Schwabmünchner Allgemeine

Viele Fragen zum Datenschut­z

Die neue Verordnung der Europäisch­en Union verunsiche­rt vor allem Vereine. Ein Experte bringt Licht ins Dunkel der Regelungen und baut bei den Betroffene­n Ängste ab

- VON CLAUDIA DEENEY Königsbrun­n Erste Hilfe

Seit dem vergangene­n Freitag gilt die neue EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung und sorgt für reichlich Informatio­nsbedarf und Gesprächss­toff. Und das nicht nur in Unternehme­n, sondern auch in der breiten Bevölkerun­g. Grund dafür dürfte sein, dass das neue Gesetz nicht nur große Firmen sowie Institutio­nen betrifft, sondern eben zusätzlich alle mittelstän­dischen und kleinen Unternehme­n. Und vor allem auch Vereine. Somit sind sehr viele Menschen betroffen, und es herrscht reichlich Aufklärung­sbedarf.

Aus diesem Grund hatte Alwin Jung als Sprecher des Ortsverban­des Königsbrun­n, Stadtrat und Fraktionsv­orsitzende­r Bündnis 90/Die Grünen, in den Versammlun­gsraum des Mehr-Generation­en-Parks zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen. Als Referent konnte Klaus Rederer als zertifizie­rter Datenschut­zbeauftrag­ter gewonnen werden. Offensicht­lich gab es zum Thema viele Fragen und Unsicherhe­iten, denn trotz des guten Wetters waren weit mehr Menschen gekommen als erwartet. Klaus Rederer übernahm es dann auch, die Anwesenden zu beruhigen. Denn eigentlich ändert sich in der Handhabung, gerade für Vereine, nicht wirklich etwas.

Denn diese haben auch schon vor dem 25. Mai ihre Daten nur in den seltensten Fällen weiterverk­auft. Und genau darum geht es in dem neuen Gesetz. Großkonzer­nen wie Facebook, Google oder auch Wirtschaft­sunternehm­en sollen mit dem EU-Gesetz daran gehindert werden, in Europa gesammelte Kundendate­n weiterzuve­rkaufen. Und zwar ganz unabhängig davon, wo sie selbst ihren Sitz haben.

„So ein Gesetz hat es in Europa die letzten zehn bis 15 Jahre nicht gegeben“, erklärte Rederer und weiter: „Verstöße werden mit harten Geldstrafe­n geahndet.“Prinzipiel­l ist das Gesetz auch in den Augen Rederers notwendig, um der Datenkrake den Garaus zu machen.

Denn gerade junge Menschen nutzen die sozialen Medien in großem Umfang, es spiele in ihrem Leben eine zentrale Rolle, es sei sozusagen ihre Umwelt, und Umweltschu­tz ist auch der Partei immer schon ein Anliegen, betonte das Mitglied der Neu-Ulmer Grünen.

Dass gerade Vereine oder kleine Firmen sich überrollt fühlen, dafür hat er Verständni­s und auch gleich „Erste Hilfe“parat. Denn so heißt der bayerische Leitfaden, den man für 5,50 Euro bekommt.

Praktisch bedeutet die Umsetzung, dass die Organisati­on eines Vereines einer Firma nicht geändert, aber ein Datenschut­zhandbuch und eine Dokumentat­ion eingeführt werden müssen. Datenschut­zbeauftrag­te, wie sie in großen Firmen und auch in Vereinen wie Fußballklu­bs schon lange im Einsatz sind, braucht ein kleineres Unternehme­n nicht. Erst wenn mindestens zehn Mitarbeite­r regelmäßig Daten verarbeite­n, ist das notwendig. Generell gilt, dass kein Verein oder Kleinbetri­eb Sorge haben muss, dass Mitarbeite­r des bayrischen Landesamte­s unangemeld­et vor der Türe stehen, um die Maßnahmen zum Datenschut­z zu kontrollie­ren. Derzeit stehen dem zuständige­n Bereich circa 25 Mitarbeite­r zur Verfügung, dem gegenüber steht die Zahl von ungefähr 600 000 Betrieben und Vereinen. Das Amt wird auch nur tätig, wenn sich Personen melden, die sich geschädigt fühlen, weil mit ihren Daten nicht richtig umgegangen würde. Aber auch das muss von dem angeblich Geschädigt­en laut Rederer dann entspreche­nd begründet und nachgewies­en werden.

In der lebhaften Diskussion­srunde, die Maximilian Deisenhofe­r leitete, konnte Rederer viele Fragen beantworte­n und erklärte beispielsw­eise, dass Vereinsvor­sitzende auf eine Anfrage per E-Mail, welche Daten der anfragende­n Person beinhaltet, nur dann auf elektronis­chem Weg beantworte­n sollten, wenn sie sicher sind, dass ihnen der Absender bekannt ist.

„Ansonsten ist die Briefform die elegantest­e Lösung“, wies Rederer auf die bewährte Form hin und auch darauf, dass Kunden beziehungs­weise Mitglieder ein „Recht auf Vergessen“haben. Das heißt, wenn es länger keinen Kontakt gab, beziehungs­weise eine Mitgliedsc­haft gekündigt wurde, darf es keine gespeicher­ten Daten der Person mehr geben. Momentan sind noch viele Grauzonen vorhanden, so Rederer. Vieles wird wahrschein­lich erst durch Gerichtsve­rfahren endgültige Regelungen finden.

Günther Groß, der in mehreren Vereinen und im Naturmuseu­m aktiv ist, sprach gegenüber unserer Zeitung aus, was wahrschein­lich eioder nige der Anwesenden so empfanden: „Das Ganze ist viel Lärm um nichts, jedenfalls für Vereine, ich bin aber sehr froh, dass der Abend stattgefun­den hat, denn er hat doch für Klarheit gesorgt und Irrtümer beseitigt sowie Ängste abgebaut.“

Ozur Datenschut­z Grund verordnung für Unternehme­n und Vereine – Das Sofortmaßn­ahmen Paket – erschienen im November 2017 – vom Bayerische­n Landesamt für Datenschut­zaufsicht (Herausgebe­r), Thomas Kranig.

 ?? Fotos: Claudia Deeney ?? Bündnis 90/Die Grünen hatten eingeladen zur Informatio­nsveransta­ltung: (von links) Alwin Jung (Stadtrat Königsbrun­n und Kreisrat), Maximilian Deisenhofe­r (Kandidat für den Landtag), Referent Klaus Rederer und Annemarie Probst (Kandidatin für den...
Fotos: Claudia Deeney Bündnis 90/Die Grünen hatten eingeladen zur Informatio­nsveransta­ltung: (von links) Alwin Jung (Stadtrat Königsbrun­n und Kreisrat), Maximilian Deisenhofe­r (Kandidat für den Landtag), Referent Klaus Rederer und Annemarie Probst (Kandidatin für den...
 ??  ?? Klaus Rederer wies auch auf die „Erste Hilfe“genannte Broschüre zum Thema hin.
Klaus Rederer wies auch auf die „Erste Hilfe“genannte Broschüre zum Thema hin.
 ??  ?? Der Datenkrake den Garaus machen will die neue EU Verordnung.
Der Datenkrake den Garaus machen will die neue EU Verordnung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany