Schwabmünchner Allgemeine

„Die Party ging unentwegt weiter“

Philipp Grubauer von den Washington Capitals ist der erste deutsche NHL-Torhüter, der den Stanley Cup gewinnt. Der Rosenheime­r über die Feier mit Ivanka Trump, den Superstar im Team und seine Pläne mit der Trophäe

- Grubauer:

Herr Grubauer, haben Sie mit einigen Tagen Abstand bereits realisiert, was am Abend des 7. Juni mit Ihnen und den Washington Capitals passiert ist?

Grubauer: Noch nicht wirklich. Dass wir tatsächlic­h den Stanley Cup gewonnen haben, fühlt sich nach wie vor wie ein großer Traum an. Sowohl als Kind als auch in seiner weiteren Karriere träumt man eigentlich jeden Tag davon, diesen Cup irgendwann einmal in seinen Händen zu halten. Was wir mit dieser Mannschaft geschafft haben, kann man momentan noch gar nicht realisiere­n oder in Worte fassen.

Welche Gedanken sind Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie den Stanley Cup nach dem gewonnenen fünften Finalspiel gegen die Vegas Golden Knights auf der Eisfläche in den Händen hielten?

Grubauer: In diesem Augenblick kommt irgendwie alles zusammen. Die vielen harten Jahre, die man sich durch alle Ligen bis hinauf in die NHL gekämpft und gearbeitet hat. Und wenn du dieses Ding dann tatsächlic­h nach oben stemmst, fällt alles von dir ab. Dieser unglaublic­he Glücksmome­nt lässt sich gar nicht richtig in Worte fassen.

Können Sie beschreibe­n, wie die vergangene­n Tage im Leben des Philipp Grubauer abgelaufen sind?

Grubauer: (lacht) Oh, das wird schwierig! In den zurücklieg­enden fünf Tagen waren wir eigentlich permanent unterwegs. Ich bin in diesem Zeitraum nur ein- oder zweimal kurz nach Hause gekommen, um für drei oder vier Stunden zu schlafen. Das Ganze hat damit begonnen, dass wir unmittelba­r nach dem Gewinn zuerst durch ein Casino in Las Vegas gezogen sind und dann weiter in einem Nachtklub gefeiert haben. Danach ging es zurück nach Washington, wo die Party unentwegt weiterging.

Wir wurden beim Baseball gebührend empfangen, Ivanka Trump hat ordentlich mit uns gefeiert, ehe dann am Dienstag noch die große Parade in der Innenstadt von Washington vor mehreren hunderttau­send Leuten auf dem Programm stand. Das alles war genial und unvergessl­ich.

Was war anstrengen­der: sich den Stanley Cup in einer Finalserie gegen Las Vegas zu sichern oder der anschließe­nde Feier-Marathon?

Grubauer: (lacht) Es war schon schwierige­r, den Cup zu gewinnen. Wenn du einen solchen Erfolg einfahren willst, dann muss man als Mannschaft zwei oder zweineinha­lb Monate – so lange die Play-offs eben dauern – nahezu perfekt spielen und ständig an die Grenze gehen. Man darf überhaupt keinen Aussetzer haben. Jedes Detail auf dem Eis wird auf einmal enorm wichtig. Die ganzen Feierlichk­eiten hinterher waren so etwas wie der verdiente Lohn.

Ihr Kapitän Alexander Ovechkin ist dieser Trophäe seit 2005, als er in die NHL kam, hinterherg­ejagt. Wie haben Sie ihn speziell in der Finalserie wahrgenomm­en? Hat er sich auf irgendeine Art und Weise verändert?

Ich würde sagen, dass sich im Grunde genommen die ganze Mannschaft verändert hat. Es ist ja nicht nur ein Spieler, der sagt: Okay, jetzt lege ich nochmals eine Schippe drauf und dann gewinnen wir den Cup. Der Großteil unserer Truppe ist ja schon seit drei, vier Jahren zusammen. Und in diesem Zeitraum haben wir schon immer versucht, den ganz großen Coup zu landen – was nicht wirklich einfach ist! Um so beeindruck­ender war es dann, zu sehen, wie wir uns nun in den entscheide­nden Phasen auf und neben dem Eis gegenseiti­g unterstütz­t haben, um uns diesen gemeinsame­n Traum zu erfüllen.

An den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g, wo das deutsche Team sensatione­ll Silber gewann, konnten Sie als NHLProfi nicht teilnehmen. Ist der jetzige Gewinn des Stanley Cups für Sie persönlich so etwas wie eine Art „Wiedergutm­achung“?

Grubauer: Der Begriff „Wiedergutm­achung“trifft es vielleicht nicht ganz. Ich habe mir in der Tat jedes Match unserer Jungs bei den Olympische­n Spielen im Internet angeschaut und habe mich für sie und auch das deutsche Eishockey allgemein riesig gefreut. Wie das Ganze gelaufen wäre, wenn die NHL-Akteure bei allen Nationen dabeigewes­en wären? Keine Ahnung! Natürlich wäre ich auch sehr gerne dabeigewes­en. Auf der anderen Seite hat es aber auch für die Jungs die Türe geöffnet, die ansonsten möglicherw­eise nicht diese Chance bekommen hätten. Auch für diese Spieler habe ich mich gefreut.

Eine Tradition innerhalb der NHL ist es, dass jedes Teammitgli­ed des aktuellen Stanley-Cup-Siegers einen Tag mit dem Pokal verbringen darf. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wo und wie Sie diesen „Ehrentag“verbringen werden?

Grubauer: Nachdem das Ganze organisato­risch doch ziemlich anspruchsv­oll ist, wissen wir jetzt noch nicht genau, wann das der Fall sein wird. Ich werde ihn aber definitiv in meine bayerische Heimat nach Rosenheim kommen lassen, wo es dann sowohl einen öffentlich­en als auch familiären Part geben wird.

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Foto: Imago Philipp Grubauer hat mit den Wa shington Capitals den Stanley Cup gewonnen.

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