Wo ist noch Platz für Bienen?
Im Landkreis gibt es immer weniger Bienen und Insekten. Der Kreisverband der Imker will da nicht mehr länger zuschauen. Er berät nun Gemeinden, was sie für die heimische Tierwelt tun können. Den Anfang bildet Diedorf
Den Imkern aus dem Landkreis Augsburg reicht es. Sie wollen, dass die Region ein besseres Nahrungsangebot für Insekten, Kleintiere und freilich vor allem für die Honigbiene bietet.
Deshalb hat sich der Kreisverband der Imkervereine vorgenommen, die Kommunen bei der Anlage und Pflege geeigneter Grünflächen zu beraten, berichtet die Vorsitzende des Kreisverbands, Birgit Wimmer aus Lettenbach. Den Anfang haben der Kreisverband und der Imkerverein Gessertshausen nun im Bauausschuss der Gemeinde Diedorf gemacht.
Es ist längst höchste Zeit, etwas zu tun, findet auch der Vorsitzende des Imkervereins Gessertshausen, Rainer Holzapfel aus Lettenbach. Dem Rückgang der Artenvielfalt in unserer Region und speziell dem Bienensterben einfach zuzuschauen, will er nicht mehr mitmachen. Auf Signale aus Bayern, Berlin oder Brüssel will er aber nicht mehr warten. „Wir müssen lokale und regionale Rückzugsinseln für die Tierwelt erkämpfen, damit die Arten ihren Bestand so weit halten können und nicht aussterben“, ist er überzeugt. Und das hat er jetzt auch den Gemeinderäten deutlich gemacht.
Bienenfreundlicher soll seine Heimatgemeinde Diedorf werden und damit ein gutes Beispiel für die Nachbarn. Dem Bauausschuss hat er nun einige aus seiner Sicht praktikable Vorschläge in diese Richtung gemacht: Wenn die Gemeinde einen Parkplatz genehmigt, dann soll die Bepflanzung und Eingrünung gleich mitbesprochen werden. So zeigte das Beispiel eines Discounters in Diedorf, dass Bäume den Parkplatz begrünen können und bienenfreundliche, heimische Blumen wie etwa Fetthenne in der Böschung blühen können. Allerdings sei solch ein positives Beispiel nur einem Discounter in Diedorf gelungen, betont Holzapfel.
Und er nimmt die Gemeinde weiter in die Pflicht: Im Neubaugebiet zwischen Linden- und Gewerbestraße wie auch im Ortsteil Oggenhof sei kaum öffentliches Grün vorgesehen, und auch in den Gärten dominiere eine Gestaltung, die zwar wenig Arbeit mache, gleichzeitig aber heimischen Insekten- und Vogelarten kaum Rückzugsmöglichkeiten biete.
Nur eine zielgerichtete Bepflanzung von Baugebieten mit geeigneten Bäumen, Hecken und etwa einer Dachbepflanzung könne die Versiegelung der Flächen ausgleichen, ergänzt Birgit Wimmer.
Dass man nun mehr für die Bienen tun wolle, hat sich Bürgermeister Peter Högg fest vorgenommen. Die Gemeinde will sich nun vom Imkerverein beraten lassen, wie etwa Reda genüberlaufbecken für trockenere Zeiten so bepflanzt werden können, dass sie ein Gewinn für die Tierwelt sind. „Wir hatten schon einmal den Versuch von Blühstreifen gemacht, das war aber nicht so nachhaltig“, berichtet der Bürgermeister. Auch in diesem Bereich sollen nun gemeinsam mit dem Imkerverein geeignete Standorte gesucht werden.
Gleichzeitig gebe es aber auch in Diedorf positive Beispiele, betont Birgit Wimmer. Sie nennt die Anlage des Schmuttertal-Gymnasiums durch den Landkreis ein solches, ebenso wie den Umweltschutz im Schmuttertal generell. Und manchmal wirken auch schon kleine Vorhaben: So haben Diedorfer Schüler gemeinsam mit der Umweltfachfrau aus dem Diedorfer Rathaus, Anna Röder, und Birgit Wimmer den Sinnesgarten der Gemeinde um eine Krokuswiese ergänzt: Sie bietet Bienen und anderen Insekten im Frühjahr eine erste Nahrung. Bienenfreundliche Bepflanzung soll nun auch auf Ausgleichsflächen umgesetzt und auch kontrolliert werden, so die Imker.
Diedorf soll freilich nur ein erster Schritt sein, ist man im Kreisverband der Imker überzeugt. Nur scheinbar betreffe das allgemeine Artensterben den Menschen vor Ort nicht, erinnert Rainer Holzapfel. Doch betrachte man die gesamte Nahrungskette, stecke der Mensch eben doch mittendrin. Und dann kämen die Auswirkungen bei uns noch schneller an als die Klimaerwärmung, ist er überzeugt. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE