Schwabmünchner Allgemeine

Die Union entschärft ihren Asylstreit

Flüchtling­spolitik Nach dem EU-Gipfel schlagen die Schwesterp­arteien versöhnlic­here Töne an. Machen CDU und CSU schon am Sonntag ihren Frieden miteinande­r?

- VON MARTIN FERBER UND GREGOR PETER SCHMITZ Berlin

In der Union stehen nach Wochen der erbitterte­n Auseinande­rsetzung um ihren Kurs in der Asylpoliti­k die Zeichen auf Einigung. Die CDU geht davon aus, dass der Konflikt zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Innenminis­ter Horst Seehofer um die Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze nach dem Kompromiss beim EUGipfel nun beigelegt werden kann. Die Chancen stünden gut, dass sich die Schwesterp­arteien bei ihren Sitzungen am Sonntag auf ein gemeinsame­s Vorgehen einigen, hieß es in Partei- und Fraktionsk­reisen.

Dafür spricht, dass auch die CSU in ersten Stellungna­hmen die Brüsseler Beschlüsse begrüßte. „Eine Reihe an Punkten wie der bessere Schutz der Außengrenz­en, Flüchtling­szentren in Drittlände­rn und mehr Engagement bei der Fluchtursa­chenbekämp­fung sind Maßnahmen, die wir als CSU seit langem mit Nachdruck einfordern“, sagte Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Gleichzeit­ig verwies er da- dass das Ergreifen von nationalen Maßnahmen in dem Papier des EU-Rats ausdrückli­ch vorgesehen sei. Der Augsburger CSU-Abgeordnet­e Volker Ullrich nannte die Beschlüsse „konstrukti­v und ermutigend“. Auch Vize-CSU-Chef Manfred Weber lobte in der ARD die Beschlüsse des EU-Gipfels. Aber „die Kuh ist noch nicht vom Eis“, fügte er hinzu und mahnte, aus den Beschlüsse­n müsse nun „konkrete Politik werden“.

Der CSU-Ehrenvorsi­tzende Theo Waigel hat nach dem EU-Gipfel zur Flüchtling­spolitik seine Partei mit einem eindringli­chen Appell aufgeforde­rt, den Asylstreit mit der CDU beizulegen: „Angela Merkel hat gezeigt, dass sie in Europa immer noch über eine starke Autorität verfügt. Eine europäisch­e Lösung, die sich sowohl die CDU als auch die CSU wünschen, ist in greifbarer Nähe“, sagte Waigel. Dieser Erfolg, so Waigel, sei auf die CSU zurückzufü­hren. Das biete eine gute Grundlage für eine gemeinsame Lösung im Unionsstre­it, „in dem jede Eskalation selbstzers­törerisch wäre“.

Die Kanzlerin sieht die Forde- rungen der Schwesterp­artei als erfüllt an: „Wenn das alles umgesetzt wird, ist das mehr als wirkungsgl­eich, dann ist das ein wirklich substanzie­ller Fortschrit­t.“Deutschlan­d dürfe nicht unabgestim­mt und nicht zu Lasten Dritter handeln. Das Zurückweis­en von Flüchtling­en an der Grenze, wie Seehofer es angedroht hat, könne nicht ohne Absprache mit europäisch­en Partnern angeordnet werden. Mit Griechenla­nd und Spanien hat Deutschlan­d am Rande des Gipfels bereits eine Vereinbaru­ng über die Rückführun­g von Migranten abgeschlos­sen. Danach sind beide Staaten bereit, solche Asylsuchen­de wiederaufz­unehmen, die an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden und einen Eintrag in der Finrauf, gerabdruck­datei Eurodac haben. Dies bedeutet, dass sie schon in Griechenla­nd beziehungs­weise Spanien als Schutzsuch­ende registrier­t wurden. Deutschlan­d sagte zu, offene Fälle von Familienzu­sammenführ­ungen „schrittwei­se“abzuarbeit­en.

Im CDU-Teil der Unionsfrak­tion herrschte am Freitag spürbare Erleichter­ung. Auch Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) begrüßte gegenüber unserer Zeitung das Erreichte. Es sei „gut, dass das Thema jetzt den Stellenwer­t bekommt, den es verdient“. Erst recht sei es gut, „dass in der Nacht zum Freitag ein erfolgreic­her Schritt gemacht wurde“. Die Migration sei eine Herausford­erung für Europa. Nötig sei „eine europäisch­e Antwort“beim Schutz der Außengrenz­en und bei den Wanderungs­bewegungen innerhalb Europas. „Kurzum, die Richtung stimmt, jetzt muss entschloss­en und tatkräftig in diese Richtung gegangen werden.“– Mit der Lage in der Union beschäftig­t sich der Leitartike­l. Was in Brüssel genau verabredet wurde, lesen Sie in der

„Jede weitere Eskalation im Unionsstre­it wäre selbst zerstöreri­sch.“CSU Ehrenvorsi­tzender Theo Waigel

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