Dinkelscherben kocht (ab)
Chlorungs-Anordnung sorgt für Ärger
7000 Dinkelscherber müssen über die kommende Woche hinaus ihr Wasser abkochen. Denn mit der vom Landratsamt angeordneten Sicherheitschlorung des Trinkwassers kann im Netz Oberschöneberg frühestens am Montag in einer Woche begonnen werden. Im Netz Dinkelscherben soll es sogar noch eine Woche länger dauern. Das sagte Bürgermeister Edgar Kalb am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung. Zudem berät sich die Marktgemeinde mit Anwälten. Die Fragestellung: Lässt sich die Anordnung des Gesundheitsamtes rechtlich kippen?
Denn nach Auffassung des Rathauschefs wird Dinkelscherben ungerecht behandelt. Obwohl in den jüngsten Wasserproben keine Keime mehr vorkamen, besteht das Gesundheitsamt auf der Chlorung. Begründung: Die Dinkelscherber Wasserversorgung entspreche nicht dem Stand der Technik.
Eine Gefährdung der Bevölkerung sei nicht auszuschließen. Die Leitende Regierungsdirektorin Christina Hagen vom Landratsamt, der die Kontrolle der Wassernetze zugeordnet ist, sagt: „Wir müssen aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ausschließen können, dass etwas passiert.“So lange die bereits im Februar geforderte Gefährdungsanalyse nicht vorliege, sei an eine Aufhebung des Chlorgebots nicht zu denken.
Kalb hält dies für unverhältnismäßig. „Dass in einer Wasserversorgung dieser Größenordnung rein vorsorglich gechlort wird, gibt es nirgends.“Die Dinkelscherber Wasserversorgung sei auch nicht schlechter als viele andere. Kalb: „Dann müsste man in halb Bayern chloren.“
Nach Angaben des Branchenverbandes VBEW müssen im Freistaat in den nächsten Jahren bis zu 15 Prozent der Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen saniert werden. Wie es um die 33 öffentlichen Wassernetze im Landkreis Augsburg bestellt ist, wird derzeit untersucht. Wie der Begründung für die Abkoch- und Chlorungsanordnung vom 6. Juni zu entnehmen ist, waren die Kontrolleure in Dinkelscherben Anfang Februar zu Besuch.
Ende Mai hat die Marktgemeinde die von den Behörden im Februar geforderte Risikoanalyse in Auftrag gegeben. Bis sie vorliegt, dauert es nach Einschätzung des Landratsamtes rund sechs Monate. Vorher stehe eine Aufhebung der Chlorung nicht zur Debatte. Sie lässt nach Angaben der Marktgemeinde den Wasserpreis um mehr als einen Euro pro Kubikmeter steigen.