Schwabmünchner Allgemeine

Eine neue Tiefgarage wird kommen

Das Projekt von Ignaz Walter in der Fuggerstra­ße stößt im Stadtrat auf Skepsis. Doch zu einem schlüssige­n Verkehrsko­nzept gehört ein attraktive­s Parkhaus

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de Leonhardsb­erg

Die Diskussion um eine neue Tiefgarage in der Augsburger Innenstadt ist nur scheinbar abgeflaut. Die Mobilität der Zukunft bewegt die Bürger in Augsburg. Und auch bei Politik und Wirtschaft hat das Thema Priorität. Am vergangene­n Dienstag hatte der Urheber der Idee, eine neue Garage in der Fuggerstra­ße zu bauen, gleich zwei wichtige Termine.

Zunächst stellte Ignaz Walter sein Konzept in der IHK-Regionalve­rsammlung vor. Es ist keine Überraschu­ng, dass es von der Wirtschaft viel Zuspruch gab. Gerade der Einzelhand­el wünscht sich attraktive Parkplätze für kaufkräfti­ge Kunden. Anschließe­nd kreuzte Walter in der Höhle der roten Löwen auf.

Die Augsburger SPD hatte das Projekt – wie die Grünen – sofort abgelehnt. In der Stadtratsf­raktion klangen die Einschätzu­ngen nach dem Walter-Auftritt differenzi­erter. „Die SPD hat sich als Partei festgelegt, die Fraktion nicht“, sagte Vize-Fraktionsc­hef Stefan Quarg unserer Redaktion. Bei der Frage, wie Augsburg den Verkehr in den Griff kriege, müsse eine Fraktion weiter denken und nicht ideologisc­h an die Sache rangehen. Auch Kollege Willi Leichtle sagte: „Wir haben kein imperative­s Mandat. Wir entscheide­n eigenständ­ig.“

Dennoch überwog auch bei der Fraktion die Skepsis, ob der Standort Fuggerstra­ße sinnvoll ist. Das deckt sich mit der Einschätzu­ng von Baureferen­t Gerd Merkle und Oberbürger­meister Kurt Gribl. Vor allem das bestehende Angebot von fünf Garagen nahe der Fuggerstra­ße ist ein starkes Argument gegen einen Neubau an diesem Standort. Doch das heißt nicht, dass die Augsburger Politik den Bau zusätzlich­er unterirdis­cher Parkplätze grundsätzl­ich ablehnt. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr wahrschein­lich, dass eine neue Tiefgarage kommen wird.

Denn gerade die vergangene­n Wochen haben gezeigt, dass die Stadtpolit­ik bereit ist, größer zu denken und einen Masterplan für den wachsenden Verkehr zu entwickeln. Plötzlich purzelten die Ideen für kostenlose­n Nahverkehr in der City-Zone, für drei automatiEs sche Fahrradpar­khäuser, für besseres Parkraum-Management nur so aus den Köpfen. Und auch mit dem Clean Air Tech Day, der zahlreiche Verkehrsex­perten zu einer Ideenbörse nach Augsburg lockte, erregte die Stadt Aufmerksam­keit.

In einem Masterplan werden Tiefgarage­n eine wichtige Rolle spielen. Vor allem, wenn sie an der richtigen Stelle platziert werden und eine entlastend­e Wirkung für den City-Verkehr haben. Bessere Chancen als die Fuggerstra­ße haben vor allem drei Standorte:

● Gögginger Brücke Der Verkehr aus dem Süden könnte damit abgefangen werden. Würde die City-Zone nur um eine Station verlängert, könnte man kostenlos mit der Tram zum Königsplat­z fahren. Zudem würde diese Garage die Parkplatzp­robleme der Kongressha­lle lösen. ● Predigerbe­rg Sollte die Hauswirtsc­haftsschul­e verlegt werden können, wär hier ein perfekter Standort für ein neues Hotel mit Tiefgarage. könnte den Verkehr aus Richtung Friedberg abfangen.

● Ein Parkhaus wäre attraktiv für Autos aus Lechhausen/Autobahnau­sfahrt-Ost. Zudem würde die Karlstraße, die im Verkehr erstickt, entlastet.

Derzeit sind jedoch alle drei Standorte mit vielen Fragezeich­en versehen. Investor Ignaz Walter ist überzeugt, dass sich eine Garage an der Gögginger Brücke nicht rechnet. Es ist nicht sicher, ob die Schule am Predigerbe­rg verlegt werden kann. Und am Leonhardsb­erg gehört die geeignete Immobilie, ein marodes Hochhaus in der Sanierungs­phase, zwei Investoren aus Kasachstan und Saudi-Arabien, die eigene Pläne verfolgen.

Sobald sich aber an einem der Standorte etwas bewegt, wird eine neue Tiefgarage in den Fokus des Stadtrats geraten. Denn unterirdis­cher Parkraum am richtigen Standort gehört zur Mobilität der Zukunft wie der Bau besserer Fahrradweg­e. Man braucht nur in die Vorzeigest­adt für moderne Mobilität zu schauen: In Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen (580 000 Einwohner) saugen zwölf Parkhäuser den Autoverkeh­r auf, damit in der City mehr Platz ist für Fahrradweg­e.

In Kopenhagen saugen 12 Garagen die Autos auf

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Symbolfoto: Alexander Kaya Das Angebot von Ignaz Walter hat eine Debatte über neue Tiefgarage­n in Augsburg ausgelöst.
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