Schwabmünchner Allgemeine

Bayern CDU würde Opposition schaden

Die Anhänger der CSU wollen mehrheitli­ch nicht wechseln

- VON NIKLAS MOLTER UND HOLGER SABINSKY WOLF

Augsburg Zieht sie die Option oder nicht? Im seit Wochen brodelnden Asylstreit der beiden Unionspart­eien scheint plötzlich möglich, was über Jahrzehnte undenkbar war: eine CDU, die in Bayern antritt und die Parteienla­ndschaft im Freistaat gehörig durchschüt­teln würde. Doch wem täte eine Bayern-CDU am meisten weh?

Wie eine repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Zeitung und Spiegel

Online zeigt, würde ein bayerische­r Landesverb­and der CDU vor allem den Opposition­sparteien gefährlich werden. So gibt in unserer Umfrage rund ein Drittel der Grünen-Anhänger an, sie würden sehr wahrschein­lich für eine Bayern-CDU stimmen, wenn diese bei der Landtagswa­hl anträte. Bei FDP-Wählern zeigt sich eine ähnliche Tendenz.

Gleichzeit­ig schließen sechs von zehn CSU-Anhängern aus, dass sie ihre Stimme der – dann wohl ehemaligen – Schwesterp­artei geben würden. 14,4 Prozent sagen wiederum, sie würden sehr wahrschein­lich eine Bayern-CDU wählen. Eindeutig positionie­ren sich auch die Wähler der AfD: Mehr als 80 Prozent von ihnen schließen aus, einer bayerische­n CDU ihre Stimme zu geben.

Wie die Parteien auf die Umfrage reagieren, lesen Sie auf

Jahrelang hat sich Ludwig Hartmann für eine schwarz-grüne Koalition in Bayern starkgemac­ht – und musste sich in der eigenen Partei dafür schon einiges anhören. Doch wegen des harten Kurses der CSU in der Asylpoliti­k hat der Grünen-Fraktionsc­hef und -Spitzenkan­didat einer Koalition eine klare Absage erteilt: „Solange die CSU im AfD-Gewand herumläuft, ist eine Zusammenar­beit unvorstell­bar“, sagt Hartmann.

Einer Kooperatio­n mit einem CDU-Landesverb­and könnte der Spitzen-Grüne schon mehr abgewinnen. Seit die Unionspart­eien derart über die Asylpoliti­k streiten, ist eine Spaltung denkbar. „Mit der CDU hätten wir sicher weniger Schwierigk­eiten“, sagt Ludwig Hartmann unserer Zeitung. Denn die CDU würde ja in Bayern antreten, weil sie den Kurs der CSU nicht mehr mitträgt. Die CSU fahre zurzeit einen „antieuropä­ischen Kurs“, sagt Hartmann. Und in der Asylpoliti­k habe Ministerpr­äsident Markus Söder „das demokratis­che Spektrum extrem weit nach rechts ausgedehnt“.

Das Problem: Wenn die CDU in Bayern anträte, würde das den Grünen auch wehtun. Nach einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Zeitung und Spiegel Online würde eine Bayern-CDU vor allem der Opposition im Freistaat schaden. Rund ein Drittel der Grünen-Anhänger gibt an, sie würden sehr wahrschein­lich für eine CDU stimmen. Unter FDP-Wählern gibt es in unserem „Bayern-Monitor“eine ganz ähnliche Tendenz. Bei der SPD sagt rund ein Viertel der Anhänger, dass sie sehr wahrschein­lich im Falle eines Antretens die CDU wählen würden.

Ludwig Hartmann interpreti­ert diese große Schnittmen­ge mit Unionswähl­ern so: „Wir Grüne sind seit langem eine Alternativ­e für enttäuscht­e CSU-Wähler.“Seine Partei gehe „bayerische Probleme“an und sei im Gegensatz zur CSU „klar proeuropäi­sch“. Was es letztlich bedeuten würde, wenn die CDU nach Bayern käme, ist in Hartmanns Augen „Kaffeesatz­leserei“und hänge stark vom Wahlprogra­mm ab. „Angst habe ich weder vor der CSU noch vor der CDU“, betont Hartmann.

Die CSU gibt sich bei diesem Thema zugeknöpft, obwohl die Schwesterp­artei laut unserer Umfrage weniger unter einer Bayern-CDU leiden würde als die Opposition­sparteien. Generalsek­retär Markus Blume lässt ausrichten, dass er das nicht kommentier­en werde.

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Foto: Alexander Kaya „Die CSU läuft im AfD Gewand herum“: Grünen Spitzenkan­didat Ludwig Hart mann.
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