Ein Leben für Licht und Glas
Peter Suntinger schließt Ende des Jahres sein Lampengeschäft am Oberen Graben. Viele Kunden bedauern diese Entscheidung. Denn es ist nicht nur ein Laden, sondern ein Fundus an Raritäten, Ersatzteilen und Herzlichkeit
Stehlampen, Deckenlampen, Kronleuchter, Nachttischlampen, Küchenlampen und Leuchtsäulen stehen und hängen bei Lampen Suntinger dicht gedrängt nebeneinander. Dazwischen laufen Kunden, verschwinden hinter einem Lampenschirm und tauchen plötzlich an einer anderen Stelle im Laden wie aus dem Nichts wieder auf. An ihrer Seite ist stets Peter Suntinger, der Inhaber des Geschäfts am Oberen Graben. Er verkauft Lampen aller Art. Stilistisch reicht das Angebot von antik bis modern. So hängt auf der einen Seite eine Gaslampe von 1880, gleich gegenüber ein Scheibenlüster von 1970 und dreht man den Kopf ein wenig weiter, fällt einem eine ganz moderne Lampe mit LED-Leuchtstreifen ins Auge. Zählt man die Angebote aus dem Katalog dazu, gibt es wohl kaum eine Lampe, die es hier nicht gibt.
Seit 32 Jahren betreibt Peter Suntinger bereits sein Geschäft. Elf Jahre lang am Milchberg, seit 21 Jahren am Oberen Graben. Sein breit gefächertes Sortiment, seine Reparaturund Restaurierungsarbeiten und vor allem das Angebot an alten und besonderen Lampen hat ihn in Augsburg bekannt gemacht. Doch bald ist Schluss mit all dem. Ende 2018 wird Suntinger seinen Lampenladen schließen.
Grund ist die Kernsanierung des Gebäudes mit der Hausnummer 51. Das Geschäft muss daher ausziehen. Eine Rückkehr nach Abschluss der Arbeiten schließt Peter Suntinger aus. „Wir haben uns das schon überlegt, aber wir werden nicht jünger“, erzählt der 67-Jährige und meint damit sich und seine Frau Marianne, die ihn im Geschäft unterstützt. Einen Nachfolger gibt es nicht.
Über Wehmut will Suntinger nicht sprechen. „Ich lebe im Hier und Jetzt und das zählt“, sagt er. Dass ihm der Abschied am Ende doch nicht ganz leicht fallen wird, kann man daher nur vermuten und aus seinen Erzählungen und dem Umgang mit Kunden schließen. Die betreut Suntinger nämlich ganz individuell und mit viel Geduld. Er gibt Tipps, zeigt Alternativen und bemüht auch mal den Katalog, wenn der Kunde im Laden selbst nicht das Passende findet. So auch bei Christa Neumeir.
Sie sucht nach einer Lampe über ihren Küchentisch: „Ich kann mich oft schlecht entscheiden und bin daher heilfroh, dass mir dieser Laden empfohlen wurde. Die Beratung ist perfekt und herzlich“, beschreibt sie. Und am Ende des Gesprächs ist nicht nur sie glücklich über die Wahl ihrer neuen Lampe, sondern ganz offensichtlich auch Peter Suntinger. „Mein Lieblingskunde ist der, der sich wie ich für Lampen, Licht und Glas begeistern kann. Deshalb geht es mir nicht nur um den Preis und die Einnahmen, sondern auch darum, dass sich möglichst viele Menschen ihre Wunschlampe leisten können“, erzählt er.
Eigentlich ist Peter Suntinger gelernter Koch. „Das haben meine Eltern so ausgewählt. Nach dem Motto: Gegessen wird immer“, sagt er mit einem Lächeln. Aber die Leidenschaft für Licht und Glas haben ihn auf einen anderen Weg geführt. Auf Flohmärkten hat alles begonnen, dann kam der Laden. Über Reisen hat Peter Suntinger in den Anfangsjahren viele Kontakte zu Händlern geknüpft, die ihm besondere Stücke besorgen konnten. Heute ist das nicht mehr nötig. Das Netz an Händlern ist dicht gewoben, die Stücke finden wie selbst den Weg nach Augsburg. Auch zu Glashütten hat Suntinger gute Kontakte. Die kommen immer dann ins Spiel, wenn bei der Restaurierung alter Lampen Ersatzteile aus Glas nötig werden.
Eine Lieblingslampe hat Peter Suntinger trotz der vielen Jahre in seinem Geschäft nicht. „Ich kann jeder Lampe etwas abgewinnen“, sagt er wie aus der Pistole geschossen und beginnt dann auch gleich zu erklären, welche Stücke vor ihm stehen und was sie auszeichnet. Eine Eigenschaft, die auch die Kunden im Geschäft schätzen. Inge Sandler war schon öfter bei Suntingers Kundin und sagt: „Hier spürt man, dass mit Herzblut gearbeitet wird. Dazu werden Lampen auch repariert und der Fundus an Ersatzteilen begeistert mich. Wo gibt es denn das heute noch?“
Auch bei Suntingers nicht mehr allzu lange. Doch bis Ende des Jahres gibt das Ehepaar weiterhin alles, seine Kunden zufriedenzustellen. Dafür nehmen sie auch den stundenlangen Lärm der Baumaschinen in Kauf, die in den oberen Etagen des Gebäudes bereits kräftig im Einsatz sind.