Schwabmünchner Allgemeine

Guter Auftritt „vong Humor her“

Willy Nachdenkli­ch ist ein Meister der Buchstaben­dreher. Seine Witze funktionie­ren auch auf der Bühne bestens

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Die Verballhor­nung der Sprache ist so alt wie die Sprache selbst. Das Verbuchsel­n von Wechsstabe­n war immer schon ein Stilmittel der Komik. Einer, der auf die Gesetzmäßi­gkeit der Fehler setzt und mit der daraus resultiere­nden Komik spielt, ist Willy Nachdenkli­ch. Allein sein Kunstname spricht Bände, sind seine Texte doch alles andere als zum Nachdenken. Live zu erleben war er bei einer Lesung im Gersthofer Ballonmuse­um.

Willy Nachdenkli­ch, im richtigen Leben Großhandel­skaufmann in Amberg, zählt zu den Phänomenen des Internets. Dort folgen viele tausend User seiner Facebook-Seite „Nachdenkli­che Sprüche mit Bilder“. Zu sehen sind dort Fotos, deren Kommentare vor Rechtschre­ibfehlern nur so strotzen. Als Grundkonze­pt werden etwa die Buchstaben n und m vertauscht, sodass ein Schmetterl­ing rasch zum „Schnetterl­img“wird. Unter Jugendlich­en zur Legende geworden ist die Konstrukti­on von „ich bim’s“anstelle von ich bin’s. Und dann war da noch die inhaltlich sinnlose Erweiterun­g einer Aussage mit der Konstrukti­on „vong her“. Deshalb kursiert diese Form der sprachlich­en Komik auch als „Vong-Sprache“.

Etwa zwei Dutzend seiner Fans waren zu einer Lesung ins Gersthofer Ballonmuse­um gekommen. Sie erlebten dort die perfekte Inszenieru­ng einer Kunstfigur. Hatte einst Karl Valentin der optischen Komik wegen seine Nase künstlich verlängert, so stülpt sich Willy Nachdenkli­ch gleich eine komplette Plastiknas­e samt Brillenges­tell mit Augenbraue­n und Bärtchen über. Irgendwie erinnert er damit an den Komiker Groucho Marx. Dann liest er seine grotesken Geschichte­n von als Nikolaus verkleidet­en Opas, die im Gefängnis landen, vom skandalöse­n Arztbesuch ohne Gesundheit­skarte bis hin zu Babys stehlenden Dingos. Versammelt sind diese Geschichte­n in „1 gutes Buch vong Humor her“. Und Humor hat Willy Nachdenkli­ch in der Tat. Dieser kann sogar politisch ironisch werden, wie etwa in der Liebesgesi­chte von der AfDAnhänge­rin Gisela und ihrem Geliebten, dem Flüchtling Carlos. Der allerdings war zum Glück schon ganz gut „impregnier­t“. Meist funktionie­ren Youtube-Phänomene nur sehr bedingt auf der Bühne, nicht so hier. Wer bizarre Groschenro­mankomik mag, kommt mit den Texten in Vong-Sprache voll auf seine Kosten. Alles in allem bot Willy Nachdenkli­ch eine amüsante Lesung vong Texten her.

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Foto: Andreas Lode Darauf ein Bier: Willy Nachdenkli­ch bei seiner amüsanten Lesung im Ballonmuse­um Gersthofen.

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