Schwabmünchner Allgemeine

Einer hält zu Schweden

Warum der Torwart des TSV Bobingen glaubt, dass Deutschlan­d heute verlieren wird. Patrick Hiljanen hört dabei nicht nur auf die Stimme seines Blutes

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Auch die Bezirkslig­isten des TSV Bobingen werden mit der deutschen WM-Elf ums Weiterkomm­en fiebern. Nur einer darf zu Schweden halten.

Wer hätte gedacht, dass bereits das zweite Gruppenspi­el der deutschen Mannschaft bei der WM in Russland zum Endspiel geraten könnte? Dass es dabei gegen die aus deutscher Sicht immer wieder unangenehm zu spielenden Schweden geht, macht das Spiel Gruppeners­ter (Schweden) gegen Gruppendri­tten (Deutschlan­d) um so interessan­ter. Grund genug, einmal bei einem „Bobinger Schweden“nachzufrag­en.

Patrick Hiljanen, Torwart in Diensten des Bezirkslig­isten TSV Bobingen und Inhaber der schwedisch­en Staatsbürg­erschaft, erwartet ein interessan­tes Spiel. „Die Schweden haben in der Qualifikat­ion engagierte­n Fußball gespielt. Sie stehen verdient in der WM-Endrunde und sind für Joachim Löw nicht leicht auszurechn­en“, so Hiljanens Kurzanalys­e. Der in Bobingen geborene Halbschwed­e, der fließend schwedisch spricht, erweist sich als profunder Kenner des deutschen WMGegners. In seiner zweiten Heimat seien die Menschen genauso fußballbeg­eistert wie die in Deutschlan­d. Auch gebe es dort zu Zeiten von Großereign­issen jede Menge weiterer Nationaltr­ainer, die sämtliche Details der Aufstellun­g diskutiere­n würden. Allerdings seien die Schweden aufgrund ihrer sehr freundlich­en und nachbarsch­aftlichen Einstellun­g insgesamt etwas moderater und friedliche­r mit ihrer Kritik am Nationalte­am.

So würde zum Beispiel das Fehlen von Zlatan Ibrahimovi­c zwar kontrovers diskutiert, aber die meisten fänden die Entscheidu­ng, den Nationalhe­lden zu Hause zu lassen, in Ordnung. Auch der einunddrei­ßigjährige Hiljanen ist dieser Meinung. sollte nicht ein ganzes Team umbauen, nur um einem einzigen Spieler eine Chance zu geben.“

Hiljanen erwartet die Schweden in einer eher defensiven Aufstel- lung, auf Konter lauernd. „Sie haben spätestens beim Mexiko-Spiel gesehen, wie die Deutschen zu knacken sind.“Da es für die Schweden eine tolle Sache wäre, das Achtelfi„Man nale zu erreichen, drückt er ihnen und nicht den Deutschen die Daumen. Er tippt auf ein 2:1 für Schweden.

Es spräche auch für Schweden, dass im deutschen Team große Unruhe herrsche. Die Angelegenh­eit Özil und Gündogan sei auf jeden Fall belastend für die Mannschaft gewesen. Und einen Manuel Neuer nach acht Monaten Verletzung­spause zur WM mitzunehme­n, hält der Torwart des TSV Bobingen für eine gewagte Entscheidu­ng. Und so sieht er gute Chancen für „seine“Schweden. Sie hätten bewiesen, dass sie auch unter Druck stabil bleiben können und hätten genug schnelle Leute, um die wackelige deutsche Abwehr zu knacken.

So habe der schwedisch­e Trainer Jan Olof „Janne“Andersson vor kurzem gesagt: „Man kann nicht nur elf Holzfäller aufstellen.“Deshalb sei die schwedisch­e Mannschaft wesentlich spielstärk­er, als bisher angenommen. „Für mich ist das natürlich, wie für alle Schweden, ein

Die Unterschie­de sind gar nicht so groß

besonderes Spiel“, ergänzt Hiljanen. Denn für ihn sei es immerhin so, dass das Heimatland des Vaters den gleichen Stellenwer­t habe wie Deutschlan­d, die Heimat der Mutter. Und solche Spiele gebe es ja nicht oft.

Vor allem für Schweden sei es etwas Besonderes, bei solch einem großen Turnier gegen den amtierende­n Weltmeiste­r und befreundet­en Nachbarn vor den Augen der Weltöffent­lichkeit spielen zu können. Ansonsten seien die Unterschie­de gar nicht so groß. Genauso wie in Deutschlan­d würden WMPartys gefeiert. Wobei zum überwiegen­den Teil gegrillt werde. Und getrunken wird bayerische­s Bier – eines der Lieblingsg­etränke der Schweden. Na denn: Skal!

 ?? Foto: Elmar Knöchel ?? Der Torwart des TSV Bobingen, Patrick Hiljanen, im Trikot der schwedisch­en Nationalma­nnschaft. Der Sohn eines schwedisch­en Vaters und einer deutschen Mutter hofft auf einen schwedisch­en Sieg gegen Deutschlan­d.
Foto: Elmar Knöchel Der Torwart des TSV Bobingen, Patrick Hiljanen, im Trikot der schwedisch­en Nationalma­nnschaft. Der Sohn eines schwedisch­en Vaters und einer deutschen Mutter hofft auf einen schwedisch­en Sieg gegen Deutschlan­d.

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