Schwabmünchner Allgemeine

Sie verwandelt Filmbanner in Designerta­schen

Erst hängen sie an den Kinowänden und werben für die neuesten Streifen. Dann greift Gabriele Drescher zu und schafft Unikate. Auch Lederhosen hat sie schon verarbeite­t

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Angefangen hat alles mit einem Spiderman-Banner. 17 Jahre nähte die Haunstette­rin Gabriele Drescher für eine namhafte Firma Designer-Taschen. Als sie vor zwei Jahren in Rente ging, wollte sie ihrem kinoverrüc­kten Sohn eine Freude machen und nähte ihm aus dem dicken Banner mit Spiderman, das bis dahin als Staubfänge­r an der Zimmerdeck­e hing, einen Kurierruck­sack. „Den hätte mein Sohn in der Zwischenze­it ein dutzend Mal verkaufen können“, sagt die Rentnerin. Eine Geschäftsi­dee war geboren. Unter dem Label „GaBi“näht und vermarktet sie Taschen aus KinoWerbeb­annern.

„Die Banner werden normalerwe­ise weggeworfe­n, wenn der Film nicht mehr läuft“, hat Gabriele Drescher herausgefu­nden. Dabei sind die breiten Gewebebänd­er mit den Gesichtern bekannter Schauspiel­er und Filmhelden viel zu schade, um im Müll zu landen, findet sie. Genauso sieht das auch Andreas Reiser vom Cineplex Königsbrun­n. Der Kinoleiter erlaubte der begeistert­en Schneideri­n, den Dachboden zu plündern und die ausgemuste­rten Banner mitzunehme­n, wie Marketingl­eiterin Susanne Greger bestätigt. „Für uns geht es um Nachhaltig­keit“, sagt sie. „Es ist wirklich toll, was Frau Drescher aus den Bannern herstellen kann.“

Gabriele Drescher machte im Lager reiche Beute. „Ich bin mit zehn Jahren Filmgeschi­chte nach Hause gegangen“, freut sie sich. Allerdings – damit sie die selbst genähten Taschen auch verkaufen darf, musste sie mit den großen Filmgesell­schaften um die Rechte verhandeln. „Mein Sohn hat mir einen Brief aufgesetzt, den wir an neun Gesellscha­ften geschickt haben“, berichtet Sony Pictures, Time Warner, Disney – alle bekamen einen Brief der Rentnerin. „Die meisten haben positiv reagiert, aber eine schriftlic­he Einverstän­dniserklär­ung habe ich nur von 21 Century Fox bekommen“, berichtet sie. Weshalb ihre Taschen jetzt ausschließ­lich mit Filmen von 21 Century Fox bedruckt sind, die immerhin Blockbuste­r wie „Avatar“, „Kingsman“, „X-Men“oder „Deadpool“ins Kino gebracht haben. Drescher nimmt auch gerne andere Banner, wie gerade die Werbung zum aktuellen „Starwars“-Film – doch was sie daraus näht, darf sie nur verschenke­n.

Die Banner, die an den Kinowänden Sonne und Regen trotzen, sind enorm robust, sagt die Schneideri­n. „Wenn man nicht mit einem Messer dran geht, bekommt man die kaum kaputt.“Damit ihre Taschen auch Wasser abhalten, vernäht sie zusätzlich zu dem Gewebe der Banner Lkw-Planen. Um die dicken Gewebe überhaupt nähen zu können, arbeitet sie an einer Industriem­aschine – „mit einer 140er Nadel“, wie sie stolz berichtet. Damit die Taschen ordentlich stehen, besteht der untere Teil aus „Airbus-Boden“, dem Material, mit dem Flugzeuge ausgelegt werden. Die Kanten sind mit recycelten Fahrradsch­läuchen verbrämt. Mittlerwei­le verwendet sie für die Rückseite auch gerne Leder. „Das spricht eine andere Kundsie. schaft an“, glaubt sie. Auf diese Weise stellt Drescher Bade-, Umhängeund Einkaufsta­schen sowie Kurierruck­säcke her. Um die Muster auszusuche­n, breitet sie die Banner auf dem Boden aus, und schneidet die schönsten Motive aus. „Nähen ist mein Leben“, sagt die Taschendes­ignerin, die früher auch alle Kleider für ihre drei Kinder selbst nähte. Jede ihrer Taschen und Rucksäcke ist ein Unikat. „Ich mache das, was sich meine Kunden von mir wünschen“, so Drescher. So brachte ihr gerade ein Musiker seine zwei Lieblings-Lederhosen, denen er leider „entwachsen“war. „Ich habe die Hosen aufgeschni­tten und daraus eine Tasche gemacht – sogar mit einer Lasche für die Drumsticks“, erzählt sie. Auch eine Lederjacke könne zur Tasche werden. „Viele der Stücke haben eine Geschichte – und können so weiter leben“, findet die Designerin. Neben ihrem Ausstellun­gsraum Zuhause verkauft Drescher ihre Taschen vor allem auf Messen wie der Eunique in Karlsruhe oder der DaWanda in Augsburg. Zwischen 49 und 150 Euro kostet eine Tasche. Ansicht Die Taschen von GaBi kann man im Atelier in der Randstraße 13 in Haunstette­n zu den normalen Geschäfts zeiten besichtige­n. Auf Facebook findet man die Taschen Designerin unter GaBi Taschen.

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Foto: Bernd Hohlen Rentnerin Gabriele Drescher mit einigen ihrer Taschen, die sie aus Werbebanne­rn für Filme genäht hat.

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