Der Streit um das alte Stadtarchiv
Finanzreferentin Weber kontert Kritik von Stadträten
Wird der Verkauf des alten Stadtarchivs in der Fuggerstraße zum finanziellen Draufzahlgeschäft für die Stadt Augsburg? Reicht der Verkaufspreis von 2,7 Millionen Euro, dem bislang nicht widersprochen wird, am Ende nicht aus, um andere Kosten zu decken? Es sind die Stadträte Volker Schafitel (Freie Wähler) und Rudolf Holzapfel (Pro Augsburg), die zuletzt massive Kritik am Immobiliengeschäft geäußert hatten. Sie sehen ein Minusgeschäft auf die Stadt zukommen, ohne hier konkrete Zahlen benennen zu können.
Anlass für die Kritik ist der deutlich teurer gewordene Auszug der Schneiderei des Theaters, die derzeit noch im alten Stadtarchiv sitzt. Sie bezieht künftig angemietete Räume im Deuter-Park in Oberhausen. 1,22 Millionen Euro werden dafür für Um- und Einbauten fällig. Kalkuliert wurde anfangs mit 855000 Euro. Der Brandschutz im Gebäude in der Feldstraße verteuerte den Umzug massiv. Doch nicht nur die Schneiderei des Theaters muss die Immobilie in der Fuggerstraße verlassen. Im zweiten Stock sitzt gegenwärtig noch die Bauaktenverwaltung. Sie zieht in die Imhofstraße um. Hierfür fallen voraussichtlich Umzugskosten (inklusive Regalsystem und neuen Möbeln) von rund 150 000 Euro an.
Finanzreferentin Eva Weber (CSU) weiß um die Kritik am Immobiliengeschäft. Sie sagt, dass es für die Stadt „kein Minusgeschäft“werde. Wie die Rechnung ausfalle, müsse sich erst zeigen. Grundsätzlich müsse man beim Verkauf des alten Stadtarchivs nicht allein den finanziellen Aspekt betrachten, wofür sowieso nur der damalige zum Verkaufszeitpunkt ermittelte Kenntnisstand ausschlaggebend ist. Dies habe sie stets betont, als bekannt wurde, dass sich der Medienunternehmer Ulrich Kubak für das Gebäude interessiere, sagt Eva Weber weiter. Kubak möchte mit Klassik Radio vom Hotelturm in die Fuggerstraße ziehen. Das Haus soll zum repräsentativen Standort für das
Weber: Positive Entwicklung für die Innenstadt
Unternehmen werden. Auch Konzerte und Veranstaltungen sind geplant. Aus Sicht der Finanzreferentin ist dies ein positives Signal für die weitere Entwicklung der Innenstadt und speziell der Fuggerstraße. Es seit zu eng gedacht, nur auf den finanziellen Aspekt und auf die Kostenentwicklungen abzustellen, welche trotz sorgfältiger Prüfung 2017 nicht erkennbar gewesen seien.
Das Stadtarchiv sitzt mittlerweile im Textilviertel. Die Stadt hat auch mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen in die Sanierung dieses Teils der alten Textilfabrik 11,6 Millionen Euro investiert. Der Verkaufspreis des Gebäudes in der Fuggerstraße ist in einem Gutachten ermittelt worden. Der Stadtrat hatte Ende vergangenen Jahres dem Verkauf sowie der Anmietung von Räumlichkeiten für die Schneiderei des Theaters in der Feldstraße mehrheitlich zugestimmt.