Abschied von der Brechtbühne
Nach nur sechs Jahren wird die zweite Spielstätte des Theaters geschlossen. Teile davon wird das Publikum später am Oberhauser Gaskessel wieder vorfinden
Abschiede von ihrer „kleinen“Theaterspielstätte sind Augsburger Theatergänger inzwischen gewohnt: 2010 schloss die Komödie in der Altstadt – damals ging eine 65-jährige Ära zu Ende. Die Brechtbühne stand zwar nicht annähernd so lange; sie wurde erst 2012 eröffnet. Dennoch wird Wehmut mitschwingen, wenn Künstler und Publikum am Sonntag diesem Ort Adieu sagen.
Wo bislang das Kleine Haus des Theaters Augsburg stand, wird im Zuge der Theatersanierung ein Neubau mit Werkstätten, Büros und einem Multifunktionssaal entstehen. Der neue Komplex wird baulich mit dem Großen Haus verbunden sein. Dass die Brechtbühne nach nur sechs Jahren weichen muss, obwohl sie ursprünglich für eine Nutzung von 15 Jahren vorgesehen war, sorgte lange Zeit für Diskussionen. Gegner der Theatersanierung bezichtigten die Stadt der Geldverschwendung.
Tatsächlich ist bis heute offen, in welcher Höhe Augsburg Fördergelder an den Freistaat zurückzahlen muss, da es die Brechtbühne vor Ablauf der Nutzungsdauer aufgibt. Zur Erinnerung: Aus München flossen 1,82 Millionen Euro für den insgesamt 6,2 Millionen Euro teuren Bau. Da ein Teil der Brechtbühne am Oberhauser Gaskessel wieder aufgebaut wird, wird der Freistaat nicht die komplette Summe zurückfordern. Ganz wird die Stadt das Geld aber vermutlich nicht behalten dürfen. Es laufen derzeit Gespräche zwischen Fördergeber und Stadt.
Am Samstag gibt es auf der Brechtbühne noch einmal einen großen Poetry Slam, am Sonntag feiern Besucher und Künstler unter dem Motto „Bye Bye Brechtbühne“das Ende der Spielstätte. Und um 18 Uhr steigt das Finale: Das Ballett „New Comer“setzt den Schlusspunkt. Dann fällt der letzte Vorhang und es heißt Bühne frei für die Bauarbeiter.
Schon am nächsten Morgen soll nach den Worten von Stadt-Pressesprecherin Monika Harrer der Rückbau beginnen. Anfangs geht es um die Teile, die künftig im Ofenhaus auf dem Gaswerksgelände weitergenutzt werden sollen.
In Oberhausen entsteht die zweite Übergangsbühne neben dem Marti- nipark. Besucher werden dort auf der Zuschauertribüne aus der Brechtbühne sitzen. Sie wird ebenso wie Teile der Bühnentechnik an die neuen Ausmaße angepasst. Weiterverwendet werden laut Stadt auch die Ton- und Medientechnik, die Bühnenbeleuchtung, Bühnenböden und zum Beispiel die Lüftungsanlage. Von ersten Überlegungen, auch den stilisierten Vorhang mitzunehmen, der die Fassade der Brechtbühne ziert, ist man inzwischen laut Kulturreferent Thomas Weitzel abgekommen. „Man kann ihn aus Brandschutzgründen nicht in Oberhausen anbringen.“Der Ausbau der Teile soll rund acht Wochen dauern, der Einbau der Technik in Oberhausen dauert etwa bis November.
Die erste Premiere am Gaskessel wird im Januar stattfinden. Bis dahin müssen dort ein ehemaliges Fabrikgebäude saniert und ein Neubau hochgezogen werden. Neben der Bühne finden dort vorübergehend die Werkstätten sowie das Schauspiel eine Heimat, während Intendanz und Musiktheater im Martinipark untergekommen sind.
Vom Gebäude der Brechtbühne wird am Ende in der Kasernstraße nichts mehr übrig bleiben. Die Module werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergenutzt, sagt die Stadt. Wenn das Gebäude weg ist, kommen die Archäologen zum Zug. Schon vorab vermuten Experten, dass es dort eine größere Zahl an Römerfunden geben könnte. Daher wurde die Brechtbühne einst auch auf Bohrpfeilern statt auf einem richtigen Fundament errichtet; mögliche archäologische Relikte sollten nicht zerstört werden. Nach den Grabungen können dann die Arbeiten für den Neubau beginnen – der auch mehrere Stockwerke tief in den Boden geht. Geplant sind dort unter anderem Lageräume für das Theater.
Wie teuer der Abbau und teilweise Umzug der Brechtbühne sein wird, lässt sich nach Auskunft der Stadt noch nicht sagen. Für den Rückbau der Fassade und des Gebäudes gebe es noch keine Angebote.
OUnter dem Motto „Bye Bye Brechtbühne“feiert das Theater am Sonntag, 24. Juni, ab 14 Uhr ein Fest auf dem Platz vor der Brechtbühne. Dabei sind Bands und DJs, im Hoffmann keller gibt es ein Liederprogramm, das Schauspieler zusammengestellt haben.