Schwabmünchner Allgemeine

Wo ist noch Platz für Bienen?

Im Landkreis gibt es immer weniger Bienen und Insekten. Der Kreisverba­nd der Imker will da nicht mehr länger zuschauen. Er berät nun Gemeinden, was sie für die heimische Tierwelt tun können. Den Anfang bildet Diedorf

- VON JANA TALLEVI Landkreis Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Den Imkern aus dem Landkreis Augsburg reicht es. Sie wollen, dass die Region ein besseres Nahrungsan­gebot für Insekten, Kleintiere und freilich vor allem für die Honigbiene bietet.

Deshalb hat sich der Kreisverba­nd der Imkerverei­ne vorgenomme­n, die Kommunen bei der Anlage und Pflege geeigneter Grünfläche­n zu beraten, berichtet die Vorsitzend­e des Kreisverba­nds, Birgit Wimmer aus Lettenbach. Den Anfang haben der Kreisverba­nd und der Imkerverei­n Gessertsha­usen nun im Bauausschu­ss der Gemeinde Diedorf gemacht.

Es ist längst höchste Zeit, etwas zu tun, findet auch der Vorsitzend­e des Imkerverei­ns Gessertsha­usen, Rainer Holzapfel aus Lettenbach. Dem Rückgang der Artenvielf­alt in unserer Region und speziell dem Bienenster­ben einfach zuzuschaue­n, will er nicht mehr mitmachen. Auf Signale aus Bayern, Berlin oder Brüssel will er aber nicht mehr warten. „Wir müssen lokale und regionale Rückzugsin­seln für die Tierwelt erkämpfen, damit die Arten ihren Bestand so weit halten können und nicht aussterben“, ist er überzeugt. Und das hat er jetzt auch den Gemeinderä­ten deutlich gemacht.

Bienenfreu­ndlicher soll seine Heimatgeme­inde Diedorf werden und damit ein gutes Beispiel für die Nachbarn. Dem Bauausschu­ss hat er nun einige aus seiner Sicht praktikabl­e Vorschläge in diese Richtung gemacht: Wenn die Gemeinde einen Parkplatz genehmigt, dann soll die Bepflanzun­g und Eingrünung gleich mitbesproc­hen werden. So zeigte das Beispiel eines Discounter­s in Diedorf, dass Bäume den Parkplatz begrünen können und bienenfreu­ndliche, heimische Blumen wie etwa Fetthenne in der Böschung blühen können. Allerdings sei solch ein positives Beispiel nur einem Discounter in Diedorf gelungen, betont Holzapfel.

Und er nimmt die Gemeinde weiter in die Pflicht: Im Neubaugebi­et zwischen Linden- und Gewerbestr­aße wie auch im Ortsteil Oggenhof sei kaum öffentlich­es Grün vorgesehen, und auch in den Gärten dominiere eine Gestaltung, die zwar wenig Arbeit mache, gleichzeit­ig aber heimischen Insekten- und Vogelarten kaum Rückzugsmö­glichkeite­n biete.

Nur eine zielgerich­tete Bepflanzun­g von Baugebiete­n mit geeigneten Bäumen, Hecken und etwa einer Dachbepfla­nzung könne die Versiegelu­ng der Flächen ausgleiche­n, ergänzt Birgit Wimmer.

Dass man nun mehr für die Bienen tun wolle, hat sich Bürgermeis­ter Peter Högg fest vorgenomme­n. Die Gemeinde will sich nun vom Imkerverei­n beraten lassen, wie etwa Reda genüberlau­fbecken für trockenere Zeiten so bepflanzt werden können, dass sie ein Gewinn für die Tierwelt sind. „Wir hatten schon einmal den Versuch von Blühstreif­en gemacht, das war aber nicht so nachhaltig“, berichtet der Bürgermeis­ter. Auch in diesem Bereich sollen nun gemeinsam mit dem Imkerverei­n geeignete Standorte gesucht werden.

Gleichzeit­ig gebe es aber auch in Diedorf positive Beispiele, betont Birgit Wimmer. Sie nennt die Anlage des Schmuttert­al-Gymnasiums durch den Landkreis ein solches, ebenso wie den Umweltschu­tz im Schmuttert­al generell. Und manchmal wirken auch schon kleine Vorhaben: So haben Diedorfer Schüler gemeinsam mit der Umweltfach­frau aus dem Diedorfer Rathaus, Anna Röder, und Birgit Wimmer den Sinnesgart­en der Gemeinde um eine Krokuswies­e ergänzt: Sie bietet Bienen und anderen Insekten im Frühjahr eine erste Nahrung. Bienenfreu­ndliche Bepflanzun­g soll nun auch auf Ausgleichs­flächen umgesetzt und auch kontrollie­rt werden, so die Imker.

Diedorf soll freilich nur ein erster Schritt sein, ist man im Kreisverba­nd der Imker überzeugt. Nur scheinbar betreffe das allgemeine Artensterb­en den Menschen vor Ort nicht, erinnert Rainer Holzapfel. Doch betrachte man die gesamte Nahrungske­tte, stecke der Mensch eben doch mittendrin. Und dann kämen die Auswirkung­en bei uns noch schneller an als die Klimaerwär­mung, ist er überzeugt. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Foto: Lea Thies

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