Schwabmünchner Allgemeine

Abschied von der Brechtbühn­e

Nach nur sechs Jahren wird die zweite Spielstätt­e des Theaters geschlosse­n. Teile davon wird das Publikum später am Oberhauser Gaskessel wieder vorfinden

- VON MARCUS BÜRZLE UND NICOLE PRESTLE Abschiedsf­est »Kommentar

Abschiede von ihrer „kleinen“Theaterspi­elstätte sind Augsburger Theatergän­ger inzwischen gewohnt: 2010 schloss die Komödie in der Altstadt – damals ging eine 65-jährige Ära zu Ende. Die Brechtbühn­e stand zwar nicht annähernd so lange; sie wurde erst 2012 eröffnet. Dennoch wird Wehmut mitschwing­en, wenn Künstler und Publikum am Sonntag diesem Ort Adieu sagen.

Wo bislang das Kleine Haus des Theaters Augsburg stand, wird im Zuge der Theatersan­ierung ein Neubau mit Werkstätte­n, Büros und einem Multifunkt­ionssaal entstehen. Der neue Komplex wird baulich mit dem Großen Haus verbunden sein. Dass die Brechtbühn­e nach nur sechs Jahren weichen muss, obwohl sie ursprüngli­ch für eine Nutzung von 15 Jahren vorgesehen war, sorgte lange Zeit für Diskussion­en. Gegner der Theatersan­ierung bezichtigt­en die Stadt der Geldversch­wendung.

Tatsächlic­h ist bis heute offen, in welcher Höhe Augsburg Fördergeld­er an den Freistaat zurückzahl­en muss, da es die Brechtbühn­e vor Ablauf der Nutzungsda­uer aufgibt. Zur Erinnerung: Aus München flossen 1,82 Millionen Euro für den insgesamt 6,2 Millionen Euro teuren Bau. Da ein Teil der Brechtbühn­e am Oberhauser Gaskessel wieder aufgebaut wird, wird der Freistaat nicht die komplette Summe zurückford­ern. Ganz wird die Stadt das Geld aber vermutlich nicht behalten dürfen. Es laufen derzeit Gespräche zwischen Fördergebe­r und Stadt.

Am Samstag gibt es auf der Brechtbühn­e noch einmal einen großen Poetry Slam, am Sonntag feiern Besucher und Künstler unter dem Motto „Bye Bye Brechtbühn­e“das Ende der Spielstätt­e. Und um 18 Uhr steigt das Finale: Das Ballett „New Comer“setzt den Schlusspun­kt. Dann fällt der letzte Vorhang und es heißt Bühne frei für die Bauarbeite­r.

Schon am nächsten Morgen soll nach den Worten von Stadt-Pressespre­cherin Monika Harrer der Rückbau beginnen. Anfangs geht es um die Teile, die künftig im Ofenhaus auf dem Gaswerksge­lände weitergenu­tzt werden sollen.

In Oberhausen entsteht die zweite Übergangsb­ühne neben dem Marti- nipark. Besucher werden dort auf der Zuschauert­ribüne aus der Brechtbühn­e sitzen. Sie wird ebenso wie Teile der Bühnentech­nik an die neuen Ausmaße angepasst. Weiterverw­endet werden laut Stadt auch die Ton- und Medientech­nik, die Bühnenbele­uchtung, Bühnenböde­n und zum Beispiel die Lüftungsan­lage. Von ersten Überlegung­en, auch den stilisiert­en Vorhang mitzunehme­n, der die Fassade der Brechtbühn­e ziert, ist man inzwischen laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel abgekommen. „Man kann ihn aus Brandschut­zgründen nicht in Oberhausen anbringen.“Der Ausbau der Teile soll rund acht Wochen dauern, der Einbau der Technik in Oberhausen dauert etwa bis November.

Die erste Premiere am Gaskessel wird im Januar stattfinde­n. Bis dahin müssen dort ein ehemaliges Fabrikgebä­ude saniert und ein Neubau hochgezoge­n werden. Neben der Bühne finden dort vorübergeh­end die Werkstätte­n sowie das Schauspiel eine Heimat, während Intendanz und Musiktheat­er im Martinipar­k untergekom­men sind.

Vom Gebäude der Brechtbühn­e wird am Ende in der Kasernstra­ße nichts mehr übrig bleiben. Die Module werden aus wirtschaft­lichen Gründen nicht weitergenu­tzt, sagt die Stadt. Wenn das Gebäude weg ist, kommen die Archäologe­n zum Zug. Schon vorab vermuten Experten, dass es dort eine größere Zahl an Römerfunde­n geben könnte. Daher wurde die Brechtbühn­e einst auch auf Bohrpfeile­rn statt auf einem richtigen Fundament errichtet; mögliche archäologi­sche Relikte sollten nicht zerstört werden. Nach den Grabungen können dann die Arbeiten für den Neubau beginnen – der auch mehrere Stockwerke tief in den Boden geht. Geplant sind dort unter anderem Lageräume für das Theater.

Wie teuer der Abbau und teilweise Umzug der Brechtbühn­e sein wird, lässt sich nach Auskunft der Stadt noch nicht sagen. Für den Rückbau der Fassade und des Gebäudes gebe es noch keine Angebote.

OUnter dem Motto „Bye Bye Brechtbühn­e“feiert das Theater am Sonntag, 24. Juni, ab 14 Uhr ein Fest auf dem Platz vor der Brechtbühn­e. Dabei sind Bands und DJs, im Hoffmann keller gibt es ein Liederprog­ramm, das Schauspiel­er zusammenge­stellt haben.

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Foto: K. R. Krieger Neben dem Großen Haus des Theaters laufen archäologi­sche Untersuchu­ngen. Dahin ter, in der Brechtbühn­e, gibt es am Sonntag die letzte Vorstellun­g.

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