Schwabmünchner Allgemeine

Milliarden­buße für Daimler? Wirtschaft fürchtet auch Zölle auf Autos

Diesel-Affäre: Scheuer geht in die Offensive Die vom US-Präsidente­n eingeführt­en Strafsteue­rn auf Stahl und Aluminium verunsiche­rn die deutschen Autoherste­ller. Denn Donald Trump lässt bereits Abgaben auf ihre Fahrzeuge prüfen

- Hamburg Kommentar. VON FELICITAS LACHMAYR, STEFAN STAHL UND MICHAEL KERLER Augsburg Wirtschaft.

Im Streit um die Konsequenz­en aus dem Diesel-Skandal hat Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) dem Daimler-Konzern offenbar ein Ordnungsge­ld von bis zu 3,75 Milliarden Euro angedroht. Bei seinem Treffen mit Daimler-Chef Dieter Zetsche habe der Minister den Verdacht geäußert, dass in 750 000 Mercedes-Fahrzeugen ein unzulässig­es Abgasreini­gungssyste­m eingebaut sei, berichtet der

Pro Fahrzeug könne er danach bis zu 5000 Euro berechnen.

Das Verkehrsmi­nisterium ließ den Bericht unkommenti­ert. Ein Sprecher Scheuers teilte lediglich mit, nach dem Treffen stehe nun „der konkrete Fahrplan“. Vereinbart worden sei die Klärung hochkomple­xer technische­r Fragen. Daran arbeiteten alle derzeit mit Hochdruck. Scheuer hatte Zetsche am Montag eine Frist von 14 Tagen gesetzt, um die Vorwürfe möglicher Abgasmanip­ulationen zu klären.

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Spiegel.

Seit Freitag erheben die USA Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Doch ist das womöglich erst der Anfang? Experten befürchten, dass US-Präsident Donald Trump bald auch die deutsche Autoindust­rie mit Zöllen belegen könnte. Das US-Handelsmin­isterium prüft jedenfalls bereits Abgaben auf importiert­e Autos. Dies würde deutsche Hersteller, für die die USA noch immer ein wichtiger Markt sind, schwer treffen. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron warnt indes vor schwerwieg­enden langfristi­gen Folgen. Er sagte, Trumps Entscheidu­ng sei illegal und ein Fehler: „Der wirtschaft­liche Nationalis­mus führt zum Krieg. Das ist genau das, was in den 30er Jahren passiert ist.“

Die deutschen Autoherste­ller haben im Jahr 2017 über 490 000 Autos nach Amerika exportiert. Sie beobachten die Vorgänge daher „aufmerksam und mit Sorge“, teilte un- längst der Verband der Automobili­ndustrie mit. Allein BMW lieferte über 200 000 Autos in die USA, stellte allerdings noch mehr in seinem Werk in Spartanbur­g im Bundesstaa­t South Carolina her. Das Unternehme­n fordert deshalb einen raschen Abbau von Handelssch­ranken: „Barrierefr­eier Marktzugan­g ist ein entscheide­nder Faktor nicht nur für das Geschäftsm­odell der BMW-Group, sondern auch für das Wachstum, den Wohlstand und die Beschäftig­ung in der gesamten globalen Wirtschaft“, sagte BMWSpreche­r Glenn Schmidt.

Das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaft­sforschung warnt vor einem tief greifenden wirtschaft­lichen Konflikt zwischen den USA und Europa. „Die Zoll-Entscheidu­ng ist hochgradig schädlich und riskant. Sie könnte den Beginn eines Handelskri­eges markieren“, sagte IfoPräside­nt Clemens Fuest unserer Zeitung. Europa müsse daher sofort Gegenmaßna­hmen ergreifen, sollte aber gleichzeit­ig anbieten, dass beide Seiten alle Zölle im transatlan­tischen Handel abschaffen.

Dafür plädiert auch Max Aicher, Geschäftsf­ührer der Lech-Stahlwerke. „Es ist ein unsinniges Spiel, sich das Leben mit Zöllen schwer zu machen“, so Aicher. Sie gehörten abgeschaff­t, dann würde sich der Wettbewerb nur noch auf Qualitätse­bene abspielen. Den US-Strafzölle­n auf Stahl blickt Aicher aber gelassen entgegen. „Ich befürchte keine direkten Auswirkung­en auf unser Unternehme­n. Auf Dauer setzt sich die beste Qualität durch. Wir haben dahingehen­d einen Vorteil gegenüber anderen Unternehme­n.“Die LechStahlw­erke sind der einzige Stahlherst­eller in Bayern mit einer zusätzlich­en Produktion­sstätte in Kanada. Mit ihren Erzeugniss­en beliefert die Firma deutsche Autoherste­ller, exportiert aber nicht direkt in die USA.

Wie die Zölle die Unternehme­n treffen, lesen Sie in der

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Bild: Sofia Lammeyer,

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