Schwabmünchner Allgemeine

Langen Atem bewiesen

Angelika Latermann ist seit über 30 Jahren beim Spielmanns­zug. Sie erzählt, wie anspruchsv­oll das Pfeifespie­len ist

- VON LEONIE KÜTHMANN Mindelheim

Andere sind weggegange­n, hatten keine Lust mehr, sind nicht mehr zurückgeko­mmen. Angelika Latermann nicht. Studium oder eigene Kinder – nichts konnte die Mindelheim­erin vom Spielmanns­zug abbringen. Angefangen, Pfeife zu spielen, hat sie, als sie selbst noch ein Kind war: „Im Jahr 1980, da war ich sieben Jahre alt.“

Dass sie beim Frundsberg­fest mitmacht, war klar – schließlic­h wurde Angelika Latermann in eine Frundsberg­fest-Familie hineingebo­ren: „Meine Eltern waren bei der Stadtwache, da war ich immer dabei, aber irgendwann wollte ich selbst etwas machen.“Also ging die heute 45-Jährige zum Spielmanns­zug und lernte, Pfeife zu spielen: „Das ist nicht so einfach, man braucht einen guten Ansatz und viel Luft“, erklärt Angelika Latermann. Mindestens eineinhalb Jahre braucht man ihrer Einschätzu­ng nach, um das Pfeifenspi­el zu beherrsche­n: „Zuerst muss man die Stücke auswendig lernen, dann marschiere­n üben.“

Damit das alle Mitglieder des Spielmanns­zugs können, wird alle zwei Wochen geprobt. Vor dem Frundsberg­fest finden die Proben dann wöchentlic­h statt: „Im Sommer kommen noch Marschprob­en dazu.“Angelika Latermann ist so oft sie kann dabei: „Nur während des Studiums habe ich das Ganze etwas zurückgesc­hraubt.“

Das Studium, der Ausstiegsg­rund für viele ehemalige Pfeifen. „Wir haben kein Nachwuchsp­roblem bei den ganz Kleinen, sondern bei den Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n“, sagt Angelika Latermann mit Bedauern. Die Mindelheim­erin war selbst einmal Ausbilderi­n für die Pfeifen: „Momentan sind viele dabei, die ich selbst ausgebilde­t habe“, erzählt die 45-Jährige. Mittlerwei­le hat sie für diese Aufgabe allerdings keine Zeit mehr: „Aus berufliche­n und familiären Gründen ist das einfach nicht mehr möglich.“Angelika Latermanns Kinder, elf und 14 Jahre alt, sind mittlerwei­le selbst Pfeifenspi­eler, routiniert­e Mitglieder des Spielmanns­zugs: „Wenn man das einmal gelernt hat, muss man es nur gelegentli­ch auffrische­n“, erklärt die Mindelheim­erin. Daher sei es auch kein Problem, wenn ehemalige Pfeifenspi­eler nach dem Studium oder einer anderen Auszeit wieder mitmachen möchten.

Aber auch Neulinge sind willkommen: „Sie müssen mindestens Erstklässl­er sein, sonst schaffen sie das Pfeifespie­len atemtechni­sch noch nicht“, erklärt Angelika Latermann. Wer beim Spielmanns­zug dabei ist, spielt nicht nur Pfeife während des Frundsberg­fests: „Wir haben ja auch unser Lager und essen auch gemeinsam“, zählt die 45-Jährige die Vorteile des Spielmanns­zugs auf. „Die Gemeinscha­ft ist toll, man kann sich aufeinande­r verlassen.“Auch neben den Proben und dem Frundsberg­fest verbringt der Spielmanns­zug Zeit miteinande­r: „Jahresausf­lüge, Weihnachts­feier, Spieleaben­de.“Angelika Latermann ist immer mit dabei: „Ich gehör’ einfach zum Spielmanns­zug dazu.“

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Fotos: Latermann So sieht Angelika Latermann heute aus.
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Angelika Latermann als junge Pfeifen spielerin in den 1980er Jahren.

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