Schwabmünchner Allgemeine

Dawanda hört auf

Das Portal für Selbstgema­chtes geht offline. Was die Gründerin sagt

- VON MICHAEL KERLER Augsburg

Es gibt dort liebevoll genähte Kindergart­en-Rucksäcke mit Märchen-Motiven oder Hasen, bunte Pluderhose­n, leichte Sommerklei­der, Taschen, Schmuck und Lampen. Nicht selten finden sich dazwischen kuriose Produkte wie gehäkelte oder gefilzte Frühstücks­ei-Wärmer in Eichhörnch­en-Form. Das alles ist bunt, kreativ – und vor allem: Es ist selbst gemacht. Das Internetpo­rtal Dawanda ist damit in den vergangene­n Jahren zum Aushängesc­hild des Do-it-yourselfTr­ends geworden. Immer mehr Erwachsene, hieß es, basteln, häkeln, stricken und nähen in der Freizeit. Jetzt gibt es für Dawanda ein überrasche­ndes Ende: Das Portal berichtete am Samstag, dass es am 30. August seinen Betrieb einstellt.

Den Online-Marktplatz für Selbstgema­chtes und Unikate hatten im Dezember 2006 Claudia Helming und Michael Pütz in Berlin gegründet. Ihre Idee schlug ein: Plötzlich gab es einen Weg, Deckchen, Töpfereien oder selbstgesc­hneiderte Kleidung bundesweit, ja internatio­nal anzubieten. Auch in unserer Region verkauften Kreative ihre Einzelstüc­ke über Dawanda. Eigenen Angaben zufolge stellten seit der Gründung 360000 Hersteller ihre Produkte bei Dawanda ein. Das Portal hatte 150 Mitarbeite­r und rund sechs Millionen Dinge im Angebot.

Jetzt kommt das Aus. Nach zwölf Jahren wird der Marktplatz am 30. August geschlosse­n. „Die Entscheidu­ng fiel uns nicht leicht“, sagte Geschäftsf­ührerin und Gründerin Claudia Helming. Gemeinsam habe man Do-it-yourself-Produkte salonfähig gemacht. „Dennoch mussten wir uns in den letzten Jahren zunehmend eingestehe­n, dass es uns alleine nicht gelingen wird, das Wachstum weiter voranzutre­iben“, sagte sie. Die Mitarbeite­r würden Abfindunge­n erhalten, zum Teil seien sie schon freigestel­lt. Kunden und Verkäufern legte die DawandaGrü­nderin ans Herz, zur US-Plattform Etsy zu wechseln.

Bei Dawanda lief es auch nicht immer rund: Nach Umstruktur­ierungen und einem Personalab­bau war das Portal im Herbst 2017 erstmals profitabel gewesen.

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Foto: Boris Breuer, Dawanda Dawanda Gründerin Claudia Helming.

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