Darts ist wieder der große Wurf
Eine belächelte Sportart erlebt einen Aufschwung. Überall werden neue Vereine gegründet
Sie sind nicht immer athletisch gebaut und haben Spitznamen wie „The Bullet“, „Voltage“und „Golden Girl“: Dartspieler fallen als Sportler aus der Reihe. Das sorgte noch vor einigen Jahren für Spott, scheint aber heute kaum jemanden zu stören. Darts ist angesagt: Die großen Spiele werden im Fernsehen übertragen. Moderne Lichteffekte in großen Hallen sorgen für Atmosphäre und Kommentatoren machen Turniere zu Medienspektakeln. Auch immer mehr Vereine werden gegründet, so in den kleinen Friedberger Ortsteilen Paar und Harthausen.
Christian Späth ist Vorstand des neuen Dartclubs Paar-Harthausen und erlebt den Boom hautnah. „Wir haben mit 13 Gründungsmitgliedern begonnen und noch nicht einmal alle Formalitäten erledigt, da sind wir schon 26 Spieler“, schildert er. Gerade junge Leute seien anfangs skeptisch, dann aber begeistert. Der DC Paar-Harthausen will nach der Sommerpause die ersten Ligaspiele bestreiten. Seit Kurzem stehen die Teams, zwei Mannschaften mit je vier Stamm- und vier Ersatzspielern. In der zweiten Liga des Nordschwäbischen Dartverbandes werden diese sich mit anderen messen. Am Sonntag konnten die Spieler erstmals Turnierluft schnuppern, denn der Dartverband Nordschwaben richtete einen Wettkampf aus, bei dem auch die vielen Augsburger Vereine aufeinandertrafen.
Doch wie kam es dazu, dass das „Spickern“, wie es im Deutschen heißt, ein beliebter Vereinssport ist? Die als Kneipenbeschäftigung verrufene Sportart hatte ihre Anfänge vermutlich in Großbritannien. Im 19. Jahrhundert war dort die von den Franzosen verwendete Waffe „Dart“– ein kleiner Wurfpfeil – beliebt. Erste Wettkämpfe gab es Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute existieren viele Spielarten. Gleich ist immer die Aufteilung der Zielscheibe: In der Mitte das „Bull’s Eye“, darum herum der „Bull“und dann nach außen drei in Segmente unterteilte Kreise. Jedes Segment gibt unterschiedlich viele Punkte. Im klassischen Spiel beginnen die Spieler mit einer Punktzahl, meist 301 oder 501. Abwechselnd werden drei Darts auf die Scheibe geworfen und die Punkte vom jeweiligen Konto abgezogen. Wer als Erstes genau die Null erreicht, gewinnt das Spiel.
Darts ist eine der Sportarten, die in den Augen vieler Menschen gar keine sind. Ähnlich wie beim Schach oder Schießen gibt es eher selten Muskelkater zu beklagen. Ins Schwitzen kommen die Spieler nicht oft, denn gefragt sind Konzentration und Feinmotorik. Die Schwierigkeit ist nicht, dass der Pfeil die Scheibe erreicht, sondern dass er im richtigen Feld landet. Dafür braucht es viel Übung.
Die Beliebtheit des Dartspiels als Vereinssport hat schlagartig zugenommen. Jürgen Dannhorn, Vorsitzender des Nordschwäbischen Dartverbandes, erwartet kommende Saison über 200 Ligaspieler in seinem Einzugsgebiet. Noch vor zwei Jahren waren es 160. „Während es früher unsere Sorge war, genügend Teams aufzutreiben, damit eine zweite Liga überhaupt stattfinden kann, müssen wir diese nun bald in Nord und Süd unterteilen, weil sie aus allen Nähten platzt“, freut er sich. „Vor allem die Fernsehübertragungen sind ein Segen, denn so werden Leute darauf aufmerksam.“