Beinharte Fessel
Die Hosenbeine hochkrempeln und Knöchel zeigen – das ist Flanking, ein Modetrend, der diesen Sommer wieder die Füße der Trendsetter erobert. Ein zündender Geistesblitz der Textil- und Modeindustrie, die in den vergangenen Jahrhunderten ihre Genialität nicht nur mit zahlreichen Kreationen wie Mini, Midi, Maxi, Schlag und Karotte bewiesen hat. Sondern auch mit bahnbrechenden Erfindungen: Die Spinning Jenny etwa, als erste industrielle Spinnmaschine aus dem 19. Jahrhundert ein Meilenstein der Technikgeschichte, steigerte die Textilproduktion revolutionär. Ein weiteres Beispiel ist der Zungenbrecher Polyhexamethylenadipin... wtf, nichts anderes als Nylon, der erste vollsynthetische Kunststoff, der als Feinstrumpfhose im Nu die Beine der gesamten weiblichen Modewelt eroberte. Und Halleluja, jetzt hat uns diese Branche mit ihrer nächsten Idee gesegnet: dem Flanking.
Wie eine Art Dekolleté 2.0 setzen Fashionistas und Fashionistos diese verkannte Stelle des menschlichen Körpers glamourös in Szene – ein viel zu wenig beachtetes Körperteil, so schön bleich und knöchern, wie herrlich. Ein weiterer Pluspunkt: Flanking schont den Geldbeutel. Einfach die Haute-CoutureHochwasserhose, die der Trockner beim letzten Waschgang in weiser Voraussicht schrumpfen ließ, aus der hintersten Ecke des Schranks rauskramen, reinschlüpfen – et voilà, total vintage. Zudem betont der avantgardistische Look besonders die Beine, worauf alle giraffösen Damen und zwergenhaften Männer jeden Tag bei der Kleiderauswahl besonders viel Wert legen. Und how sophisticated ist es bitte, vor lauter Fashionliebe sich im Sommer besonders elegante Bräunungsstreifen am Fuß zu holen? Oder im Winter dicke Eiszapfen am Hosensaum?
Dieser Trend hat genauso viel Reiz, wie mit Spinat in den Vorderzähnen und offenem Hosentürchen zum Bewerbungsgespräch zu stolpern. Ist es doch so charmant, sich von der ganzen Knöchelei eine fiese Blasenentzündung zu holen.