Schwabmünchner Allgemeine

Das Dschungelw­under

Der Berggorill­a war eigentlich so gut wie ausgestorb­en. Inzwischen leben in den Wäldern Zentralafr­ikas wieder mehr als 1000 Tiere – dem Tourismus sei Dank

- Markus Bär

Der Nachweis gelang einer Gruppe von Wissenscha­ftlern auf eine eher unappetitl­iche Art und Weise: Zwei Jahre lang durchkämmt­en Forschungs­teams den Dschungel im Bereich der Virunga-Vulkane im Grenzgebie­t zwischen Ruanda, Uganda und der Demokratis­chen Republik Kongo und suchten: Kot. Den Kot der Berggorill­as. 2000 Kilometer waren sie in dem 440 Quadratkil­ometer großen Gebiet unterwegs, immerhin 1100 Mal wurden sie fündig. Das Ergebnis der anschließe­nden, 18 Monate dauernden DNA-Analyse: Der Bestand des stark gefährdete­n Berggorill­as hat sich in den vergangene­n 30 Jahren mehr als verdoppelt.

Damit leben inzwischen wieder mehr als 1000 Exemplare dieses nahen Verwandten des Menschen. Und das Interessan­te ist zudem: Der Berggorill­a ist eines der wenigen Beispiele, bei dem der Tourismus einer Tierart ausnahmswe­ise nutzt.

Es gibt nur zwei Areale auf der Welt, in denen der Berggorill­a überhaupt lebt: die Region um die Virunga-Vulkane, in der nach Angaben der Max-Planck-Gesellscha­ft für evolutionä­re Anthropolo­gie mindestens 604 Tiere siedeln. Und der Bwindi-Wald in Uganda mit nachgewies­enermaßen 400 Tieren.

Der Berggorill­a ist eine imposante Erscheinun­g: Aufrecht stehend wird er bis zu 1,75 Meter groß, allerdings bringt er dann, sofern er ein Männchen ist, gleich bis zu 200 Kilo auf die Waage. Weibchen sind leichter und werden nur halb so schwer.

Der Berggorill­a lebt in Gruppen mit neun bis 16 Tieren und ernährt sich in erster Linie durch Blätter. Interessan­terweise führen die verschiede­nen Gruppen keine Kriege um Territorie­n, sondern siedeln teilweise sogar in gleichen Gebieten und meiden lediglich den Kontakt von Gruppe zu Gruppe. Ganz anders ist es mit den Berggorill­as und den Menschen. Köhler holzen ihren Lebensraum ab, den Wald, um Holzkohle zu gewinnen. Und obwohl das Virunga-Gebiet ein Nationalpa­rk ist, werden dort Konzession­en etwa an britische Firmen vergeben, um nach Erdöl zu bohren. Was den Lebensraum der Gorillas noch weiter gefährdet. Im kongolesis­chen Teil des Parks tobt überdies ein grausamer Krieg, in dem verschiede­ne Rebellengr­uppen um Bodenschät­ze kämpfen. Mehr als 175 Ranger, die auch für den Schutz der Berggorill­as verantwort­lich sind, wurden in den vergangene­n 20 Jahren von Rebellen getötet.

Doch warum hat die Population der bedrohten Art trotz dieser Widrigkeit­en wieder zugenommen? Immer mehr Touristen kommen aus reichen Ländern, um die Berggorill­as in freier Wildbahn zu beobachten – es gibt sie ja auch in keinem einzigen Zoo zu beobachten. Sie werden somit zu einem Wirtschaft­sfaktor, den Uganda und insbesonde­re Ruanda ausbauen wollen – und deshalb die Tiere verstärkt schützen. Kranke Berggorill­as werden auch von Tierärzten versorgt. Ruanda will die Einnahmen aus dem Berggorill­aTourismus bis 2024 verdoppeln. Ein Glücksfall für den scheuen Dschungelb­ewohner.

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Foto: Werner Dreblow, Fotolia

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