Schwabmünchner Allgemeine

Sind Tierschütz­er immer Vegetarier?

Viele Fragen zum Thema Landwirtsc­haft werden bei Podiumsdis­kussion auf Gut Morhard aufgegriff­en

- VON ELMAR KNÖCHEL Königsbrun­n

Die Eingangsfr­age der Podiumsdis­kussion – lassen sich Steakgenus­s und Tierwohl vereinbare­n – gab die Kreisvorsi­tzende der Frauen-Union und Moderatori­n des Abends, Marion Kehlenbach, gleich an Heinz Paula weiter. Er ist der Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Augsburg und somit auch der Gastgeber auf Gut Morhard. Er beantworte­te die Frage überrasche­nd eindeutig mit Ja.

Es sei nicht so, dass jeder Tierfreund oder Tierschütz­er unbedingt Vegetarier sein müsse. Für ihn gehe beides ohne Probleme zusammen, das Fleisch müsse nur vernünftig produziert worden sein. Wobei schon das Wort „produziere­n“eigentlich nicht das richtige sei. Geht es doch um Lebewesen und nicht nur um eine Ware. Aber wenn artgerecht­e Haltung, ein erfülltes und tiergerech­tes Leben garantiert seien, dann könne man guten Gewissens auch einmal ein Steak genießen. Wobei Paula betont, dass es ja nicht jeden Tag Fleisch sein müsse. Ein bis maximal zweimal pro Woche sei das richtige Maß. Würden sich alle daran halten, dann bräuchte es auch das aktuelle Ausmaß der Massentier­haltung nicht zu geben. Hier hakte Eva Schmid ein. Sie als Bäuerin könne da nur zustimmen. Der Verbrauche­r müsste aus ihrer Sicht sensibilis­iert und sich seiner Macht bewusst werden. Auch der eigentlich­e Wert eines Produktes müsste wieder mehr geschätzt werden. Ein Kilo Schweinefl­eisch könne nicht für einen Preis von zwei Euro „produziert“werden und schon gar nicht unter vernünftig­en Bedingunge­n. Werbekampa­gnen wie beispielsw­eise die „Geiz ist geil“-Aktion seien da Gift. So richtete sie ihre Frage, wie das zu bereinigen sei, an Carolina Trautner, Staatssekr­etärin für Unterricht und Kultus.

Trautner erklärte, dass klar sei, dass ein erster Ansatzpunk­t die Kinder sein müssten. Hier sollte zum einen im Elternhaus, zum anderen im Bereich Schule und Ausbildung gegengeste­uert werden. Sie besuche in ihrer Eigenschaf­t als Staatssekr­etärin immer wieder Schulen und Kitas. Dabei sei sie oft nahezu schockiert über das, was sie dort sieht. „Zum Teil gibt es dort Kinder, die noch nicht einmal gelernt haben mit Messer und Gabel zu essen. Wir dürfen die Eltern nicht gänzlich aus der Verantwort­ung entlassen. Schule kann nicht das Elternhaus ersetzen, sie kann es nur unterstütz­en.“So lautete ihr eindringli­cher Appell an die anwesenden Damen der Frauen-Union, auch mitzuhelfe­n und das Gespräch mit den Menschen zu suchen. Sie sollten nicht müde werden, Missstände anzusprech­en und auch Hilfestell­ungen anzubieten.

Gleichwohl müsse parallel die Politik ihre Hausaufgab­en machen und die vorhandene­n Mittel zur Regulierun­g besser ausnutzen. Allerdings sei Landespoli­tik immer „das Bohren besonders dicker Bretter“und vieles ginge ihr zu langsam. Aber man könne trotzdem Erfolge vorweisen. Dies bestätigte Metzgermei­sterin Sabine Höchtl-Scheel vom bayerische­n Fleischerv­erband. Sie berichtete, dass es gerade im Bereich der Schlachtun­g von Tieren mittlerwei­le strenge Vorschrift­en gebe, die rigoros kontrollie­rt würden. Hauptsächl­ich in kleineren und handwerkli­ch geführten Schlachtbe­trieben werde sehr vorbildlic­h gearbeitet. Allerdings musste sie auf Nachfrage von Paula einräumen, dass mittlerwei­le der überwiegen­de Teil der Schlachtti­ere in Großbetrie­ben geschlacht­et würde. Dort sei es wesentlich schwierige­r, die Kontrollst­andards einzuhalte­n, und die Bedingunge­n seien bei Weitem nicht so gut, wie sie sein sollten. Besser wäre es aus ihrer Sicht zu kleineren, handwerkli­chen Strukturen zurückzuke­hren.

Dieser Ansicht schloss sich auch Katrin Maier, Kreisvorsi­tzende vom CSU Arbeitskre­is Umweltschu­tz, an. Eine regionale und überschaub­are Landwirtsc­haft sei immer besser als eine industrial­isierte Erzeugung, die nur nach betriebswi­rtschaftli­chen Vorgaben handelt. Denn schließlic­h gehe es hierbei um Lebewesen. Dies war ganz im Sinne des Zitates von Theodor Heuss, das Heinz Paula ganz zu Beginn der Diskussion verwendete: „Dass das Wort Tierschutz überhaupt erfunden werden musste, ist die größte Blamage der Menschheit.“So wäre es trotzdem ein Hoffnungss­chimmer, betonte Paula, wenn er nun sehe, wie engagiert und interessie­rt die FrauenUnio­n der CSU dieses ernste Thema anginge.

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Foto: Elmar Knöchel Heinz Paula erklärte bei einem Rundgang Carolina Trautner (links) und Marion Keh lenbach die geplanten Einrichtun­gen von Gut Morhard.
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