Das Warten hat jetzt ein Ende
30 Jahre hat es bis zur Eröffnung eines großen Supermarkts in Graben gedauert. Nach einjähriger Bauzeit können heute die ersten Kunden dort einkaufen. Unsere Zeitung schaute sich bereits gestern vor Ort um
Es ist ein ganz gewöhnlicher Supermarkt – im Eingangsbereich duftet es nach frischen Semmeln, ein paar Meter weiter ist die Obst- und Gemüseabteilung. Reife Bananen und saftige Tomaten springen den Kunden förmlich an. Nichts Besonderes eigentlich. Für Graben hingegen ist es ein fast schon historisches Ereignis. Denn in der weniger als 4000 Einwohner zählenden Gemeinde eröffnet heute die Handelskette Edeka einen Supermarkt.
Der Kampf gegen Verwaltungsvorschriften, den Bürgermeister Andreas Scharf und sein Amtsvorgänger Hans Winkler geführt hatten, die Suche nach einem Investor sowie einem Einzelhandelspartner sind nach 30 Jahren nun erfolgreich beendet. Wegen der geringen Einwohnerzahl hatten dies die Unternehmen bislang abgelehnt. Doch im Laufe der Zeit änderten sich zwei wichtige Faktoren: Zum einen stieg die Einwohnerzahl, zum anderen habe die Handelskette Edeka ihre Strategie geändert. Sie wolle sich im ländlichen Raum mehr als wohnortnaher Versorger positionieren.
Scharf bezeichnete die Eröffnung des Supermarktes in seiner launigen Rede gar als eines der fünf bedeutendsten Ereignisse der Gemeinde – ähnlich historisch wie die Lechfeldschlacht 955 oder die erste urkundlichen Erwähnung Grabens im Jahr 1063. Nach einem Supermarkt suchte man im Ort bisher vergeblich. Deshalb könne es die Gemeinde auch verschmerzen, dass die Eröffnung deutlich später als geplant gefeiert wurde. „Auf die paar Monate kam es jetzt auch nicht mehr an“, sagte Scharf und lachte. Zunächst war eine Eröffnung des Supermarktes für Spätherbst 2017 geplant, wenige Monate später wurde vom Investor der Dezember 2017 genannt. Schon damals sprach die Baufirma von einem sehr ehrgeizigen Datum. Der Spatenstich erfolgte im Mai des vergangenen Jahres, fünf Monate später wurde Richtfest gefeiert. Und weitere acht Monate später steht die Eröffnung am heutigen Dienstag an.
In der 1200 Quadratmeter großen Verkaufsfläche finden die Kunden ein Sortiment von etwa 17 000 verschiedenen Artikeln. Ein Automat für die Leergutannahme ist über ei- nen separaten Eingang zu erreichen. 80 Parkplätze stehen zur Verfügung, die voraussichtlich dringend benötigt werden, denn: Der neue Edeka-Markt an der Lechfelder Straße sei derzeit ein ungünstiger Standort, da er für viele nicht zu Fuß zu erreichen sei, sagte Ulrich Glöckl vom Büro Schlothauer & Wauer Anfang des Jahres. Er stellte vor einigen Monaten das Verkehrskonzept für das Lechfeld vor und bezeichnete die Situation mit dem Supermarkt als „eine Verkehrsplanung für das Auto“, was sich aber in Zukunft durch neue Baugebiete noch ändern soll.
Für die Kunden öffnet der Edeka erstmals am heutigen Dienstag um 7 Uhr, die Einkäufe können dann werktags jeweils von 7 bis 20 Uhr erledigt werden. Unsere Zeitung durfte bereits am Montagabend einen Blick ins Innere des Gebäudes werfen. Der Markt selbst ist in einem modernen Design und einer innen gut sichtbaren Holzkonstruktion gehalten. 800 000 Euro investierte Edeka in die Ladeneinrichtung, also ohne die Baukosten. Lothar Odenbach ist Geschäftsführer der Edeka-Tochter NK Südfilialen, die das Objekt betreibt, und nennt weitere Zahlen zu dem Projekt: Etwa 355 laufende Regalmeter gibt es in dem Edeka, dazu eine 14 Meter lange Bedienungstheke, 22 Meter Obst und 35 Meter Getränke. 20 Angestellte arbeiten in der Filiale in Graben, Marktleiterin ist Sabine Geislinger, die zuvor in selber Position in Großaitingen und Schwabmünchen beschäftigt war. Die Bäckerei Wünsche bietet sowohl innen als auch außen einen Sitzbereich mit insgesamt 38 Plätzen an. Sie hat zudem sonntags zwischen 8 und 11 Uhr geöffnet.
Der katholische Pfarrer Thomas Demel und sein evangelischer Kollege Leander Sünkel gaben dem neuen Markt den kirchlichen Segen. Sie erhielten von Odenbach jeweils einen Scheck in Höhe von 500 Euro, der für die Neugestaltung des Kirchenhofes sowie für die Ausstattung des neuen Raumes im Pfarrheim angedacht ist.
Der Supermarkt hat Auswirkungen auf den Verkehr. Im Bereich des neuen Edeka-Marktes wurde eine Überquerungshilfe gebaut. Weil das Versetzen der Ortstafel wegen der nicht geschlossenen Bebauung rechtlich nicht möglich ist, beschloss der Gemeinderat eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 Stundenkilometer.