Was kommt am Wochenende auf Augsburg zu?
Die Krawallaufrufe im Internet haben viele Menschen verunsichert. Sie machen sich Sorgen um ihr Haus, ihr Geschäft oder ihr Auto. Die Polizei gibt Antworten auf die häufigsten Fragen – und warnt vor Panikmache
Im Internet gibt es angesichts des AfD-Bundesparteitags auch Aufrufe zu Krawallen. Muss man sich deshalb am Wochenende um sein Auto oder Haus Sorgen machen?
Nein, lautet die Auskunft der Polizei. Es gebe keinen Grund, Angst zu haben oder in Panik zu verfallen. Das Ziel der Polizei sei es, Gewalttätigkeiten bereits im Ansatz zu erkennen und zu verhindern. Polizeisprecher Thomas Rieger sagt: „Gerade entlang der Aufzugsstrecken und im Bereich der Kundgebungsorte werden starke Polizeieinheiten präsent sein.“Die Polizei fordere deshalb niemanden auf, sein Anwesen speziell zu sichern. Auch Autos müssen nach Ansicht der Polizei nicht in Sicherheit gebracht werden.
Auf welches Szenario bereitet sich die Polizei derzeit vor?
Die Einsatzleitung der Augsburger Polizei geht davon aus, dass eine „breite Mehrheit“der AfD-Gegner friedlich demonstrieren wird. Dennoch rechnet die Polizei auch damit, dass gewaltbereite Linksextremisten am Wochenende nach Augsburg kommen. Deren Zahl lässt sich nur schwer vorhersagen. Beobachter gehen derzeit von einigen hundert militanten AfD-Gegnern aus. Die Polizei hat sich aber gut aufgestellt: Rund 2000 Beamte werden über das Wochenende im Einsatz sein. Die Augsburger Polizei erhält Verstärkung durch bayerische Einheiten und von der Bundespolizei. Außerdem kommen zusätzlich Beamte aus acht weiteren Bundesländern.
In den vergangenen Tagen haben sich bei der Stadt mehrere Geschäftsleute gemeldet mit der Frage, ob sie ihre Geschäfte am Samstag überhaupt öffnen sollen und ob es nötig ist, Schaufenster zu sichern. Was raten Stadtverwaltung und Polizei den Ladenbesitzern?
Beides ist nach Ansicht der Behörden nicht erforderlich – weder eine Schließung der Geschäfte noch eine spezielle Sicherung der Schaufenster. Die Polizei teilt dazu mit, dass im ganzen Stadtbereich starke Polizeieinheiten anwesend und ansprechbar sein werden. Wer ver- dächtige Wahrnehmungen macht oder Randalierer entdeckt, könne sich zudem jederzeit über die Notrufnummer 110 mit der Polizei in Verbindung setzen.
Welche Einschränkungen gibt es für die Augsburger am Wochenende?
Besonders heftig sind die Folgen im öffentlichen Nahverkehr. Am Samstag, 30. Juni, wird der Nahverkehr in der Innenstadt und im Süden der Stadt teilweise lahmgelegt. Wegen mehrerer Kundgebungen und Demonstrationen muss das zentrale Umsteige-Dreieck am Königsplatz ab etwa elf Uhr komplett geschlossen werden. Deshalb werden Tramund Buslinie umgeleitet. Teils fahren statt der Straßenbahnen Ersatzbusse. Wann sich der Nahverkehr am Samstag wieder normalisiert, können die Stadtwerke derzeit nicht abschätzen. Es wird wohl auf jeden Fall bis zum Abend Einschränkungen geben. Autofahrer sollten am Wochenende vor allem die Messe großräumig umfahren. Die Friedrich-Ebert-Straße südlich des Messegeländes wird ab Freitag, 15 Uhr, bis Sonntagabend im Bereich zwischen dem Alten Postweg und der Bergiusstraße komplett gesperrt. Auch die entsprechenden Auf- und Abfahrten der B17 sind in dieser Zeit gesperrt. Ebenfalls gesperrt wird die Firnhaberstraße nördlich des Messegeländes. Anlieger dürfen aber zu ihren Wohnungen. Auch die Windprecht- und die Piccardstraße sind von Freitagnachmittag bis zum späten Sonntagabend nur für Anlieger freigegeben.
Im Internet gibt es einen „KrawallReiseführer“, der verschiedene Ziele für Attacken nennt – darunter Behörden, Parteibüros und Hotels. Wie geht die Polizei damit um?
Auch Ermittler der Polizei beobachten genau, was im Internet veröffentlicht wird. Die in den Aufrufen genannten Objekte werden von der Polizei, so der Originalton, „lageangemessen“geschützt. Neben uniformierten Beamten werden auch Zivilpolizisten sein. Allerdings ist auch klar: Die Polizei kann nicht alle in dem „Krawall-Führer“genannten Adressen rund um die Uhr bewachen. Die CSU hat deshalb für ihre Parteizentrale einen Sicherheitsdienst engagiert. Das Rathaus bleibt am Samstag und Sonntag für Besucher geschlossen.
Stimmt es, dass auch die Universität geschlossen wird?
Ja. Die Polizei hat nach Informationen unserer Redaktion in Gesprächen mit der Universitätsleitung darauf hingewiesen, dass einzelne Örtlichkeiten auf dem Uni-Campus als Rückzugsorte für militante AfDGegner dienen könnten, etwa Parkhäuser. Die Leitung der Uni hat dann entschieden, am Wochenende alles Gebäude zu schließen. Betroffen davon ist unter anderem die Bibliothek, die normalerweise auch samstags und sonntags von vormittags bis Mitternacht geöffnet ist.
Wo kann man sich informieren – etwa über den Polizeieinsatz oder Verkehrsbehinderungen?
Die Polizei hat ein Bürgertelefon eingerichtet. Es ist erreichbar unter 0821/323-1020 – von 8 bis 17 Uhr, an den Einsatztagen von 8 bis 22 Uhr. Auch die Stadtwerke haben ein Infotelefon zu den Einschränkungen im Nahverkehr. Es ist erreichbar unter 0821/6500-5888, von 7 bis 18 Uhr, am Samstag von 10 bis 15 Uhr. Die Polizei informiert auf ihrer Internetseite unter der Adresse: www.polizei.bayern.de und in den sozialen Netzwerken unter dem Schlagwort: #Aux110.