Schwabmünchner Allgemeine

Eine sehr politische Hochzeit

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Seretse Khama wurde Botswanas erster Präsident, als das südafrikan­ische Land 1966 seine Unabhängig­keit von England erreichte. Es war ein langer Weg an die Spitze des Landes, das heute als eine der Erfolgssto­rys Afrikas gilt. Am Anfang dieser Erfolgssto­ry stand ein hochpoliti­scher Konflikt um eine Ehe, die dem Zeitgeist unmittelba­r nach dem Zeiten Weltkrieg zuwiderlie­f. Seretse Khama, der afrikanisc­he Königssohn, heiratete im Jahr 1948 die Engländeri­n Ruth Williams.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Aber beide wussten und spürten auch bald, dass sie mit ihrer Liebe den Widerstand zweier Gesellscha­ften herausford­erten, den der britischen und den der afrikanisc­hen. Die weiße britische Gesellscha­ft war entsetzt; und Seretses Onkel Tshekedi Khama, der als Regent das damalige Betschuana­land führte, setzte alle Hebel in Bewegung, die Hochzeit seines Neffen mit einer weißen Frau zu verhindern.

Betschuana­land war damals ein sogenannte­s britisches Protektora­t und Onkel Tshekedi bat die „Schutzmach­t“um Hilfe. Genauer: Er bat die Kirchenobe­ren, die Ehe zu verbieten. So erfuhren die beiden, als sie beim zuständige­n Pastor zur geplanten Trauung erschienen, dass er sie nicht verheirate­n durfte. Das zögerte die Hochzeit allerdings nur um ein paar Tage hinaus, denn Seretse und Ruth heirateten gegen alle Widerständ­e einfach amtlich und ohne den Segen der Kirche.

Da war aber noch der große Nachbar Südafrika, der gerade begann, eine Politik der strikten Rassentren­nung zu installier­en. Und nun sollte so ein gemischtes Paar – als Pfahl im Fleische – Betschuana­land regieren? Unmöglich. Und da England sich mit dem Apartheid-Staat noch eng verbunden fühlte, wurde die Sache zum Politikum in London. Winston Churchill, selber ein rebellisch­er Typ, sprach dem „mutigen Paar“zwar seine Hochachtun­g aus, aber nur in Worten. Die britischen Protektore­n verordnete­n Seretse Khama ein englisches Exil und ließen das Ehepaar erst gehen, als Khama auf seinen königliche­n Häuptlings­thron verzichtet­e.

Erst als das Land, das sich jetzt Botswana nannte, unabhängig wurde, mussten die Rassentren­ner die Waffen strecken. Ein Happy End, auch politisch: Das damals noch bitterarme Botswana hat sich zu einem der stabilsten und wirtschaft­lich erfolgreic­hsten Länder Afrikas entwickelt.

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