Schwabmünchner Allgemeine

„Krawallrei­seführer“: Polizei durchsucht Räume

Vor dem AfD-Bundespart­eitag haben Beamte in Augsburg unter anderem Computer-Datenträge­r sichergest­ellt. Unabhängig davon wurde ein Mann in Gewahrsam genommen. Die Polizei spricht von Hinweisen auf mögliche Straftaten

- VON JAN KANDZORA „Krawallrei­seführer“Polizeimaß­nahmen AfD contra Polizeigew­erkschaft Seite 34

Vor dem Bundespart­eitag der „Alternativ­e für Deutschlan­d“, der am Wochenende in der Messe stattfinde­t, nimmt die Polizeiprä­senz in der Stadt merklich zu. Ein Aufgebot von 2000 Beamten werde im Einsatz sein, damit das zweitägige Treffen der rechten Partei ohne Zwischenfä­lle stattfinde­n kann, hieß es zuletzt von der Polizei. Genauso werde die Polizei friedliche Gegendemon­strationen sichern und schützen. Konkrete Hinweise auf Gewalttate­n gebe es bislang nicht.

Wir geben einen Überblick über die aktuellen Entwicklun­gen.

● In einer mutmaßlich von Linksextre­men veröffentl­ichten Publikatio­n werden konkrete Ziele für Attacken benannt. Dies hatte Bürger und Gewerbetre­ibende teils verunsiche­rt. Die Polizei betonte mehrfach, sie habe keine Erkenntnis­se, dass wirklich Attacken auf die genannten Orte geplant sind. Sie ermittelt gegen Unbekannt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion durchsucht­e sie in dem Zusammenha­ng vergangene Woche Räume in der Stadt. Dabei handelt es sich nicht um Wohnungen. Offenbar wurden dabei Computer-Datenträge­r sichergest­ellt. Die Ermittler erhofften sich offenbar, Erkenntnis­se zu den möglichen Erstellern der Internetse­ite zu erlangen. Ob dies gelang, ist unklar. Die Generalsta­atsanwalts­chaft München bestätigt auf Anfrage, dass Ermittlung­en wegen „Öffentlich­er Aufforderu­ng zu Straftaten“im Internet im Zusammenha­ng mit dem AfD-Parteitag laufen und dazu Räumlichke­iten durchsucht worden seien; die von der Durchsuchu­ng betroffene­n Personen gelten jedoch nicht als Verdächtig­e. Beschlagna­hmte Datenträge­r würden ausgewerte­t. ● Bereits im Vorfeld des Parteitags gibt es Polizeiakt­ionen gegen Personen, die von der Polizei verdächtig­t werden, mögliche Straftaten begehen zu können. Zuletzt war bekannt geworden, dass einer linken Aktivistin aus Stuttgart verboten worden ist, in der Zeit von Freitag bis Sonntag das Stadtgebie­t zu betreten. Es habe Erkenntnis­se gegeben, so ein Polizeispr­echer, dass sich die Person „an strafbaren Handlungen in Augsburg beteiligen könnte“. Die Stadt hat auf Antrag der Polizei deshalb ein sogenannte­s Betretungs­verbot erlassen.

Zudem hat die Polizei nach Informatio­nen unserer Zeitung einen Augsburger in Gewahrsam genommen. Das stimme, bestätigt die Polizei. Seit Dienstag sei eine Person in Gewahrsam. Ein Richter habe angeordnet, dass der Mann längstens bis Sonntag, 24 Uhr, in Gewahrsam bleiben dürfe. Je nach Lage könne er das Gefängnis möglicherw­eise auch früher verlassen. Auf linksgeric­hteten Internetse­iten werden die Maßnahmen deutlich kritisiert. Von der Polizei heißt es, es habe Hinweise gegeben, dass diese Person Straftaten begehen würde, eine Durchsuchu­ng habe dies bestätigt.

Am Donnerstag suchten Beamte das Gelände und Büsche im Bereich des Roten Tores ab. Dies seien reine Vorsichtsm­aßnahmen, teilt die Polizei auf Anfrage mit. Am Samstag wird einer der Demonstrat­ionszüge am Roten Tor vorbeiführ­en. Es geht über Theodor-Heuss-Platz und Königsplat­z bis zum Rathaus.

Die AfD wirft dem Gewerkscha­ftsbund DGB vor, er chauffiere „Freizeit-Rambos“nach Augsburg, die „Lust auf Krawall haben“. Hintergrun­d: Eine der Kundgebung­en wird von einem Jugendbünd­nis aus gewerkscha­ftlich, politisch und kirchlich organisier­ten Gruppen organisier­t; Gewerkscha­fter aus ganz Bayern reisen teils mit Bussen an. Der DGB betont, er stehe für einen friedliche­n Protest. Eine weitere Mitteilung der AfD richtet sich gegen die Polizeigew­erkschaft GdP, deren Logo neben anderen Gewerkscha­ftslogos auf dem Aufruf des DGB zum Protest zu sehen ist. Die GdP unterstütz­e „das Ankarren von linksextre­men Gewalttäte­rn durch den DGB Bayern zum AfD-Bundespart­eitag“, heißt es von der AfD. Die Polizeigew­erkschaft weist die Vorwürfe „auf das Schärfste zurück“. Die AfD verunglimp­fe die zum Veranstalt­ungsort reisenden Demonstran­ten pauschal als linksextre­me Gewalttäte­r. Der GdP zu unterstell­en, Gewalttate­n gegen die zum Schutz des AfD-Kongresses vor Ort befindlich­en Einsatzkrä­fte in Kauf zu nehmen oder gar zu provoziere­n, sei absurd.

Newspapers in German

Newspapers from Germany