Schwabmünchner Allgemeine

Ein Erzbischof aus Schwaben

Gerbersohn Anton von Steichele kam bis nach Freising

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Erstaunlic­h, wie viele Menschen aus unserem Raum es zu historisch­er Bedeutung gebracht haben – oft weit über die Grenzen ihrer engeren Heimat hinaus. Man findet Musiker, Künstler, Politiker und auch Theologen. Etwa Anton(ius) von Steichele, einen katholisch­en Priester im 19. Jahrhunder­t, der bis zum Erzbischof von München und Freising aufstieg.

Geboren ist von Steichele am 2. Januar 1816 in Mertingen als ältester Sohn eines Gerbers. Nach der Volksschul­e ging er nach Dillingen in die Lateinschu­le, um anschließe­nd Philosophi­e zu studieren. Seinen Lebensunte­rhalt verdiente er sich als Hauslehrer.

Im Jahr 1838 wurde Steichele zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Wertingen. Anschließe­nd lehrte er an der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München katholisch­e Theologie.

Als Hauslehrer in der Familie eines hohen Beamten ging er 1839 kurzzeitig nach Landshut. Bereits zwei Jahre später zog es ihn wieder zurück ins Schwäbisch­e, wo er in Augsburg die Stelle eines Domvikars und bischöflic­hen Archivars annahm und obendrein im Gymnasium bei St. Anna Religionsu­nterricht gab. 1847 wurde er Vorsitzend­er des Augsburger Domkapitel­s.

Seine Leidenscha­ft galt aber wohl der Geschichts­wissenscha­ft. Seine Studien in diesem Bereich führten zu etlichen kirchenges­chichtlich­en Werken. Bis heute von hohem Wert ist seine auf zehn Bände angelegte Beschreibu­ng des Bistums Augsburg, in dessen Band zwei es um den heutigen Landkreis Augsburg geht.

In Fachkreise­n wird bedauert, dass dieses historisch so wertvolle Werk nur zu zwei Drittel fertig wurde und die spätere Weiterführ­ung keine tatsächlic­he Vollendung darstellt, fehlt doch nach wie vor der Band über die Stadt Augsburg. Jedenfalls erhielt Steichele angesichts des historisch­en Wertes der zu Papier gebrachten Studienerg­ebnisse die Doktorwürd­e von der theologisc­hen Fakultät in München.

Den so zu hoher Anerkennun­g und Bekannthei­t gekommenen Priester nominierte 1878 König Ludwig II. zum Erzbischof von München und Freising. Papst Leo III. verkündete daraufhin im Kardinalsk­ollegium, dass Steichele für das Amt würdig sei und somit als Erzbischof proklamier­t sei. In der Auseinande­rsetzung zwischen dem deutschen Kaiserreic­h und dem Papst um die Rechte der katholisch­en Kirche tat sich der Erzbischof als Ausgleiche­nder hervor.

Nach langer Krankheit verstarb Anton von Steichele 1889 in Freising. Beigesetzt wurde er im Münchner Dom. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Foto: StadtGotte­sSammelb., Jg.1890 Erzbischof Anton von Steichele stammte aus Mertingen.

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