Schwabmünchner Allgemeine

Seehofer geht mit leeren Händen

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Wer Angela Merkel unterschät­zt, hat schon verloren. Und unter Druck läuft die Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin in der Regel zur Höchstform auf. Horst Seehofer müsste dies eigentlich wissen, seit bald zwei Jahrzehnte­n hat der Mann aus Bayern in unterschie­dlichsten Konstellat­ionen mit der Frau aus dem Osten zusammenge­arbeitet. In dieser Zeit hat er viele Rivalen der Kanzlerin kommen – und gehen – sehen. Angela Merkel hat alle überlebt, so wie sie auch alle Krisen überstande­n hat.

Warum Horst Seehofer glaubte, er könne im Konflikt um die Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze der Kanzlerin ein Ultimatum setzen, bleibt sein Geheimnis. Viel spricht dafür, dass ihn Markus Söder und Alexander Dobrindt bei ihrem Kampf um sein Erbe zum Äußersten getrieben und den Konflikt immer wieder angeheizt haben. Klug war es jedenfalls nicht. Denn weder für Seehofer noch für seine CSU hat es etwas gebracht. Am Ende des nunmehr zweiwöchig­en Konflikts steht er praktisch mit leeren Händen da, die CSU steht in Bayern bei 40 Prozent – und die persönlich­en Werte Seehofers sind stark eingebroch­en.

Es ist offensicht­lich: Horst Seehofer, der nicht weniger als einen radikalen Neuanfang in der Ausländerp­olitik wollte, hat sich in jeder Beziehung verspekuli­ert – und sich wie seine Partei in eine Sackgasse manövriert. Er rechnete wohl nicht, dass Merkel in Brüssel etwas erreichen würde. So wirkte sein Nein nur noch trotzig und rechthaber­isch. Insofern ist sein Rücktritt nicht nur logisch, sondern auch konsequent.

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