Schwabmünchner Allgemeine

Landtag schafft Straßenaus­baubeiträg­e ab

Rückwirken­d zum 1. Januar 2018 werden alle Bescheide aufgehoben. Die Freien Wähler ziehen ihr Volksbegeh­ren zurück, wollen aber für weitere Erleichter­ungen kämpfen

- VON HENRY STERN München »Kommentar

Die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e in Bayern sind endgültig abgeschaff­t: Vier Monate vor der Landtagswa­hl verabschie­dete die CSU-Mehrheit endgültig eine entspreche­nde Gesetzesän­derung. Die Freien Wähler, die durch ein Volksbegeh­ren treibende Kraft bei der Abschaffun­g waren, sowie die SPD stimmten der Neuregelun­g zu. Die Grünen enthielten sich.

Mit dem neuen Gesetz werden ab dem 1. Januar 2018 verschickt­e Bescheide aufgehoben. Bereits bezahlte Beiträge werden von den Kommunen zurückerst­attet. Bis zum 31. Dezember 2017 verschickt­e Bescheide bleiben weiter gültig, darin erhobene Gebühren müssen bezahlt werden.

Diese Stichtagsr­egel sei „moralisch fragwürdig und juristisch unhaltbar“, kritisiert­e der Freie-Wähler-Abgeordnet­e Bernhard Pohl (Kaufbeuren). Vor allem, dass allein das Datum des Bescheids, nicht aber die Fertigstel­lung der Straßensan­ierung für die Zahlungspf­licht maßgeblich ist, bringt die Freien Wähler auf die Palme: Daraus entstehe die „unhaltbare Situation“, dass für eine im Jahr 2017 fertiggest­ellte Straße ohne Bescheid nicht bezahlt werden müsse, während vor Fertigstel­lung der Straße verschickt­e Bescheide zahlungspf­lichtig blieben. Die Freien Wähler fordern eine Rückerstat­tung aller Beiträge bis 2014.

Umstritten bleibt auch der finanziell­e Ersatz für die Kommunen: Laut Gesetz muss der Freistaat nach einer Übergangsp­hase hundert Millionen Euro pauschal auf alle bayerische­n Kommunen verteilen. Bisher hatten gut zwei Drittel der Gemeinden eine Beitragssa­tzung, mit der bis zu 65 Millionen Euro pro Jahr erhoben wurden. Die Freien Wähler fordern 150 Millionen Euro vom Freistaat für die kommunalen Straßen: Die einfache Hochrechnu­ng der bislang erhobenen Summe auf alle Kommunen reiche nicht, weil viele Ortsstraße­n mangels Sanierung in einem schlechten Zustand seien, argumentie­rte Pohl.

Das laufende Volksbegeh­ren wollen die Freien Wähler trotz ihrer Kritik zurückzieh­en, weil das neue Gesetz die wesentlich­e Forderung der Abschaffun­g erfüllt. Parteichef Hubert Aiwanger kündigte aber an, nach der Landtagswa­hl weitere Verbesseru­ngen für die Bürger durchsetze­n zu wollen. CSU-Innenstaat­ssekretär Gerhard Eck (CSU) warf der Aiwanger-Partei Populismus vor: „Das ist ein politische­r Popanz, der schier unerträgli­ch geworden ist.“Der Abgeordnet­e Jürgen Mistol (Grüne) warnte, die Abschaffun­g der Beiträge bedeute nicht, dass der Straßenbau nun umsonst sei. Statt der Hausbesitz­er müssten nun aber alle Bürger dafür bezahlen.

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Foto: David Ebener, dpa Die Straßenaus­baubeiträg­e sind endgül tig abgeschaff­t.

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