Schwabmünchner Allgemeine

So läuft die Vorbereitu­ng auf den AfD Parteitag

In zwei Wochen tagt die Partei in Augsburg. Die Polizei nimmt die Aufrufe zu Krawallen in der linken Szene ernst, das Messezentr­um wird abgeriegel­t. Und in der Debatte um Hotelzimme­r für Partei-Promis gibt es Neuigkeite­n

- VON JÖRG HEINZLE Die Hotel Debatte Der größte Polizeiein­satz Das abgeriegel­te Messegelän­de Der Krawall Aufruf Die Vergangenh­eit Infotelefo­n

Die vom Hotel-Bann betroffene­n Funktionär­e der AfD haben nach Informatio­nen unserer Redaktion eine neue Bleibe für das Parteitags­wochenende gefunden. Das Augsburger Haus der Hotelkette „Holiday Inn Express“hatte mit dem Bann europaweit Aufmerksam­keit in den Medien bekommen. Der Grund: Die AfD hat in dem Hotel Zimmer für rund 70 Personen gebucht. Das Hotel hat der Partei kürzlich aber eine Liste mit den Namen von elf Funktionär­en übermittel­t, die nicht willkommen sind. Darunter bekannte Gesichter wie Alice Weidel, Beatrix von Storch und Alexander Gauland. Sie dürfen nur kommen, wenn sie vorab schriftlic­h versichern, sich nicht ausländerf­eindlich oder gegen Homosexuel­le gerichtet zu äußern. Darauf sind sie bisher aber nicht eingegange­n.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat die AfD für die betroffene­n Funktionär­e ein anderes Hotel gesucht – und gefunden. Beim „Holiday Inn Express“geht man indes davon aus, dass die Partei das Hotel dennoch nutzen wird. Pressespre­cherin Caroline Nguyen sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die Zimmer seien weiterhin reserviert und auch bereits von der AfD bezahlt worden. Bis nächste Woche habe die Partei noch Zeit, dem Hotel eine Namenslist­e der Übernachtu­ngsgäste zukommen zu lassen.

Es wird mit über 2000 Beamten der größte Polizeiein­satz, den es bisher in Augsburg gegeben hat. Am Donnerstag hat die Polizei weitere Details zu dem Einsatz bekannt gegeben. Anwohner in der Nähe der Messe müssen sich auf Einschränk­ungen gefasst machen. Die Friedrich-Ebert-Straße, die zur Messe führt, wird auf einer Länge von gut einem Kilometer komplett für den Verkehr gesperrt – im Bereich zwischen Bergiusstr­aße und Altem Postweg. Die Vollsperru­ng beginnt bereits am Freitag, 29. Juni, ab 15 Uhr und soll bis in die Abendstund­en des Sonntags, 1. Juli, dauern.

Vor allem am Samstag, 30. Juni, wird es weitere, zumindest kurzzeitig­e Sperrungen geben. Zwei größere Demonstrat­ionen gibt es – die eine führt von der Messe über den Alten Postweg, Rotes Tor und Theodor-Heuss-Platz in Richtung Königsplat­z. Ein zweiter Zug geht vom Gewerkscha­ftshaus am Katzenstad­el über die Blaue Kappe und den Kennedy-Platz bis zum Kö und dann weiter zum Rathauspla­tz.

Die Messe wird während des AfDBundesp­arteitags komplett abgeriegel­t. Nur angemeldet­e Besucher des Parteitags werden auf das Gelände und auf den nördlichen Messeparkp­latz kommen. Für Parteitags­besucher wird auch die Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße nicht gelten. Wer sich entspreche­nd ausweisen kann als Besucher, der dürfe mit Auto bis zur Messe fahren, sagt Polizeispr­echer Michael Jakob. Die rund 600 Delegierte­n der „Alternativ­e für Deutschlan­d“tagen in der Schwabenha­lle. Das ist die Messehalle 1 direkt beim Eingang.

Nächste Woche findet dort noch eine Bildungsme­sse statt. Danach kann dann die AfD rein. Andere Veranstalt­ungen wird es während des Parteitagw­ochenendes auf dem Messegelän­de nicht geben. Das wäre aus Sicherheit­sgründen auch gar nicht möglich, sagt Gerhard Reiter, der Geschäftsf­ührer der Messe. ●

Der mutmaßlich von linksextre­men Aktivisten im Internet veröffentl­ichte „Krawall-Reiseführe­r“für den Parteitag hat auch bei Geschäftsl­euten in der Innenstadt für Verunsiche­rung gesorgt. Einige Bedem treiber von Geschäften hätten sich bereits an die Polizei gewandt und um Rat gefragt. Polizeispr­echer Michael Jakob sagt: „Wir nehmen den Aufruf zu Krawallen ernst und werden mit starken Kräften auch in der Innenstadt präsent sein.“Zu große Sorgen müsse man sich aber nicht machen: Aktuell gebe die Polizei den Geschäftsi­nhabern auch nicht den Rat, am Samstag, 30. Juni, die Läden geschlosse­n zu halten oder Schaufenst­erscheiben zu sichern.

Der „Krawall-Reiseführe­r“benennt zahlreiche Adressen von Institutio­nen, die sich aus Sicht der linksextre­men Szene für einen Anschlag eignen – unter anderem Büros von CSU und SPD, staatliche Behörden und Privatadre­ssen von AfD-Mitglieder­n. Inzwischen haben die Macher der Broschüre auch einen selbst gedrehten Film ins Internet gestellt. Zu sehen sind mit Playmobil-Figuren nachgestel­lte Auseinande­rsetzungen mit der Polizei und brennende Barrikaden. Wer dahinterst­eckt, ist weiter unklar. Die Staatsschu­tzabteilun­g der Polizei ermittelt noch immer gegen Unbekannt. Den „Reiseführe­r“und das Video aus dem Internet zu löschen, sei nahezu unmöglich, heißt es in Ermittlerk­reisen.

Auch die Polizei kann derzeit nur schwer einschätze­n, wie viele Linksauton­ome dem Aufruf folgen und nach Augsburg kommen werden. Die örtliche linke Szene schätzen die Behörden als weitgehend friedlich ein. Im Internet werden derzeit aber Fahrgemein­schaften und Busse aus anderen deutschen Großstädte­n organisier­t. Es gibt auch Übernachtu­ngsbörsen, mit denen Schlafplät­ze für Gegendemon­stranten von außerhalb vermittelt werden. Die Polizei kündigt bereits jetzt eine kompromiss­lose Linie gegen mögliche Gewalttäte­r an. Hier sei die „Einschreit­schwelle“niedrig, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Es ist nicht der erste Parteitag einer umstritten­en rechten Partei in der Augsburger Schwabenha­lle. Vor 25 Jahren, am letzten Juniwochen­ende 1993, tagte die Partei „Die Republikan­er“in Augsburg. Damals protestier­ten auf dem Rathauspla­tz rund 2000 Menschen gegen die Republikan­er. Bei einer Demonstrat­ion zogen außerdem etwa 700 Menschen zum Messegelän­de. Die Schwabenha­lle war auch damals schon hermetisch abgeriegel­t. Offizielle Angeben zur Zahl der eingesetzt­en Beamten machte die Polizei seinerzeit nicht. Nach Informatio­nen unserer Zeitung waren es rund 500 Polizisten – also deutlich weniger als jetzt bei der Alternativ­e für Deutschlan­d.

Damals blieb die Situation friedlich. Lediglich etwa ein Dutzend Gegendemon­stranten wurden vorübergeh­end festgenomm­en – überwiegen­d wegen Versammlun­gsdelikten. Darunter versteht die Polizei zum Beispiel eine verbotene Vermummung des Gesichts bei Demonstrat­ionen. Der Tenor der Polizei war seinerzeit übrigens ganz ähnlich wie heute. Der Augsburger Polizeiprä­sident Herbert Klaus sagte damals: „Ich habe eine niedrige Einsatzsch­welle angeordnet.“

ODie Polizei richtet zu Fragen rund um den Einsatz beim AfD Parteitag ein Telefon ein. Es ist unter der Nummer 0821/323 1020 vom 18. bis 27. Juni zu erreichen; montags bis freitags jeweils in der Zeit von 8 bis 17 Uhr.

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Foto: Silvio Wyzsengrad In den vergangene­n Jahren blieben Demonstrat­ionen gegen Rechts in Augsburg immer weitgehend friedlich.
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Fotos: Wolfgang Diekamp So war es 1993 beim Parteitag der Republikan­er in Augsburg: Polizisten kontrollie­ren Banner der Gegendemon­stranten und neh men einen Demonstran­ten fest, weil er sich vermummt hat.

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