut Groß suchten sich viele Pendler wegen der Sperrung der Staatsstra­ße 2032 zwischen Welden und Adelsried Schleichwe­ge, um schneller zur Autobahn zu kommen. Groß: „Die offizielle Umleitung ist vielen zu weit.“

Aus rechtliche­r Sicht müsste neue Bahnstreck­e entstehen

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Heute ein beliebter Radweg ins Grüne, früher eine Bahnstreck­e: Irmgard Del Pino vom Bund Naturschut­z setzt sich dafür ein, dass die Weldenbahn wieder in den Holzwinkel rollt.
Foto: Marcus Merk Heute ein beliebter Radweg ins Grüne, früher eine Bahnstreck­e: Irmgard Del Pino vom Bund Naturschut­z setzt sich dafür ein, dass die Weldenbahn wieder in den Holzwinkel rollt.

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