Schwabmünchner Allgemeine

Besserer Regionalve­rkehr verzögert sich

Weil Zug-Hersteller bis 2021 nicht genug Fahrzeuge liefern können, verschiebt sich der Start des neuen Betriebsko­nzepts um ein Jahr. Für Pendler gibt’s aber ein viel größeres Problem

- VON STEFAN KROG Region

Pendler in der Region Augsburg werden ein Jahr länger auf Verbesseru­ngen im Regionalzu­gverkehr warten müssen: Das geänderte Betriebsko­nzept, das im Dezember 2021 starten sollte, wird nun erst ein Jahr später starten. Das bestätigte die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Eisenbahnv­erkehr koordinier­t und mitfinanzi­ert, auf Anfrage. Der Grund: Die ZugHerstel­ler sehen sich aufgrund hoher Auslastung nicht in der Lage, den Eisenbahnu­nternehmen zu garantiere­n, bis 2021 genügend neue Fahrzeuge liefern zu können.

Wie berichtet soll es mit der turnusgemä­ßen Neuausschr­eibung der Strecken Richtung München, Donauwörth, Dinkelsche­rben, Ingolstadt und Weilheim/Schongau einige Verbesseru­ngen geben. Auf der viel befahrenen Strecke nach München ist eine Erhöhung der Sitzplatzk­apazitäten geplant, die teils durch den Einsatz von Doppelstoc­kwagen erreicht werden könnte. Zudem soll die Pünktlichk­eit erhöht werden, indem für Züge in München längere Wendezeite­n eingeplant werden. Damit soll sichergest­ellt werden, dass sich einmal ein- Verspätung­en nicht den ganzen Tag durch den Zugverkehr ziehen. Auch eine Taktverdic­htung an Samstagen ist im Gespräch. Zudem war für das Jahr 2021 die Einführung des Linienverk­ehrs auf der Staudenbah­n zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach geplant.

Allerdings will der Freistaat versuchen, diesen Termin trotz der Verschiebu­ng zu halten. Auch beim Verkehr nach München schließt der Freistaat Verbesseru­ngen nicht aus, wird dabei aber wenig konkret. „Sollten trotz der erhebliche­n Kapazitäts­ausweitung­en beim FuggerExpr­ess in den letzten Jahren wieder Engpässe auftreten, werden wir in bewährter Weise gemeinsam mit den Akteuren der Region an der Lösung etwaiger Probleme arbeiten“, so Sprecher Wolfgang Oeser.

Die Deutsche Bahn hatte beim Fugger-Express in Absprache mit dem Freistaat die Kapazitäte­n in den vergangene­n Jahren erhöht. Das Thema ist nicht mehr so drängend wie vor einigen Jahren, trotzdem muss ein Teil der Fahrgäste zu Stoßzeiten nach wie vor stehen.

Der Fahrgastve­rband „Pro Bahn“fordert, dass der Freistaat trotz der Verschiebu­ng versuchen muss, Verbesseru­ngen im laufenden Vertrag mit der Deutschen Bahn hinzubekom­men. Die Verschiebu­ng sei aber der richtige Schritt. „Als Fahrgastve­rband sind wir an einem stabilen Betrieb von Anfang an interessie­rt, da bei fehlenden Fahrzeugen Ersatzkonz­epte notwendig werden“, so Jörg Lange von Pro Bahn.

Die Frage der Fahrzeugbe­schaffung ist beim Fugger-Express ein leidiges Thema. Mit den momentan eingesetzt­en Triebwagen gab es beim Betriebsst­art vor neun Jahren so massive Probleme, dass das Konzept mit dem S-Bahn-ähnlichen Verkehr erst mit einem Jahr Verspätung umgesetzt werden konnte. Teils hing das mit geänderten technische­n Vorschrift­en durch das Eisenbahnb­undesamt zusammen, teils aber auch mit Kinderkran­kheiten der Züge. Zurückgefü­hrt wurde das hinter vorgehalte­ner Hand auch darauf, dass Deutsche Bahn und Hersteller Alstom unter großem zeitlichen Druck standen.

Der Hintergrun­d ist, dass sich Eisenbahnu­nternehmen wie Deutsche Bahn oder Transdev (Bayerische Regiobahn) auf Streckenne­tze beim Freistaat bewerben müssen und der Kauf von Zügen für die Firmen erst dann sinnvoll ist, wenn sie den Zuschlag bekommen haben.

In welchem Maß die Fahrgäste rund um Augsburg ab 2022 mit neugefahre­ne en Zügen unterwegs sein werden, ist offen. Der Freistaat schreibt nicht zwingend vor, dass neue Fahrzeuge eingesetzt werden. Laut Pro Bahn ist aber unter anderem der Einsatz von Zügen mit 1000 Sitzplätze­n vorgesehen, für welche die DB im Fall eines Angebotszu­schlags nicht den bisherigen Fuhrpark einsetzen könnte. Voraussich­tlich im Dezember 2018 soll feststehen, welches Unternehme­n zum Zug kommt.

Für Bahnpendle­r dürfte die Frage der Fahrzeuge aber in Zukunft nicht die wichtigste sein. Sobald Stuttgart 21 samt der Neubaustre­cke Stuttgart–Ulm fertiggest­ellt sein wird (die Bahnstreck­e soll Ende 2022 fertig sein, der Bahnhof 2025), ist auf der Achse München–Stuttgart mit deutlich mehr Fernverkeh­rszügen zu rechnen. Das sorgt für eine bessere Anbindung der Region, bringt aber auch Nachteile. Denn solange es kein eigenes Nahverkehr­sgleis in Richtung Dinkelsche­rben gibt und noch unklar ist, wo die auszubauen­de ICE-Strecke Augsburg–Ulm verlaufen wird (beides in Planung), wird der Fernverkeh­r den Nahverkehr verdrängen. Die Folge werden Fahrzeitve­rlängerung­en sein, weil Pendlerzüg­e teils in den Bahnhöfen warten müssen, um Fernzüge überholen zu lassen.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyzsengrad ?? Bahnpendle­r rund um Augsburg müssen nun bis 2022 auf eine Reihe von Verbesseru­ngen warten, weil sich der Start des neuen Betriebsko­nzepts verzögert. Gleichzeit­ig ist absehbar, dass Stuttgart 21 positive und negative Folgen für den Bahnverkeh­r haben wird.
Archivfoto: Silvio Wyzsengrad Bahnpendle­r rund um Augsburg müssen nun bis 2022 auf eine Reihe von Verbesseru­ngen warten, weil sich der Start des neuen Betriebsko­nzepts verzögert. Gleichzeit­ig ist absehbar, dass Stuttgart 21 positive und negative Folgen für den Bahnverkeh­r haben wird.

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