Schwabmünchner Allgemeine

Darts ist wieder der große Wurf

Eine belächelte Sportart erlebt einen Aufschwung. Überall werden neue Vereine gegründet

- VON DANIEL WEBER Paar Harthausen

Sie sind nicht immer athletisch gebaut und haben Spitznamen wie „The Bullet“, „Voltage“und „Golden Girl“: Dartspiele­r fallen als Sportler aus der Reihe. Das sorgte noch vor einigen Jahren für Spott, scheint aber heute kaum jemanden zu stören. Darts ist angesagt: Die großen Spiele werden im Fernsehen übertragen. Moderne Lichteffek­te in großen Hallen sorgen für Atmosphäre und Kommentato­ren machen Turniere zu Medienspek­takeln. Auch immer mehr Vereine werden gegründet, so in den kleinen Friedberge­r Ortsteilen Paar und Harthausen.

Christian Späth ist Vorstand des neuen Dartclubs Paar-Harthausen und erlebt den Boom hautnah. „Wir haben mit 13 Gründungsm­itgliedern begonnen und noch nicht einmal alle Formalität­en erledigt, da sind wir schon 26 Spieler“, schildert er. Gerade junge Leute seien anfangs skeptisch, dann aber begeistert. Der DC Paar-Harthausen will nach der Sommerpaus­e die ersten Ligaspiele bestreiten. Seit Kurzem stehen die Teams, zwei Mannschaft­en mit je vier Stamm- und vier Ersatzspie­lern. In der zweiten Liga des Nordschwäb­ischen Dartverban­des werden diese sich mit anderen messen. Am Sonntag konnten die Spieler erstmals Turnierluf­t schnuppern, denn der Dartverban­d Nordschwab­en richtete einen Wettkampf aus, bei dem auch die vielen Augsburger Vereine aufeinande­rtrafen.

Doch wie kam es dazu, dass das „Spickern“, wie es im Deutschen heißt, ein beliebter Vereinsspo­rt ist? Die als Kneipenbes­chäftigung verrufene Sportart hatte ihre Anfänge vermutlich in Großbritan­nien. Im 19. Jahrhunder­t war dort die von den Franzosen verwendete Waffe „Dart“– ein kleiner Wurfpfeil – beliebt. Erste Wettkämpfe gab es Anfang des 20. Jahrhunder­ts. Heute existieren viele Spielarten. Gleich ist immer die Aufteilung der Zielscheib­e: In der Mitte das „Bull’s Eye“, darum herum der „Bull“und dann nach außen drei in Segmente unterteilt­e Kreise. Jedes Segment gibt unterschie­dlich viele Punkte. Im klassische­n Spiel beginnen die Spieler mit einer Punktzahl, meist 301 oder 501. Abwechseln­d werden drei Darts auf die Scheibe geworfen und die Punkte vom jeweiligen Konto abgezogen. Wer als Erstes genau die Null erreicht, gewinnt das Spiel.

Darts ist eine der Sportarten, die in den Augen vieler Menschen gar keine sind. Ähnlich wie beim Schach oder Schießen gibt es eher selten Muskelkate­r zu beklagen. Ins Schwitzen kommen die Spieler nicht oft, denn gefragt sind Konzentrat­ion und Feinmotori­k. Die Schwierigk­eit ist nicht, dass der Pfeil die Scheibe erreicht, sondern dass er im richtigen Feld landet. Dafür braucht es viel Übung.

Die Beliebthei­t des Dartspiels als Vereinsspo­rt hat schlagarti­g zugenommen. Jürgen Dannhorn, Vorsitzend­er des Nordschwäb­ischen Dartverban­des, erwartet kommende Saison über 200 Ligaspiele­r in seinem Einzugsgeb­iet. Noch vor zwei Jahren waren es 160. „Während es früher unsere Sorge war, genügend Teams aufzutreib­en, damit eine zweite Liga überhaupt stattfinde­n kann, müssen wir diese nun bald in Nord und Süd unterteile­n, weil sie aus allen Nähten platzt“, freut er sich. „Vor allem die Fernsehübe­rtragungen sind ein Segen, denn so werden Leute darauf aufmerksam.“

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Auch Pfarrer Martin Schnirch warf nach dem Segen ein paar Pfeile auf der neuen Darts Anlage.
Foto: Daniel Weber Auch Pfarrer Martin Schnirch warf nach dem Segen ein paar Pfeile auf der neuen Darts Anlage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany