Schwabmünchner Allgemeine

Der lange Weg zur Fahrradbrü­cke

Seit sieben Jahren fordert die Gemeinde Graben einen sicheren Weg über die B 17. Jetzt verkündet der Landkreis einen neuen Zeitplan für das Millionenp­rojekt. Denn die Brücke ist nur ein Baustein eines großen Vorhabens

- VON VERONIKA LINTNER Lechfeld

Seit 2011 fordern die Lechfeldge­meinden einen Radweg im Gewerbegeb­iet Graben. Nun scheint ein Anfang in Sicht.

Kaum zehn Meter ist die Brücke breit. Auf ihren zwei Fahrspuren begegnen sich Autos und Lastwagen, die es eilig haben. Die einen, die schnell auf die B17 wollen. Die anderen, die auf der Bundesstra­ße die Ausfahrt genommen haben, um auf das Lechfeld zu gelangen; zu den Logistikze­ntren, nach Graben oder Kleinaitin­gen. Über die Brücke bewegt sich ein Strom an Autos und Lastwagen – und dazwischen, ab und an, ein Fahrrad. Denn über die Brücke führt kein eigener Weg für Radler. Mit vier Rädern genießt man hier freie Fahrt, auf zwei Rädern droht Gefahr. Mit einem millionens­chweren Projekt will der Landkreis Augsburg das jetzt ändern. Dabei ist die Brücke, mit der die Kreisstraß­e A30 die B17 überquert, nur der Startpunkt eines außergewöh­nlichen Bauprojekt­s.

Bis zu 18 Millionen Euro soll das Vorhaben kosten. „Es ist die mit Abstand größte und teuerste Tiefbaumaß­nahme des Landkreise­s“, sagt Landrat Martin Sailer. „Wir nehmen hier sehr viel Geld in die Hand, um die Infrastruk­tur zu verbessern.“Die Bauarbeite­n erstrecken sich von Ost nach West, von der B-17-Brücke in Graben bis zum V-Markt in Schwabmünc­hen. So lautet der vorläufige Plan. 2020 sollen die ersten Maßnahmen beginnen, mit Straßenver­breiterung­en, Brücken- und Radwegbaut­en. Die Fahrbahn soll auf ganzer Strecke von sechs auf acht Meter Breite erweitert werden. Auf einer Strecke von fast acht Kilometern, von den Logistikze­ntren bis zu den Kornfelder­n und Alleen vor Schwabmünc­hen. Dabei soll auch ein Rad- und Gehweg entstehen, von der B 17 bis zum Kreisverke­hr zwischen Graben und Kleinaitin­gen. Eine Strecke von fast zwei Kilometern, die bisher eine Gefahr für Radler war. Damit kommt ein Plan ins Rollen, der die Lechfeld-Gemeinden schon seit sieben Jahren beschäftig­t. Seit 2011, als die großen Logistiker hier sesshaft wurden, fordert und plant die Gemeinde Graben den Bau eines Radwegs bis zur B17 und über die Brücke. „Der wichtigste Punkt ist für uns, das Gefahrenpo­tenzial für Radler zu beseitigen“, sagt Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf. Arbeiter der Logistikfi­rmen nutzen diese Straße schon jetzt mit ihren Und auch Hobbyradle­r.

Mareike Hartung erhofft sich von diesem Millionenp­rojekt „mehr Verkehrssi­cherheit auf den Alltagsund Arbeitsweg­en“. Die Radverkehr­sbeauftrag­te des Landkreise­s wünscht sich, dass dadurch „Mitarbeite­r motiviert werden, auf das Fahrrad als Verkehrsmi­ttel zur Arbeit umzusteige­n“. Mit dem Millionenp­rojekt entstehe eine neue OstWest-Verbindung, erklärt Hartung. Denn für Radfahrer bildet die B 17, die Ader zwischen Süd und Nord, eine Grenze auf dem Lechfeld. Diese Schneise trennt die Bundeswehr­kaserne und Lagerlechf­eld vom Gewerbegeb­iet und den Gemeinden Kleinaitin­gen und Graben. Doch es geht nicht nur um Radwege und Fahrbahnbr­eiten, um ein paar Bagger und blanken Asphalt. Auf dieser Strecke will der Landkreis „drei Brücken verbreiter­n, zwei neue Rad- und Gehwegbrüc­kenbauwerk­e errichten, eine Stützwand und ein Durchlassb­auwerk erbauen“.

Doch warum erst jetzt? Als sich nach und nach die Logistikze­ntren ansiedelte­n, sah die Gemeinde Graben Handlungsb­edarf. Der Verkehr nahm zu, die Straßen sollten breiter werden. Seit 2015 bestand laut Bürgermeis­ter Scharf ein konkreter Plan für das Landkreisp­rojekt. Dennoch kam es immer wieder zu Verzögerun­gen. Im April 2018 erreichte die Gemeinde Graben wieder eine schlechte Nachricht. Da ließ der Landkreis verlauten, dass Graben den Förderantr­ag für die Baumaßnahm­en erst später als erhofft stellen könne. „Es haben sich einige Parameter verschoben“, erklärt Scharf. Im EU-Recht seien die Anforderun­gen für Bauprojekt­e dieser Art erhöht worden. „Der Landkreis hat uns davon aber nichts gesagt“, sagt der Bürgermeis­ter. „Da gab es ein Informatio­nsdefizit.“

Anpassunge­n an neue Richtlinie­n und Gesetze seien ständig erforderli­ch – sagt das Landratsam­t. Und zeitliche Verzögerun­gen gebe es immer, wenn mehrere Beteiligte im Spiel sind. Die Bahn und zwei Gemeinden sind betroffen: Parallel zur B17 führen Bahngleise. „Auch die Grundstück­sverhandlu­ngen haben leider länger gedauert als erwartet“, heißt es vonseiten des Landkreise­s.

Vor wenigen Tagen traf sich Andreas Scharf nun mit Landrat MarFahrräd­ern. tin Sailer und Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl. Im Gespräch „habe man aber nicht zurück, sondern nach vorne geschaut“, teilt das Landratsam­t mit. Das Resultat der Debatte: ein neuer Zeitplan. Ende 2019 will Graben die Förderung beantragen, im Jahr 2020 soll der Bau beginnen. Wegen der vielen Ingenieurb­auten, Umleitunge­n und Sperrungen, rechnet das Landratsam­t mit einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren – allein für den ersten von drei Bauabschni­tten.

Und auch im finanziell­en Plan behält sich der Landkreis noch ein wenig Spielraum vor: Da im Baubereich derzeit die Preise steigen, könne es auch in diesem Projekt zu einem Kostenanst­ieg kommen. Dabei müssen auch die Gemeinden investiere­n: Sie beteiligen sich an den Kosten für Rad- und Gehweg und die kleineren Bauwerke.

Verkehrste­ilnehmer müssen ab 2020 mit Vollsperru­ngen und Umleitunge­n rechnen. Auch der Bahnverkeh­r wird an einzelnen Tagen beeinträch­tigt sein. Wie stark der Verkehr ins Stocken kommt, ist noch nicht absehbar. Der nächste Schritt für das Projekt folgt am 23. Juli. Dann will der Bauausschu­ss des Landkreise­s den Fahrplan für das Großprojek­t beschließe­n.

Die Verhandlun­gen um die Grundstück­e dauerten länger

 ?? Foto: Veronika Lintner ?? Auf der Brücke über die B17 gibt es keine eigene Spur für Radler, die Gemeinde Graben kämpft schon lange für eine Lösung des Problems.
Foto: Veronika Lintner Auf der Brücke über die B17 gibt es keine eigene Spur für Radler, die Gemeinde Graben kämpft schon lange für eine Lösung des Problems.

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