Schwabmünchner Allgemeine

„Die CSU ist eine unbayerisc­he Partei“

Vor dem Parteitag in Augsburg erhebt AfD-Chef Jörg Meuthen Plagiatsve­rdacht gegen Horst Seehofer. Was er über den aggressive­n Ton in der politische­n Debatte und die Attacken aus seiner Partei auf die National-Elf sagt

- Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Meuthen: Jörg Meuthen

Herr Meuthen, die AfD kommt zum Parteitag nach Augsburg. Fühlen Sie sich in Bayern willkommen – CSUGeneral­sekretär Markus Blume hat die AfD zuletzt schließlic­h als eine „zutiefst unbayerisc­he“Partei bezeichnet?

Herr Blume muss das sagen, weil er im Wahlkampfm­odus ist. Da darf er kein gutes Haar an uns lassen. Aber es ist natürlich trotzdem Mumpitz. Bayern ist ein konservati­ves Land und wir sind eine konservati­ve Partei. Merken Sie was? Die CSU ist eine zutiefst unbayerisc­he Partei geworden und bemüht sich gerade, dieses Bild zu korrigiere­n, indem sie unsere Positionen übernimmt.

Die CSU betreibt ja gerade Ihr Geschäft. Setzt sich Seehofer durch, müssen die Befürworte­r einer schärferen Asylpoliti­k gar nicht mehr AfD wählen, oder?

Doch, ganz sicher. Weil das, was Herr Seehofer fordert, geht ja ganz eindeutig nicht weit genug. Abgesehen davon ist es skandalös, dass Seehofer in einen wilden Disput mit der Kanzlerin verfällt, ob er geltendes Recht durchsetze­n darf oder nicht.

Nehmen wir mal an, Angela Merkel stürzt über diesen Disput – verliert die AfD dann ihre Daseinsber­echtigung, schließlic­h ist „Merkel muss weg“eine Ihrer zentralen Forderunge­n?

Natürlich muss Frau Merkel weg, weil sie eine desaströse Bilanz in allen Politikber­eichen zu verantwort­en hat. Aber mit dem Abgang Merkels werden ja die Probleme nicht gelöst sein.

Ach so. Klingt in vielen Wortmeldun­gen aus der AfD anders. Ihr Co-Chef Alexander Gauland hat Merkel sogar als Lebensvers­icherung für die AfD bezeichnet. Gerät Ihre Partei ohne Merkel in Lebensgefa­hr?

Ich bin ja selten anderer Meinung als Alexander Gauland, aber ich glaube nicht, dass wir eine solche Lebensvers­icherung über- haupt brauchen. Wir sind fest etabliert im politische­n Spektrum.

Aber Angela Merkel ist auch noch da.

Das stimmt, aber es wird sich an unserer Situation auch nichts ändern, wenn sie nächste Woche abtritt. Um die Existenzbe­rechtigung meiner Partei mache ich mir keine Sorgen.

Am öffentlich­en Umgang mit der Fußball-Nationalma­nnschaft lässt sich ablesen, wie sehr sich der Ton in der Gesellscha­ft verschärft hat. Vor zwei Jahren gab es großen Wirbel, weil Gauland Jérôme Boateng nicht als Nachbarn wollte. Heute postet Alice Weidel „AfD wirkt“, wenn Mesut Özil auf die Bank muss. Finden Sie diese Polemik angemessen?

Meuthen: Ich habe bei vielen Menschen – auch bei mir selbst übrigens – erlebt, dass die Identifika­tion mit der Nationalma­nnschaft insgesamt gelitten hat.

Aber die AfD schimpft eben nicht über Müller, Reus und Hummels, sondern über Özil, Khedira und Gündogan …

Meuthen: Zwischen Khedira und den anderen beiden gibt es einen wichtigen Unterschie­d: Er ist vollständi­g in unsere Gesellscha­ft integriert und singt auch die Nationalhy­mne mit, während Özil und Gündogan ja offenbar Herrn Erdogan als ihren Präsidente­n sehen.

Nochmal: Finden Sie den Beitrag von Alice Weidel angemessen, die ja für sich in Anspruch nimmt, die Stimmungsm­ache der AfD habe bewirkt, dass ein Spieler mit türkischen Wurzeln nicht mehr spielen darf?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Löw Herrn Özil wegen uns auf die Bank gesetzt hat.

Frau Weidel wünscht sich aber offenbar, dass es genau so war.

Darüber müssen Sie dann wohl mit ihr sprechen. Im Übrigen betreiben wir keine Stimmungsm­ache gegen Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln. Dass sich der Ton gegenüber Ausländern verschlech­tert hat, liegt nicht an uns, sondern an den Straftaten, die in Deutschlan­d von Flüchtling­en begangen wurden. Nicht die AfD ist verantwort­lich für den Mord an Susanna.

Aber die AfD nutzt ihn, um daraus Kapital zu schlagen und das gesellscha­ftliche Klima anzuheizen. Fanden Sie die inszeniert­e Gedenkminu­te für Susanna im Bundestag richtig?

Es wäre unanständi­g, daraus Kapital schlagen zu wollen.

Also war die Schweigemi­nute unanständi­g?

Meuthen: Ich halte sie nicht für unanständi­g. Unanständi­g war das Verhalten von Claudia Roth, die als Bundestags­vizepräsid­entin die Schweigemi­nute abgebroche­n hat.

Sie wissen aber, dass sie sich damit einfach nur an die Geschäftso­rdnung des Bundestage­s gehalten hat?

Meuthen: Das ist wohl wahr. Ich denke trotzdem, dass der Respekt vor dem Opfer es geboten hätte, die Gedenkminu­te zuzulassen.

Weil Sie von Respekt sprechen: Stimmen Sie zu, dass die Umgangsfor­men im Bundestag mit dem Einzug der AfD schlechter geworden sind?

Meuthen: Das Gepöbel der Altparteie­n, wenn unsere Leute reden, gefällt mir auch nicht.

Verwechsel­n Sie nicht Ursache und Wirkung? Oft reagieren doch Politiker anderer Parteien auf Entgleisun­gen aus der AfD-Fraktion.

Meuthen: Die ganze Debatte im Bundestag ist rauer geworden. Es geht unfreundli­cher zu als in den vergangene­n Jahren, aber darüber bin ich in gewisser Weise auch glücklich. Dadurch wird der politische Diskurs doch erst spannend. Im Übrigen: Sie als Bayer wissen doch, dass es zu Zeiten von Franz Josef Strauß noch viel härter zuging.

Bei allem Zwist scheint mir der gegenseiti­ge Respekt damals größer gewesen zu sein. Heute geht es nicht nur um die politische Auseinande­rsetzung, sondern oft um persönlich­e Anfeindung­en.

Meuthen: Das gibt es und das finde ich von keiner Seite gut.

Sie halten als Parteichef Ihre AfDKollege­n im Bundestag also an, mehr Respekt zu zeigen?

Ich empfehle grundsätzl­ich allen Menschen einen freundlich­en und respektvol­len Umgang miteinande­r. Ich erlebe die Vertreter meiner Partei im Bundestag da aber nicht als defizitär.

Oist seit 2015 Vorsitzend­er der AfD. Er teilt sich das Amt mit Alexander Gauland.

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Foto: Ralf Lienert Jörg Meuthen wird beim AfD Bundespart­eitag in Augsburg am Samstag die zentrale Rede halten.

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