„Wir haben ein riesiges Nachwuchsproblem“
Den Musikverein Oberottmarshausen gibt es seit zehn Jahren. Vorsitzender Johannes Müller spricht über die Herausforderungen, warum sogar einmal eine Auflösung drohte und was beim Konzert am Samstag geplant ist
Es gibt wohl niemanden, der den Musikverein Oberottmarshausen besser kennt als Johannes Müller. Kein Wunder, denn der 66-Jährige ist der einzige Vorsitzende in der Geschichte des Vereins. Dieses Jahr wird das zehnjährige Bestehen gefeiert; mit einem Jubiläumskonzert am Samstag, 16. Juni. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt Müller über die schönen, aber auch die schwierigen Situationen im Verein, der inzwischen 118 Mitglieder zählt.
Ein großes, gar die Existenz bedrohendes Problem gab es vor rund fünf Jahren. Der damalige Dirigent des Musikvereins Andreas Müller, der dieselbe Funktion in Kleinaitingen und Bobingen innehatte, hörte auf. Für den Vorsitzenden des Oberottmarshauser Musikvereins begann die Suche nach einem passenden Ersatz. „Entweder wir finden einen Nachfolger oder wir müssen den Verein auflösen“, waren laut Müller die einzigen beiden Alternativen. Denn ein Musikverein ohne musikalischen Leiter könne nicht bestehen. Dann erhielt er einen wertvollen Tipp: Andreas Frommel. Der gebürtige Schwabmünchner hat unter anderem in Hiltenfingen die musikalische Leitung inne. Nach zwei Gesprächen sei die Nachfolge geklärt worden, erinnert sich Müller. „Wir sind froh, dass er bei uns ist: Er hat viel Erfahrung und kann gut mit Jugendlichen“, sagt der Vorsitzende, der als eines von 43 Mitgliedern von Beginn an im Verein ist.
Der 118 Mitglieder starke Verein, knapp die Hälfte davon sind Kinder Jugendliche, legt sein Augenmerk auf zwei Dinge: auf das Orchester und auf die Jugendarbeit. Insgesamt 26 Kinder sind im Vororchester, in der Bläserklasse oder in der musikalischen Früherziehung im Kindergarten. „Wir bauen den Verein von unten auf“, sagt der Vorsitzende. Zwar gebe es viele erwachsene Musiker in der Gemeinde, doch diese spielen bereits in anderen Orchestern, da in Oberottmarshausen das Angebot bis vor zehn Jahren fehlte. Dies sei es eine langwierige Aufbauarbeit, aber Müller ist von dem „relativ schnellen“Erfolg des inzwischen 15 Musiker umfassenden Orchesters überrascht. Jedes Jahr machen die Musiker Fortschritte, der Zusammenhalt und das Miteinander innerhalb des Vereins sei vorbildlich, auch wenn Müller sagt: „Wir haben wie so viele Vereine ein riesiges Nachwuchsproblem. Kaum jemand will ehrenamtlich arbeiten, das ist schade.“
An die Zeit rund um die Gründung am 2. Mai 2008 kann sich der 66-Jährige gut erinnern. Alle umliegenden Kommunen hatten seit vielen Jahren einen eigenen Musikverein, nur in Oberottmarshausen gab es keinen. Diesen Zustand wollte Bürgermeister Gerhard Mößner ändern und suchte Leute, die bereit waren, Verantwortung zu übernehund men. Dabei stieß Mößner auch auf Müller. „Ich habe mit Musik eigentlich überhaupt nichts am Hut und kann nicht mal eine Note lesen“, sagt Müller und lacht. Da er aber bereits in mehreren Vereinen tätig war und noch immer ist, schien er geeignet zu sein, stellte sich zur Wahl und ist seitdem Vorsitzender.
Einen Stellvertreter gibt es beim Musikverein derzeit nicht. Dabei sei die Arbeit laut Müller überschaubar. Ein weiteres Problem: Der 66-Jährige würde den Vorsitz irgendwann abgeben, aber: „Solange ich niemanden habe, mache ich weiter.“
Der Musikverein, der seit Mai Mitglied im Allgäu-Schwäbischen Musikbund ist und jedes Jahr am Ferienprogramm teilnimmt, wird am Samstagabend ab 18 Uhr den Festgottesdienst in der Kirche St. Vitus musikalisch begleiten. Beim Jubiläumskonzert ab 19.30 Uhr wird die neue Tracht des Vereins vorgestellt, die nur dank der Unterstützung der Gemeinde und vieler Sponsoren gekauft werden konnte. Bereits tags zuvor geht die neue Homepage des Vereins online. Das rund zwei Stunden lange Konzert findet im Schulhof – bei schlechtem Wetter in der Turnhalle – statt. Pfarrer Hubert Ratzinger wird dabei ein Klarinettensolo spielen.