Dicke Luft bei Wanzl
Mitarbeiter wollen einen Tarifvertrag
Um die 450 Beschäftigte der Wanzl-Werke in Leipheim (Landkreis Günzburg) und Kirchheim (Landkreis Unterallgäu) sind am frühen Donnerstagnachmittag für eine Stunde vor das Tor von Werk 4 in Leipheim getreten – nach dem Dezember 2017 zum zweiten Mal. In diesem Werk sitzt auch die Geschäftsführung des weltgrößten Herstellers von Einkaufswagen. An sie waren die Vorwürfe der IG Metall, die diese „aktive Mittagspause“organisiert hatte, gerichtet: Die Unternehmensführung nehme die Belegschaft nicht ernst und ignoriere konsequent deren Forderung nach einem Tarifvertrag.
Die Firma ist nicht tarifgebunden, hat sich in der Vergangenheit aber an die erzielten Abschlüsse der Tarifpartner angelehnt. Die letzten beiden Lohnerhöhungen 2016 und 2018 (insgesamt ein Plus von 6,3 Prozent) seien allerdings nicht an die Mitarbeiter weitergegeben worden. Damit fehlen nach Berechnungen der Gewerkschaft einem Facharbeiter brutto 185 Euro im Geldbeutel – und das jeden Monat.
Die Geschäftsführung steht einem „Tarifvertrag mit allen Inhalten der Fläche“skeptisch gegenüber. Er nehme der Firma die „Flexibilität, den Anforderungen gerecht zu werden, die in unserer Branche gestellt werden“, sagt Klaus Meier-Kortwig, Vorsitzender der Wanzl-Geschäftsführung. Der aktuelle Tarifabschluss in der Metallund Elektroindustrie ist nach der Aussage des Managers „mit unserer Wertschöpfungskette nicht umsetzbar“. Dennoch will die Geschäftsleitung ab Anfang Juli mit der IG Metall in Dialog treten.
Günter Frey, erster Bevollmächtigter der IG Metall Neu-Ulm/ Günzburg, plädierte vor den mit Trillerpfeifen demonstrierenden Arbeitnehmern für eine möglichst große Geschlossenheit in der Belegschaft. Das sei das wirksamste Argument der Gewerkschaft.