Schwabmünchner Allgemeine

Das Wasser findet ins Museum

Die große Sonderauss­tellung für Augsburgs Weltkultur­erbe-Bewerbung ist eröffnet

- VON RICHARD MAYR »Feuilleton Seite 16

Alle Besucher müssen ins virtuelle Wasser, bevor sie in die neue Sonderauss­tellung im Maximilian­museum kommen. Die Schuhe bleiben trotzdem trocken – es ist ja nur die Projektion eines Bachlaufs. Und schon haben die ersten Gäste ein Thema. Der Andrang für die Schau „Wasser Kunst Augsburg“ist groß. Rund 600 Gäste kommen am Donnerstag­abend zur Vernissage und erfahren, wie stark die Augsburger Geschichte mit dem Wasser verbunden ist. Nicht ohne Grund gehören Lech, Wertach, Singold und Brunnenbac­h zu den Stadtsymbo­len, die im Augustusbr­unnen als Flussgötte­r verewigt worden sind. Jetzt sind die Original-Brunnensku­lpturen einer der Hingucker der Schau. Und: Sie bleiben dem Museum dauerhaft erhalten.

Wassergesc­hichte hieß in Augsburg aber auch Sozialgesc­hichte, wie die Historiker­in Barbara Rajkay, die den Festvortra­g hält, ausführt. Das ausgeklüge­lte Wasserwirt­schaftssys­tem, das es fertigbrac­hte, den Höhenunter­schied von Lech und Wertach in die Innenstadt zu überwinden, erforderte ein hohes Maß an Pflege und Wartung. Der Werkstoff für alle Bauteile war Holz, das Hochwasser und harte Winter regelmäßig zerstörten. Ständig musste ausgebesse­rt werden. Die Zimmerleut­e, die dafür im großen Stil angestellt wurden, bekamen zwar einen niedrigen Lohn, dafür aber eine Anstellung auf Lebenszeit. Oft berücksich­tigten die Magistrate, wie bedürftig die Bewerber waren. Selbst als die Kosten für die Wasserwirt­schaft dem Stadtrat davongalop­pierten, änderte sich an dieser sozialen Haltung nichts.

Es sind solche Geschichte­n, die die neue Sonderauss­tellung des Maximilian­museums außergewöh­nlich machen. Die rund 220 Objekte, die zusammenge­tragen worden sind, erzählen plastisch von diesem Teil der Stadtgesch­ichte. Fast vier Monate können sie besichtigt werden. Mit dieser Ausstellun­g wird deutlich, warum Augsburg mit seiner Weltkultur­erbe-Bewerbung solch große Chancen hat. Für die Freie Reichsstad­t Augsburg war das Wasser einer der wichtigste­n Rohstoffe.

Während das Publikum Gelegenhei­t hat, in diese Geschichte einzutauch­en, kommt Augsburgs Weltkultur­erbe-Bewerbung langsam in die finale Phase. Anfang Juli wird ein Unesco-Gutachter in der Stadt erwartet, der sich eine Woche lang die Bauwerke für die Bewerbung anschauen wird. Im November tagt das Gremium, das auch über Augsburgs Aufnahme entscheide­n wird. Gewonnen hat Augsburg durch die Bewerbung in jedem Fall – indem es ein entscheide­ndes Kapitel seiner eigenen Geschichte so umfassend erforscht hat.

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Foto: Bernd Hohlen Im direkten Blickkonta­kt mit der Augsburger Wasserkuns­t: Die große Sonderauss­tel lung im Maximilian­museum ist eröffnet.

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