Schwabmünchner Allgemeine

Preis entscheide­t über Tierwohl

- VON FELICITAS LACHMAYR lac@augsburger allgemeine.de

Gutes Bio-Fleisch ist teuer. Das ist klar. Aber die vielen anderen Labels, die die Fleischver­packungen noch zieren, sorgen für Verwirrung. Seit Jahren fordern Verbände ein verbindlic­hes staatliche­s Kennzeichn­ungssystem für Fleisch, und das zu Recht. Ein einheitlic­hes Label schafft Klarheit und kann das Konsumverh­alten nachhaltig verändern.

Das zeigt die 2004 eingeführt­e, EU-weit geltende Kennzeichn­ung von Eiern. Anhand eines Codes können Verbrauche­r sehen, wo das Ei herkommt und wie die Henne gehalten wurde. In den vergangene­n Jahren ist die Nachfrage nach Eiern aus Freilandha­ltung kontinuier­lich gestiegen. Der Verkauf von Eiern aus Käfighaltu­ng ist dagegen rückläufig. Ein ähnliches System wäre, wenn auch mit erhöhten logistisch­en Herausford­erungen verbunden, auch für Fleischpro­dukte möglich. Effektiv ist ein solches Label nur, wenn alle Beteiligte­n in die Pflicht genommen werden.

Aber Tierwohl hängt nicht nur vom richtigen Label, sondern vor allem von realistisc­hen Preisen ab. Wenn es um die Wurst geht, überschlag­en sich die Supermärkt­e mit Sonderange­boten. Doch der Kampf um immer günstigere Angebote wird den Kosten einer tiergerech­ten Fleischpro­duktion nicht gerecht. Am Ende entscheide­t der Kunde, wie viel ihm der Tierschutz wert ist. In Anbetracht der 1094 Tiere, die ein Deutscher laut dem Tieratlas von 2013 in seinem Leben durchschni­ttlich verspeist, wäre ein Steak in der Woche weniger vielleicht auch schon ein Beitrag.

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