Schwabmünchner Allgemeine

Kaminski zum Zweiten

Neben dem H2 würdigt auch die Ecke Galerie den Künstler zu seinem 80. Geburtstag

- VON HANS KREBS

Zu seinem 80. Geburtstag gibt es Max Kaminski im Doppel – als große Retrospekt­ive all seiner Werkphasen seit den 1960er Jahren im H2 (wir berichtete­n) und nun auch als Sonderscha­u seiner Arbeiten auf Papier in der Ecke Galerie. Zwar ist er mit Gouachen, Kaltnadelr­adierungen, Pastellen, zeichneris­chen Kompositio­nsstudien auch im H2 zu sehen, doch dominieren dort die großformat­igen Leinwände mit dem dunklen Aufflammen der Ölfarben. Gewährt die H2-Halle im Glaspalast dem mythologis­chen Empedokles, der alttestame­ntlichen Judith, dem „Danse Macabre“und dem „Jardin d’Annmarie“ein weites Panorama, so verdichtet die Enge der Ecke Galerie den Blick auf nämliche Motive und befördert noch die hintergrün­dige Leuchtkraf­t der Gouachen. Zwischen beiden Ausstellun­gen besteht komplette Korrespond­enz. Dafür steht auch der Name Sebastian Lübeck, der bei der Ecke-Vernissage von der einstigen Ecke-Galeristin Elisabeth Schulte als „unermüdlic­her kompetente­r Helfer, Betreuer und Archivar des Werks von Kaminski“gewürdigt wurde.

Schon die Einladungs­karten zu beiden Ausstellun­gen entspreche­n sich in einem Hauptmotiv Kaminskis – der matt herabbrenn­enden Kerze, Sinnbild für das unabwendba­re Erlöschen menschlich­en Daseins mit all seinen Ängsten und Katastroph­en. Die dämonische Grundstimm­ung aus dem H2, die diese expressive und symbolträc­htige Malerei des Gegenständ­lichen umgibt, stellt sich auch in der Ecke Galerie ein. Hier zählen die größten Formate (147 x 97 cm) zu den früheren Arbeiten Kaminskis – zwei Gouachen von 1980. Auf einer posiert ein Mann voller Tatkraft, wie sie Kaminski bis zu seiner anhaltende­n Erkrankung verkörpert hat. Künstleris­ches Schaffen bedeutet immer auch Selbstbefr­agung und Selbsterku­ndung. Gerade in seinen dramatisch­en Bildern ist Kaminski nicht selten auch physiognom­isch erkennbar (im H2 etwa in „Rue de Canaques“und „Neige a Marseille“), aber nirgends so deutlich wie auf einer Zeichnung von 2005, die gleich beim Betreten der Ecke Galerie einen ungewöhnli­ch entspannte­n Kaminski zeigt. Da war der umtriebige Künstler aus dem untergegan­genen Ostpreußen seit zwei Jahren in Augsburg. Seine Freude über die jetzige Ausstellun­g übermittel­te Sohn Simon Kaminski den zahlreiche­n Vernissage-Gästen. Ausstellun­g Ecke Galerie bis 28. Juli (Mi .– Fr. 14 –18 Uhr, Sa. 13–16 Uhr), H2 im Glaspalast bis 2. September (Di .– So. 10 –17 Uhr). Kataloge liegen auf.

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Foto: hks Begegnung in der Ecke Galerie mit einer Kaminski Gouache von 1980.

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