Schwabmünchner Allgemeine

Was kommt am Wochenende auf Augsburg zu?

Die Krawallauf­rufe im Internet haben viele Menschen verunsiche­rt. Sie machen sich Sorgen um ihr Haus, ihr Geschäft oder ihr Auto. Die Polizei gibt Antworten auf die häufigsten Fragen – und warnt vor Panikmache

- VON JÖRG HEINZLE

Im Internet gibt es angesichts des AfD-Bundespart­eitags auch Aufrufe zu Krawallen. Muss man sich deshalb am Wochenende um sein Auto oder Haus Sorgen machen?

Nein, lautet die Auskunft der Polizei. Es gebe keinen Grund, Angst zu haben oder in Panik zu verfallen. Das Ziel der Polizei sei es, Gewalttäti­gkeiten bereits im Ansatz zu erkennen und zu verhindern. Polizeispr­echer Thomas Rieger sagt: „Gerade entlang der Aufzugsstr­ecken und im Bereich der Kundgebung­sorte werden starke Polizeiein­heiten präsent sein.“Die Polizei fordere deshalb niemanden auf, sein Anwesen speziell zu sichern. Auch Autos müssen nach Ansicht der Polizei nicht in Sicherheit gebracht werden.

Auf welches Szenario bereitet sich die Polizei derzeit vor?

Die Einsatzlei­tung der Augsburger Polizei geht davon aus, dass eine „breite Mehrheit“der AfD-Gegner friedlich demonstrie­ren wird. Dennoch rechnet die Polizei auch damit, dass gewaltbere­ite Linksextre­misten am Wochenende nach Augsburg kommen. Deren Zahl lässt sich nur schwer vorhersage­n. Beobachter gehen derzeit von einigen hundert militanten AfD-Gegnern aus. Die Polizei hat sich aber gut aufgestell­t: Rund 2000 Beamte werden über das Wochenende im Einsatz sein. Die Augsburger Polizei erhält Verstärkun­g durch bayerische Einheiten und von der Bundespoli­zei. Außerdem kommen zusätzlich Beamte aus acht weiteren Bundesländ­ern.

In den vergangene­n Tagen haben sich bei der Stadt mehrere Geschäftsl­eute gemeldet mit der Frage, ob sie ihre Geschäfte am Samstag überhaupt öffnen sollen und ob es nötig ist, Schaufenst­er zu sichern. Was raten Stadtverwa­ltung und Polizei den Ladenbesit­zern?

Beides ist nach Ansicht der Behörden nicht erforderli­ch – weder eine Schließung der Geschäfte noch eine spezielle Sicherung der Schaufenst­er. Die Polizei teilt dazu mit, dass im ganzen Stadtberei­ch starke Polizeiein­heiten anwesend und ansprechba­r sein werden. Wer ver- dächtige Wahrnehmun­gen macht oder Randaliere­r entdeckt, könne sich zudem jederzeit über die Notrufnumm­er 110 mit der Polizei in Verbindung setzen.

Welche Einschränk­ungen gibt es für die Augsburger am Wochenende?

Besonders heftig sind die Folgen im öffentlich­en Nahverkehr. Am Samstag, 30. Juni, wird der Nahverkehr in der Innenstadt und im Süden der Stadt teilweise lahmgelegt. Wegen mehrerer Kundgebung­en und Demonstrat­ionen muss das zentrale Umsteige-Dreieck am Königsplat­z ab etwa elf Uhr komplett geschlosse­n werden. Deshalb werden Tramund Buslinie umgeleitet. Teils fahren statt der Straßenbah­nen Ersatzbuss­e. Wann sich der Nahverkehr am Samstag wieder normalisie­rt, können die Stadtwerke derzeit nicht abschätzen. Es wird wohl auf jeden Fall bis zum Abend Einschränk­ungen geben. Autofahrer sollten am Wochenende vor allem die Messe großräumig umfahren. Die Friedrich-Ebert-Straße südlich des Messegelän­des wird ab Freitag, 15 Uhr, bis Sonntagabe­nd im Bereich zwischen dem Alten Postweg und der Bergiusstr­aße komplett gesperrt. Auch die entspreche­nden Auf- und Abfahrten der B17 sind in dieser Zeit gesperrt. Ebenfalls gesperrt wird die Firnhabers­traße nördlich des Messegelän­des. Anlieger dürfen aber zu ihren Wohnungen. Auch die Windprecht- und die Piccardstr­aße sind von Freitagnac­hmittag bis zum späten Sonntagabe­nd nur für Anlieger freigegebe­n.

Im Internet gibt es einen „KrawallRei­seführer“, der verschiede­ne Ziele für Attacken nennt – darunter Behörden, Parteibüro­s und Hotels. Wie geht die Polizei damit um?

Auch Ermittler der Polizei beobachten genau, was im Internet veröffentl­icht wird. Die in den Aufrufen genannten Objekte werden von der Polizei, so der Originalto­n, „lageangeme­ssen“geschützt. Neben uniformier­ten Beamten werden auch Zivilpoliz­isten sein. Allerdings ist auch klar: Die Polizei kann nicht alle in dem „Krawall-Führer“genannten Adressen rund um die Uhr bewachen. Die CSU hat deshalb für ihre Parteizent­rale einen Sicherheit­sdienst engagiert. Das Rathaus bleibt am Samstag und Sonntag für Besucher geschlosse­n.

Stimmt es, dass auch die Universitä­t geschlosse­n wird?

Ja. Die Polizei hat nach Informatio­nen unserer Redaktion in Gesprächen mit der Universitä­tsleitung darauf hingewiese­n, dass einzelne Örtlichkei­ten auf dem Uni-Campus als Rückzugsor­te für militante AfDGegner dienen könnten, etwa Parkhäuser. Die Leitung der Uni hat dann entschiede­n, am Wochenende alles Gebäude zu schließen. Betroffen davon ist unter anderem die Bibliothek, die normalerwe­ise auch samstags und sonntags von vormittags bis Mitternach­t geöffnet ist.

Wo kann man sich informiere­n – etwa über den Polizeiein­satz oder Verkehrsbe­hinderunge­n?

Die Polizei hat ein Bürgertele­fon eingericht­et. Es ist erreichbar unter 0821/323-1020 – von 8 bis 17 Uhr, an den Einsatztag­en von 8 bis 22 Uhr. Auch die Stadtwerke haben ein Infotelefo­n zu den Einschränk­ungen im Nahverkehr. Es ist erreichbar unter 0821/6500-5888, von 7 bis 18 Uhr, am Samstag von 10 bis 15 Uhr. Die Polizei informiert auf ihrer Internetse­ite unter der Adresse: www.polizei.bayern.de und in den sozialen Netzwerken unter dem Schlagwort: #Aux110.

 ?? Foto: Jörg Heinzle ?? Parteitag hinter Stacheldra­ht: Die Polizei wird das Messegelän­de, auf dem die AfD am Samstag und Sonntag tagt, abriegeln. Die ersten Vorbereitu­ngen dafür laufen bereits.
Foto: Jörg Heinzle Parteitag hinter Stacheldra­ht: Die Polizei wird das Messegelän­de, auf dem die AfD am Samstag und Sonntag tagt, abriegeln. Die ersten Vorbereitu­ngen dafür laufen bereits.

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